'Die Zarentochter' - Seiten 267 - 333

  • Nun weiß ja dank des Großdruckes auf dem Rückentext selbst der dümmste Preusse längst, dass es Karl werden wird, auch wenn der erst im letzten Abschnitt des Buches auftaucht. Aber was hatte den der Herr Metternich so gegen diese Heirat? Dessen grosse Zeit war doch zum Wiener Kongress, das heisst doch 1840 schon lange vorbei?

  • ... oder im umgekehrten Sinne um Kontrollverlust. Eine starke Ehefrau mit einem so starken Land wie Russland im Rücken hätte Stephan auch gestärkt. Metternich wollte aber lieber selbst die Geschicke Österreichs leiten, er war nicht gewillt, die Fäden aus der Hand zu geben, mit denen er allerlei Intrigen spann. Und so war ihm ein schwacher, willfähriger Stephan eben lieber. Es heißt nicht umsonst: Hinter jedem starken Mann steckt eine starke Frau. Der arme Stephan hat übrigens nie geheiratet, ist Single geblieben und sehr jung arm und machtlos gestorben ... Hätte er doch nur zur rechten Zeit mal den Mund aufgemacht!, kann man da nur sagen.


    Beowulf, wo kommst du denn genau aus dem Hohenlohischen her? Wir nennen diese Landschaft "die Toskana Deutschlands" und immer, wenn ich dort durchfahre, würde ich mir gern ein Ferienhäuschen dort kaufen. Aber, ehrlich gesagt, geht mir das auch so, wenn ich über den Rennsteig fahre oder im Südschwarzwald unterwegs bin ...


    So, ihr Lieben, für heute mache ich hier Schluss. Würde mich freuen, wenn ihr bis morgen ein Stück weitergelesen habt und ihr weiter von euren Eindrücken und Gefühlen erzählt. Ich erzähl dann auch ein bisschen von der Balinger Lesung, wenn ihr wollt.


    Grüßlis sendet Petra

  • Das hat mich am Anfang auch durcheinander gebracht, da man ja durch den Klappentext schon sehr früh wusste das es Karl wird.


    Zu dem Herrn Metternicht fällt mir auch noch so spontan ein, das die Habsburger ja streng nach dem Spanischen Hofzeremoniell leben. Und das schließt auch den Katholischen glauben mit ein.
    Also denke ich mal, das das auch ein sehr großes Problem war, wenn ein Erzherzog eine Andersgläubige Frau Heiraten wollte.

  • Juliane, du hast absolut Recht, bei Olly und Stephan kam tatsächlich noch das Problem dazu, dass sie russisch-orthodoxen Glaubens war und er katholisch. Am Ende stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht das Hauptproblem war, sondern nur ein vorgeschobenes ... Aber mehr darf ich hier echt nicht dazu sagen!!!

  • Da verliebt sich Adini in Friedrich - und Olly steht wieder ohne Mann da! Aber leider war der Schwester kein langes Lebensglück beschienen. Sie stirbt kurz nach einer Frühgeburt! Mittlerweile ist Olly schon 7 Jahre verlobt - ohne ihren Verlobten zu kennen! Und dann zerschlägt sich alles - wie muß sie da gelitten haben! :wave

  • So nun habe ich mich wiedermal bei wikipedia schlau gemacht und was habe ich da wohl gelesen!


    Die Stände, welche damals in Preßburg tagten, erklärten kurz und bündig, den Erzherzog Stefan niemals zum Palatin zu wählen, wenn er sich mit einer russischen Prinzessin vermähle. Die Staatsraison, welche in den Herzensangelegenheiten der Fürsten das entscheidende Wort spricht, entschied auch in diesem Falle und ohne Gemahlin zog der neue Statthalter Böhmens in die Landeshauptstadt ein.



    Also doch wegen des Glaubens, wenn man es so nehmen will.

  • Kannten sich nicht, noch nicht mal irgendwo kurz getroffen und keinerlei persönlicher Kontakt. Das fand ich am befremdlichsten. Da sind sie inoffiziell und doch allgemein bekannt verlobt, ohne Feier, ohne Ringe und ohne jemals Briefe auszutauschen.


    Arme Olly, eine Schwester hat ihren Traummann heiraten dürfen, ohne sich vorher über alle Konsequenzen bewusst zu sein. Die andere durfte es auch, ihr Glück währt aber leider nicht lange. Nur Olly und Sascha wird dieses Wahl verwehrt, zumindestens bisher. Ich wünsche Sascha ja, dass er mit seiner Cerise glücklich wird.


    Beeindruckt hat mich auch die andauernde Liebe zwischen Ollys Eltern, trotz der so eklatanten Unterschiede zwischen den beiden. War in der damaligen vermutlich eher selten, dass Kinder ihres Ranges miterlebten, wie lange eine Ehe glücklich sein kann, wie harmonisch ein solches Heim sein kann. (Soweit die Kinder ihre Eltern sahen und das scheint in diesem Fall überdurchschnittlich oft gewesen zu sein, auch wenn es mir nach heutigen Verhältnissen wenig erscheint.)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • [quote]Original von ottifanta
    Kannten sich nicht, noch nicht mal irgendwo kurz getroffen und keinerlei persönlicher Kontakt. Das fand ich am befremdlichsten. Da sind sie inoffiziell und doch allgemein bekannt verlobt, ohne Feier, ohne Ringe und ohne jemals Briefe auszutauschen.


    Beeindruckt hat mich auch die andauernde Liebe zwischen Ollys Eltern, trotz der so eklatanten Unterschiede zwischen den beiden. War in der damaligen vermutlich eher selten ... quote]


    Liebe Ottifanta,


    sieben Jahre Fernverlobung? Während meiner Recherchen habe ich über diesen Punkt am längsten gegrübelt, denn dass eine Frau das "mit sich machen ließ" übersteigt unser heutiges Verständnis. Aber dann ist mir klar geworden, dass dies Olly zumindest in der Anfangszeit ziemlich gut in den Kram gepasst hat, denn so wurde sie von andern Ehemann-Anwärtern verschont, stand in der Öffentlichkeit einigermaßen gut da und konnte weiter von ihrem Alexander träumen. Erst, als sich dieser Traum zerschlug, begann Stephan für sie Wichtigkeit zu gewinnen.


    Zu deinem zweiten Punkt: Olly beschreibt den Zaren im Privatleben tatsächlich als sehr liebevoll in ihren Memoiren. Als Herrscher war er ja äußerst brutal, aber als Vater und Ehemann ganz leidlich - zumindest solange alle nach seiner Pfeife tanzten ....


    Ach, manchmal denke ich, es hat sich eigentlich nichts geändert bis zur heutigen Zeit ...

  • Die Gefühle für den unbekannten Verlobten haben sich mit der Zeit ja auch immer wieder verändert. Anfangs Freude, Glaube an die Beschreibungen der anderen, dann war es praktisch, dass er so fern ist, aber irgendwann setzten Gerede und Frust ein. Arme Olga.


    Die Unterschiede zur heutigen Zeit waren so deutlich. Heutzutage muss der Geliebte jederzeit erreichbar sein, Handy, Internet, ICE und Flugzeuge machen es leicht.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Da verliebt sich Adini in Friedrich - und Olly steht wieder ohne Mann da! Aber leider war der Schwester kein langes Lebensglück beschienen. Sie stirbt kurz nach einer Frühgeburt! Mittlerweile ist Olly schon 7 Jahre verlobt - ohne ihren Verlobten zu kennen! Und dann zerschlägt sich alles - wie muß sie da gelitten haben! :wave


    :write
    Wie traurig :cry Adini litt an Tuberkolose und stirbt bei der Geburt ihres 1 Sohnes. Er kam 3 Monate zu früh zur Welt.


