'Madame Bovary' - Teil 2, Kapitel 11 - 15

  • Charles Améry schreibt in seinem Essay "Charles Bovary, Landarzt", dass Flaubert gegenüber Charles dezidiert ungerecht gewesen sei. Der fehlgeleiteten Emma gibt es in ihrer Beharrlichkeit so etwas wie inneres Heldentum bei, während der ebenso beharrlich fehlgeleitete Charles bloß als lächerliche Figur dasteht.


    Es ist allerdings schwierig, in Flauberts Werk allgemein Figuren auszumachen, die nicht an irgendeiner Stelle lächerlich erscheinen. Flaubert hat als Mensch durchaus eine gewissen Borniertheit ausgestrahlt (zum Beispiel in der Korrespondenz mit seiner Freundin Louise Colet), und das färbt mehr oder weniger auf alle seine Figuren ab. Meine persönliche Meinung.

  • Zitat

    Original von Zefira
    Charles Améry schreibt in seinem Essay "Charles Bovary, Landarzt", dass Flaubert gegenüber Charles dezidiert ungerecht gewesen sei. Der fehlgeleiteten Emma gibt es in ihrer Beharrlichkeit so etwas wie inneres Heldentum bei, während der ebenso beharrlich fehlgeleitete Charles bloß als lächerliche Figur dasteht.


    Ich kann diesem Herrn Amery nicht zustimmen. Emmas inneres Heldentum empfindet nur sie selbst so, ich überhaupt nicht. Und Charles mag vielleicht manchmal lächerlich wirken, aber er zeigt auch andere Qualitäten.

  • An Emma kann ich so gar nichts heldenhaftes finden. Für mich gibt es einige Szenen, wo sie geradezu erschütternd naiv und im schlechtesten Sinne sentimental ist.
    Allerdings dürfte sie zur Entstehungszeit anders gewirkt haben und sie vermutlich mehr Sympathien erweckt haben.
    Ich glaube, Charles wirkt für uns heute so viel sympathischer, weil sich auch das Bild, wie denn ein Mann sein sollte ein wenig verändert hat. Für Flaubert mag er der Inbegriff eines Langweilers und betrogenen Mannes gewesen sein. Bei mir kommt er ganz anders an.

  • Ja, heute sehen wir das anders. Sicher hatte man damals erwartet, dass der Ehemann mit der Faust auf den Tisch haut.
    Und Emma hätte heute vielleicht mehr Möglichkeiten, ihre Träume auszuleben, vielleicht hätte sie ja eine Model- oder Schauspielkarriere angestrebt.

  • Ich glaube, sie wäre heute so unglücklich, wie damals auch. Es ist ja nicht so, dass sie an irgendetwas, das sie wirklich wollte, gehindert worden wäre. Es war ihr eigener Entschluss, das Zeichnen aufzugeben.
    Sie hatte tatsächlich eher mehr Möglichkeiten, als die meisten Frauen ihrer Zeit.


    Ich habe mit dem letzten Teil angefangen :-]

  • Zitat

    Original von made


    Ich kann diesem Herrn Amery nicht zustimmen. Emmas inneres Heldentum empfindet nur sie selbst so, ich überhaupt nicht. Und Charles mag vielleicht manchmal lächerlich wirken, aber er zeigt auch andere Qualitäten.


    :write
    so geht es mir auch.
    ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Emma heute glücklicher geworden wäre, ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, dass sie überhaupt nicht weiß, was sie will und ständig nur irgendwelchen Hirngespinsten hinterher rennt, da wäre sie heute, mit noch mehr Möglichkeiten, bestimmt nicht besser zurecht gekommen.