Gunther von Hagens: Körperwelten

  • Machen wir uns nichts vor: Alles, was machbar ist, wird von irgend einem Menschen auch gemacht, denn alles was denkbar ist ist auch möglich. In dieser Hinsicht habe ich überhaupt keine Illusionen, egal auf welchem Gebiet und in wievielen Kellern heimlich fabriziert, der Mensch, dem es juckt, der macht es auch.
    Ethik, Moral und was auch immer ins Feld geführt wird, der freie Wille erlaubt es.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Ich wollte die Ausstellung sehr gerne sehen, kam aber leider nicht dazu.
    Amüsanterweise zur Eröffnung gab es auch eine Diskussion im Radio.
    Meine Meinung ist, dass es natürlich etwas anderes ist und von einigen als 'abartig' gesehen wird. Ich stimme dem nicht zu, im Gegenteil, ich interessiere mich sogar dafür, was im menschlichen Körper passiert bzw. wie eine Lunge nach jahrelangen rauchen aussieht. Das war eines der Dinge die ich leider nur gehört habe.

    Es ist sonderbar, wie gern die Menschen böser erscheinen möchten, als sie sind. -Daniel Defoe-

  • Mal ehrlich, am schlimmsten sieht doch der Mann (von Hagens) selber aus. ;-)


    Der Rest ist wahrscheinlich vor allem für Mediziner interessant und die übrige Menschheit zumindest ein dankbares Diskussionsthema.



    edit: Überschift ergänzt

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

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  • Zitat

    Original von Alice Thierry


    Der Rest ist wahrscheinlich vor allem für Mediziner interessant und die übrige Menschheit zumindest ein dankbares Diskussionsthema.


    So interessant nun auch wieder nicht...Mediziner sehen genug Tote - für sie ist es Normalität. Nicht normal ist es allerdings, Tote als Pokerspieler oder auf einem Pferd zu sehen. Wer seinen Körper für diese Ausstellung spendet, weiß, was er tut und wird damit einverstanden sein. Ich persönlich würde es nicht mögen, jemanden aus meiner Familie so zur Schau gestellt zu sehen, aber jeder so, wie er mag.

  • Zitat

    Original von Eskalina: Wer seinen Körper für diese Ausstellung spendet, weiß, was er tut und wird damit einverstanden sein. Ich persönlich würde es nicht mögen, jemanden aus meiner Familie so zur Schau gestellt zu sehen, aber jeder so, wie er mag.


    Das ist genau der Punkt, weswegen ich eine derartige Ausstellung nicht besuchen werde. Vor Jahren berichtete eine Dokumentation davon, wie von Hagens durch die Welt reiste und Menschen in nicht komfortablen Lebenssituationen Geld dafür anbot, ihren Leichnam später in seiner Ausstellung verwerten zu lassen.
    Dabei kann man den Wahrheitsgehalt derartiger Sendungen anzweifeln,
    letzte Bedenken konnte in mit von Hagens geführten Interviews meines Erachtens nicht beseitigt werden..
    Seine Vorgehensweise mag korrekt und abgesichert sein, für mich bleibt der schale Beigeschmack, dass die finanzielle Situation Einzelner ausgenutzt wird, um mit einem schockenden Kunstexperiment Kasse zu machen. Fragt sich, was bleibt, wenn das letzte Tabu gebrochen worden ist und welchen Erkenntnisgewinn der Zuschauer aus dem Ausstellungsbesuch zieht.
    Meinungen würden mich hierzu übrigens interessieren.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Fragt sich, was bleibt, wenn das letzte Tabu gebrochen worden ist und welchen Erkenntnisgewinn der Zuschauer aus dem Ausstellungsbesuch zieht.
    Meinungen würden mich hierzu übrigens interessieren.


    Ich war Anfang des Jahres in der Ausstellung, und ich habe immer wieder den Eindruck, die Leute, die am lautesten dagegen protestieren und alles kritisieren, waren selber nie drin und haben sich kein eigenes Bild gemacht und wissen teilweise gar nicht wovon sie reden.


    Ich bin mit gemischten Gefühlen reingegangen, da ich keine Ahnung hatte, wie ich das finden würde, und als ich rauskam war ich wirklich beeindruckt und froh dass ich reingegangen bin. Ich habe keine Ahnung von Medizin und Anatomie, und fand es einfach interessant, das Innere eines Körpers plastisch zu sehen, was doch was anderes ist, als wenn man sich ein Anatomiebuch aufschlagen würde. Die sensationsheischenden Darstellungen brauche ich auch nicht, und die sehe ich auch ziemlich kritisch, da ich denke, dass die zu weit gehen. Wobei ich glaube, dass die Ausstellung in Heidelberg noch etwas zurückhaltender war, als manche andere.

    Aber die normalen Plastinate menschlicher Körperteile oder Körper fand ich sehr interessant und lehrreich, und bestimmte Objekte haben mich ziemlich beeindruckt, das Plastinat das alle Adern des Gehirns zeigt und wie ein roter Schwamm aussah, ein anderes, das nur die Nerven eines Menschen zeigt, sich mal anzuschauen, wie so ein Ischias aussieht.


    Alles in allem bin ich froh, dass ich reingegangen bin und mir das angeschaut habe.

  • Hallo Ushuaia,


    danke zunächst für Deine Meinung.


    Zitat

    Ich habe keine Ahnung von Medizin und Anatomie, und fand es einfach interessant, das Innere eines Körpers plastisch zu sehen, was doch was anderes ist, als wenn man sich ein Anatomiebuch aufschlagen würde.


    Für diese Informationen müsste ich als medizinischer Laie die Ausstellung nicht besuchen, da ich sowohl in Dresden im Deutschen Hygienemuseum vieles über den menschlichen Körper erfahren habe und auch bereits zweimal die medizinhistorische Sammlung der Uniklinik in meiner Heimatstadt besucht habe und dort die Gelegenheit hatte, pathologische und gerichtsmedizinische Feuchtpräparate zu sehen (auf die geburtshilfliche Lehrsammlung krankhafter Beckendeformitäten aus dem 19. Jh. gehe ich hier nicht ein :lache).
    Wegen des populärwisschenschaftlichen Aspekts müsste ich also nicht durch die halbe Republik reisen, um die Ausstellung zu erleben.


    Zitat

    Die sensationsheischenden Darstellungen brauche ich auch nicht, und die sehe ich auch ziemlich kritisch, da ich denke, dass die zu weit gehen. Wobei ich glaube, dass die Ausstellung in Heidelberg noch etwas zurückhaltender war, als manche andere.


    Wenn man ehrlich ist, möchte diese Schau einen künstlerischeren Schwerpunkt setzen. Von Hagens möchte nicht nur aufklären, er möchte gewissermaßen provozieren.
    Wenn ich in meinem vorherigen Beitrag von Tabubruch sprach, meinte ich damit konkret den in die Kritik geratenen Geschlechtsakt zweier Toter.
    Ob das Exponat nun zu sehen ist, weiß ich nicht, da ich die Diskussion und das Vorgehen der Stadt Augsburg nicht weiter verfolgt habe.
    Die Enttabuisierung in Kombination mit der mit Zweifeln behafteten Herkunft der Plastinate halten mich letztlich davon ab, diese Art von Kunst genießen
    und Geld in die Kassen von Herrn von Hagens spülen zu wollen.

  • Ich habe mir die Ausstellung vor einigen Jahren in Mannheim angesehen und später nochmal in London.
    Dort habe ich Herrn von Hagen auch bei einem Interview mit einem Fernsehsender erleben können und muss sagen, dass er bei mir einen äußerst unsympathischen und schmierigen Eindruck hinterlassen hat. Ich konnte plötzlich alle Gerüchte um seine "Beschaffungsmethoden" verstehen. Bedenklich finde ich, dass er diese Gerüchte nie richtig aus der Welt räumen konnte.


    Trotzdem hat mir Körperwelten größtenteils gefallen. Als medizinisch interessierter Laie fand ich es toll, dass man sich den menschlichen Körper mal so genau und ohne Scheu anschauen konnte. Die meisten Ausstellungsstücke (nennt man das dann noch so???) fand ich auch ästhetisch und nicht herabwürdigend. Eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft, die ich in den meisten Fällen gelungen fand.
    Manchmal musste ich allerdings auch schlucken, vor allem deshalb, weil man sich dennoch überlegt, was das wohl für Menschen waren, ob sie sich "ihr" Exponat so vorgestellt haben und (natürlich) ob sie ihren Körper wirklich freiwillig gespendet haben. Auch dieses Gruselkabinett-Gefühl hatte ich stellenweise und ich würde es begrüßen, wenn man da nochmal genauer auswählen würde, was man ausstellt und was nicht.
    Aber das waren meine persönlichen Eindrücke.
    Was ich als viel schlimmer empfunden habe, als das ein oder andere Ausstellungsstück, war eine Schulklasse, die nicht wusste, wie sie sich in so einer Umgebung benehmen sollte. Dem Lehrer war's anscheinend egal...

  • Zitat

    Original von Cari


    Was ich als viel schlimmer empfunden habe, als das ein oder andere Ausstellungsstück, war eine Schulklasse, die nicht wusste, wie sie sich in so einer Umgebung benehmen sollte. Dem Lehrer war's anscheinend egal...


    Da stimme ich dir zu, sowas habe ich in ähnlicher Form selbst mal erlebt, als ich mit meiner Klasse im Krankenhaus war und wir uns eine Ultraschalluntersuchung bei einer Frau ansehen durften, die es von sich aus anbot. Einige Jungs konnten sich einfahc nicht benehmen und mussten im Raum vor der Frau irgendwelche albernen bemerkungen machen. Aber gut, weicht evtl. jetzt etwas vom Thema ab.


    Ich bin jedoch auch der Meinung, dass man diese Ausstellung doch auch für Medizininteressierte sehen kann. Finde jedenfalls nicht das es nur ausschließlich Medizinstudenten dient. :)

    Es ist sonderbar, wie gern die Menschen böser erscheinen möchten, als sie sind. -Daniel Defoe-

  • Ich hatte eigentlich überlegt ob ich nicht doch mal in diese Austellung gehen sollte, aber dann kam ein Bericht über "Die Liebenden" und da war für mich ein Tabu wirklich Überschritten. Ich will nicht sagen "Der Typ ist doch pervers!" oder so aber das war für mich doch hart an der Schmerzgrenze.

  • Ich möchte meinen Bruder nicht in Plastik gegossen sehen, und genau so sehr wünsche ich das keinem anderen Angehörigen eines Verstorbenen.


    Für die Medizin-Interessierten gibt es bestimmt andere Methoden, um die Anatomie der Menschheit zu studieren.


    Ich habe und werde diese Ausstellung mit Sicherheit niemals besuchen.

  • Mir gehts genauso. Vor ein paar Jahren habe ich noch mit den Gedanken gespielt mir das anzugucken, aber da war ich schon sehr zwiegespalten.
    Mein Bruder ist vor drei Jahren gestorben, wenn ich mir vorstellen würde, er würde so gezeigt werden, wird mir übel...
    Ich kann das ganze nicht mehr nach voll ziehen und glaube, dass viele Angehörige so denken werden, man hätte doch keine Leichen präparieren müssen, oder? Man hätte es doch anders darstellen können, ich weiß nicht recht...Ich denke, die meisten Menschen gehen rein um ihre Sensationsgier zu stillen und das Gekicher und Rumgealber sämtlicher Schulklassen kann ich mir bildlich vorstellen. Ich finde es entwürdigend und mich wundert, dass es erlaubt wird, egal, ob die Verstorbenen eingewilligt haben.

  • Ich war damals in Oberhausen bei der Ausstellung und fand sie sehr interessant. Ich denke, wenn jemand gern plastiniert werden möchte - warum nicht?! Ist jedem ja wohl selbst überlassen. Man muss es sich ja nicht ansehen.


    Ich werde wohl auch auf die aktuelle Ausstellung in Köln gehen.


    Zitat

    Ich denke, die meisten Menschen gehen rein um ihre Sensationsgier zu stillen und das Gekicher und Rumgealber sämtlicher Schulklassen kann ich mir bildlich vorstellen.


    Also, bei mir war es mit Sicherheit keine Sensationsgier. Ich fand es einfach nur spannend, mir anzugucken, wie unser Körper von innen aussieht. Dass es eigentlich Leichen sind, die dort ausgestellt sind, hat man eigentlich nicht bemerkt, weil alles sehr unecht aussah.


    Und Gekicher und Rumgealber habe ich damals auch nicht feststellen können. Die Leute waren größtenteils fasziniert. Mag sein, dass es heutzutage anders ist.


    Zitat

    Auch dieses Gruselkabinett-Gefühl hatte ich stellenweise und ich würde es begrüßen, wenn man da nochmal genauer auswählen würde, was man ausstellt und was nicht.


    Das hatte ich nur bei den missgebildeten Babys. Ich hab lange überlegt, ob ich sie mir ansehen soll, aber meine Ma - mit der ich damals in der Ausstellung war - fand das interessant (sie ist Arzthelferin), also bin ich mitgegangen. Es war ja ein spezieller Bereich, mit Warnungen, dass man sich im Klaren drüber werden konnte, ob man es sehen möchte oder nicht.