    Schade finde ich, dass niemand auf die Idee kam Adini frühzeitig ins warme Sizilien zu schicken, damit es ihren Bronchien gut tut.
    Olly und ihre Mutter haben ja später auch einige Zeit dort verbracht, wo Olly dann auch ihren zukünftigen Karl kennenlernt.


    Gab es die Villa Olivuzza wirklich?? Ich habe beim googeln danach nichts finden können.....

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Ja, besagte Villa gab es, Olly beschreibt sie sehr blumig in ihren Memoiren. In besagtem Vorort von Palermo gab es ein ganzes Villenviertel, in dem auch sehr viele Russen ihre Domizile hatten. Ich habe ein sehr schönes Buch im Antiquariat dazu gefunden, es steht, glaube ich, auch auf meiner Bücherliste, die ihr unter www.die-zarentochter.de und dort unter "Leben im Zarenreich" findet.

  • Die Wandlung von Ollys Gefühlswelt während der Verlobungszeit hat mich schon auch verwundert. Mir schien es nämlich auch, dass es Olly am Anfang ganz gut gepasst hat. Dass es dann anscheinend wirklich schwer wurde, einen Mann für sie zu finden, hätte ich mir nicht so vorgestellt. Ich hätte gedacht, es hätten sich alle Königshäuser auch noch um eine 20-jährige Zarentochter gerissen - interessant!


    Jetzt scheint es aber gut auszugehen, wie ja bereits angekündigt ;-), und ich freue mich auf den letzten Abschnitt!


    Ich bin mir nicht sicher, dass das noch in diesem Abschnitt war, aber etwas traurig gemacht hat mich dann doch die Szene, als Mary ihrer kleinen Schwester von den Problemen erzählt, die Max und sie mit der russischen Gesellschaft haben. Schade, aber fremdenfeindliche Menschen gab es anscheinend immer schon :pille.

  • Bei Wiki ist das Bild von Adini zu finden, das sie mit Grand Folie zeigt:


    http://upload.wikimedia.org/wi…Alexandra_Nikolaievna.jpg


    In Sachen Schönheit hat sie ihre Schwestern wirklich von den vorderen Plätzen verwiesen. Die sahen zwar auch gut aus, aber Adini war wirklich zauberhaft.


    http://upload.wikimedia.org/wi…na_i_Olga_Nikolayevna.jpg


    Das zweite Bild finde ich von der Optik her irgendwie merkwürdig. Olgas Gesicht wirkt lebensecht, während das von Mary aussieht wie eine Puppe.


    EDIT:


    Ich hab noch späte Bilder von Olga gefunden. Ich finde, sie hat auch im alter eine tolle Ausstrahlung gehabt:


    http://www.kavallerie-regiment18.de/img/dr25-2.jpg


    http://farm4.static.flickr.com…2662283605_a62750f4f9.jpg


    http://www.librarything.com/au…ola-4a5e2ac3f0b41-big.jpg

  • Liebe Bouquineur,


    mir geht es da wie dir: Ich finde auch, dass Olga im Alter eigentlich noch schöner geworden ist. Sie hat ein Gesicht, in das ich ewig gucken könnte. Und immer frage ich mich, was hinter dieser Stirn vorgeht, was diese Augen alles gesehen haben, wie sie sich fühlt. Man sieht dieser Frau irgendwie an, dass sie viel schweres erlebt haben muss und nur mit viel Selbstherrschung die Fäden in der Hand hält. Oder ist das zu viel Interpretation meinerseits?
    Jedenfalls macht es mir die Sache immer leichter, in eine Person hineinzukriechen, wenn es so viel Bildmaterial gibt wie im Fall der Romanows.


    Müde Grüßlis (heute nacht erst um halb zwei von 'ner Lesung heimgekommen) sendet Eure Petra