„Das Haus der Tibeterin“ von Federica de Cesco ist nicht nur eine emotional geschriebene Familiengeschichte, sondern auch ein Blick auf die Situation im Tibet.
Die junge Dolkar arbeitet in einem renommierten Architekturbüro in Zürich. Über ihre tibetischen Wurzeln und die Geschichte ihrer Familie, insbesondere über deren Flucht aus Tibet, weiß sie fast gar nichts. Ihre Mutter und ihr Onkel, ein buddhistischer Mönch, hüllen sich in Schweigen und zu ihrer Tante, die noch in Tibets Hauptstadt Lhasa wohnt, hat sie keinen Kontakt. Erst als ihr eines Tages ein Blick auf den stets verhüllten und völlig vernarbten Rücken ihrer Mutter gelingt, fängt Dolkar an, Fragen zu stellen. Und so erfährt sie Stück für Stück die bewegende Geschichte ihrer Familie.
Sie erfährt von ihrer Großmutter, die als Juwelenhändlerin durch Tibet reiste, von ihrem einst reichen Haushalt, von Verfolgung, Misshandlungen und Flucht. Um mehr über ihre eigene Vergangenheit zu erfahren, beschließt Dolkar, selbst nach Lhasa zu reisen.
Fazit:
Federica de Cesco hat schon über viele Völker und Kulturen in verschiedenen Staaten geschrieben. Dabei legt sie durch die Wahl ihrer Hauptfiguren immer ein besonderes Augenmerk auf die Situation der Frauen.
Jetzt ist auch de Cesco auf die allgemeine Tibet-Welle aufgesprungen und legt mit „Das Haus der Tibeterin“ eine bewegende Familiengeschichte über die besondere Situation dieses Landes vor. Dabei stellt sie eine junge Schweitzer Ex-Tibeterin in den Mittelpunkt, die immer mehr über die Geschichte ihrer Familie vor und während der chinesischen Okkupation erfährt. Ihre Heldin rekonstruiert nicht nur das Schicksal ihrer ehemals wohlhabenden Verwandtschaft, sondern auch das einer mit ihr befreundeten Nomadenfamilie. So erfahren wir viel über die Gesellschaft des Landes und die politischen Hintergründe der Okkupation durch das maoistische China am Ende der 1950er Jahre.
Besonders geht de Cesco auf das rigorose Vorgehen der Chinesen während der Kulturrevolution und auf die „Kampha-Rebellion“ der zur Sesshaftigkeit gezwungenen Nomadenvölker ein. Daneben geht es aber natürlich auch um persönliche Beziehungen, um Verrat, Liebe und Mut. So ist „ Das Haus der Tibeterin“ nicht nur eine emotional geschriebene Familiengeschichte, sondern auch ein historisch wie aktueller Blick auf die Situation im Tibet.