Die Kreolin von Cheryl Sawyer

  • Dieser 2003 im Blanvalet Verlag erschienen Roman (Originaltitel "La Créole") erzählt die Geschichte der Kreolin Ayisha.


    Inhalt
    Ayisha wächst als Sklavin auf einer Zuckerrohrplantage auf Martinique auf und fällt dort schon als kleines Mädchen aufgrund ihrer ungewöhnlich hellen Hautfarbe auf, deren Ursprung selbst ihre Ziehmutter Lori, die ihrer im Kindbett gestorbenen Mutter Geburtshilfe geleistet hat, nicht kennt.
    Aufgrund ihrer Erscheinung nimmt sie die altjüngferliche Schwester des "Masters" der Plantage, einem franzöischen Landadeligen, als Vorleserin zu sich.
    Anno 1756 ist Ayisha neunzehn Jahre alt und liebt Joseph, einen schwarzen Sklaven, der sie dazu überredet, von der Plantage und Martinique zu fliehen, als der Master beschließt, sie einem andern Plantagenbesitzer zu überlassen. Auf der nächtlichen Flucht wird Joseph jedoch von den Verfolgern erschossen und Ayisha muss ganz alleine ihren Weg fortsetzen, der sie über Umwegen - zunächst als Schiffsjunge verkleidet auf einem Freibeuterschiff, dann als "Monsieur Charles" - nach Paris führt.
    Sie möchte den französischen König Louis XV. aufsuchen und ihn bitten, ihre Leute auf Martinique von der Knechtschaft zu befreien, muss aber bald einsehen, dass dies für Normalsterbliche ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Immerhin gelingt es ihr durch einen glücklichen Zufall, Arbeit als Hausmädchen bei einer begüterten italienischen Künstler- und Erfinderfamilie zu bekommen, und Ayisha begreift, dass die einzige Hoffnung, ihren Freunden doch noch zu helfen, darin besteht, viel, viel Geld anzuhäufen und dem Master dadurch seinen Besitz abzuluchsen.
    Das Geld gedenkt sie an den Spieltischen der Vornehmen und Reichen zu erlangen, doch es ist ein harter Weg, bis sie gesellschaftstauglich wird und als bezaubernd-exotische Marchesina Di Novi einen Platz in der feinen Welt erobert. Die Charade droht aufgedeckt und all ihre Pläne zunichte gemacht zu werden, als unerwartet zwei Männer auftauchen: der eine ein Verwandter ihres "Masters", der Andere der Marquis de Richmond, der sie bereits vor ihrem Werdegang getroffen hat und das Geheimnis ihrer wahren Identität lüften möchte.
    Im Laufe der Ereignisse wird Ayisha vor die schwere Entscheidung gestellt, ihr Vorhaben zu erfüllen und dafür ihr persönliches Glück zu opfern...


    Die Autorin
    Cheryl Sawyer stammt aus Neuseeland geboren und bereiste ganz Europa, lebte und studierte auch lange Zeit in Frankreich und verfasst neben dem Schreiben historischer Romane Opernbesprechungen und Wein- und Restaurantkritiken .



    Eigene Meinung
    Nachdem ich dieses Buch bereits jahrelang unangetatstet im Regal stehen hatte, habe ich es nun endlich zur Hand genommen - und war begeistert. Die Geschichte um Ayisha ist wahnsinnig fesselnd, ihre Entwicklung von der unbedarften Plantagensklavin zum Mitglied der Pariser Gesellschaft ist absolut nachvollziehbar und unterhaltsam dargestellt.


    Cheryl Sawyers Stil ist sehr gut lesbar, zumal es ihr gelingt, Situationen und Personen mühelos vor dem Leser heraufzubeschwören. Sie zeichnet wunderbar tiefgründige und lebendige Charaktere, erfrischend klischeefern und ohne Schwarz-Weiß-Malerei. Das historische Umfeld ist gründlich recherchiert und wartet mit einigen nicht-fiktiven Personen wie Diderot, dem Begründer der Ezyklopedia, auf. Historische Begebenheiten werden geschickt mit der Handlung verwoben. Die Figuren bewegen sich absolut überzeugend in ihrer Zeit.


    Neben der teilweise abenteuerlichen Geschichte kommt auch das gesellschaftliche Gefüge nicht zu kurz. Zudem glänzt der Roman durch gute Dialoge, liebenswerte Nebenfiguren und eine prickelnde Romanze.


    Diese Buch hebt sich wohltuend von anderen historischen Romanen dieser Art ab und ist meines Erachtens ein echter Geheimtipp.
    Besonders das Ende ist sehr gelungen, wenn auch für den aufmerksamen Leser nicht völlig überraschend.


    Schön, endlich wieder einmal die volle Punktzahl vergeben zu können. :-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers