Schreibwettbewerb September 2009 - Kommentare
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Die folgenden Beurteilungen repräsentieren meine subjektive Meinung, die niemand zu teilen gezwungen ist.
Lindenstraße
Hier finden sich durchaus gelungene Passagen, allerdings verstehe ich nicht alles. Die Funktion des Titels erschließt sich mir nicht, was vielleicht daran liegen mag, dass ich noch nie die Serie "Lindenstraße" gesehen habe und hier ein Insiderwitz versteckt ist. Auch konnte sich der Autor wohl nicht ganz für eine Moral entscheiden. Offenbar will er um jeden Preis kritisieren, und kritisiert daher alles auf einmal: Zuerst allzu neugierige Rentner, dann gläserne Internet-Subkulturen und zum Schluss gewaltbereite Jugendliche. Das alles ergibt einen Text, der auf halbem Weg zu "gelungen" beim Prädikat "interessant" verweilen muss. Es reicht für einen Punkt.An den traurigen Jungen von nebenan
Eine schöne Geschichte, jedoch in ihrer Knappheit ein wenig zu einfach gestrickt. Ich kann zum Beispiel nicht nachvollziehen, warum der vermutliche Vater des Jungen einfach wieder geht. An seiner Stelle hätte ich mehr über die Adressatin des Briefes wissen wollen. Für eine bessere Struktur und Lesbarkeit hätte es sich außerdem angeboten, den Text zu gliedern.Mein Nachbar von nebenan
Schon der Titel ist hier eher unglücklich gewählt, nicht nur wegen seiner Ähnlichkeit mit dem vorhergehenden. "Mein Nachbar von nebenan" klingt ungefähr so aussagekräftig wie "Mein Bruder, der Verwandte". Leider ist auch der nachfolgende Text nicht sehr unterhaltsam. Er enthält nicht nur einige Orthographiefehler, sondern auch für die Geschichte völlig irrelevante Sätze wie "Ich betrat mein Haus und ging in die Küche". Das interessiert niemanden, also gehört es auch nicht hinein. Die Auflösung ist gut gemeint, aber ein alter Hut. Nein, dieser Text konnte mich leider nicht begeistern.Keep on moving
Hier handelt es sich im Prinzip um die Beschreibung einer Figur. Das könnte der Einstieg in einen Roman sein, für eine Kurzgeschichte erscheint es ungeeignet, zumal es sich auch nicht um eine außergewöhnlich faszinierende Person handelt. Außerdem verstehe ich nicht, warum hier ein englischer Titel gewählt wurde. Insgesamt ein Text der Kategorie "Netter Versuch".Ein paar Fragen
Zugegeben, die Auflösung ist ein wenig vorhersehbar. Trotzdem gefällt mir diese Geschichte ziemlich gut. Die Situation kennt jeder, der Verlauf des Gesprächs ist gut ausgearbeitet und die letztendlich ausbleibende Akzeptanz der untypischen Antworten ist ein herrliches Beispiel für die Nichtigkeit bestimmter Statistiken. Darüber hinaus passen pointierte Gedankengänge wie "Traute Kristin mir nicht zu, auch schwierigere Fragen zu beantworten?" einfach wie die Faust aufs Auge und sind höchst amüsant. Platz eins!Stammbaum
Diesem Beitrag kann man zugute halten, dass er originell ist. Erstens der einzige lyrische Text, zweitens eine andersartige Interpretation des Themas. Viel mehr positive Aspekte lassen sich leider nicht entdecken: Sprache und Inhalt wollen nicht so recht zueinander finden und das Zurechtstutzen von Worten für ein besseres Reimschema ist auch nie ein Ruhmesblatt.Morgens halb zehn in D.
Hm. Dieser Text ist für mich schwierig zu beurteilen. Zweifellos keine schlechte Schreibe, allerdings wirkt alles auf mich sehr gewollt. Im ersten Abschnitt kommt dem Leser gleich eine ganze Armada an Personifikationen für die Sonnenstrahlen entgegen. Und auch im weiteren Verlauf scheint es sich mehr um ein Spiel mit der Sprache zu handeln als um eine tatsächlich erzählenswürdige Handlung. Harmonisch wirkt das nicht immer: "mit erstaunlicher Behändigkeit"? Warum nicht einfach "erstaunlich behände"? Letztendlich muss ich allerdings sagen, dass mich der Text gut unterhalten hat. Und darum geht es. Zwei Punkte.African Queen
Dieser Text wirkt wie ein Fragment, als wäre er noch nicht fertig strukturiert und ausgearbeitet. Der Monolog der Frau könnte noch weiter ausgearbeitet werden und müsste vor allem für sich stehen. Auch der Schluss hätte eine prägnantere Ausführung nötig. Ansonsten fließt der gesamte Inhalt einfach am Leser vorbei ohne zu einer runden Geschichte zu werden.