Kurzbeschreibung
Der steinige Weg zum berauschenden Ruhm, das unlösbare Band einer besonderen Liebe, die wahnsinnige Tat grausamer Verzweiflung und die spektakuläre Flucht übers Mittelmeer: In intensiven Farben schildert Bestsellerautor Tilman Röhrig das faszinierende Leben eines der größten europäischen Maler.
Im Schatten des imposanten Petersdoms sinnt Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, auf Rache. Es ist das Jahr 1593, und der junge Maler will nach harten Lehrjahren in Mailand nun endlich in Rom, der Stadt der Meister und Mäzene, sein Talent unter Beweis stellen. Aber immer wieder erntet das verkannte Genie nur Spott - bis Caravaggio die Kunstwelt Italiens in Erstaunen versetzt. Er provoziert mit seinen Kompositionen von Licht und Schatten und schafft sich dadurch Neider und Feinde. Um seinem Ruhm ein Ende zu bereiten, sind diese zu allem bereit. In die Enge getrieben, begeht Caravaggio eine furchtbare Tat. Allein seine große Liebe Paola kann ihn jetzt noch retten. Wäre da nicht sein künstlerischer, manchmal fast sogar zerstörerischer Freiheitsdrang.
Über den Autor
Tilman Röhrig wurde 1945 in Hennweiler/Hunsrück geboren. Er besuchte die Staatliche Schauspielschule in Frankfurt und hatte Engagements in Frankfurt, Bonn, Hannover; außerdem war er sieben Jahre bei den Städtischen Bühnen Köln. Seit 1973 arbeitet er als freischaffender Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor. Er schrieb zahlreiche Fernsehdrehbücher, z.B. für die Serien "Neues aus Uhlenbusch", "Löwenzahn" und "Schüler-Express" (ZDF), Spielfilmserien für den WDR und das ZDF. Als Referent ist er an Schulen, Volkshochschulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen tätig. Mit seinen Büchern begeistert er jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen. Seine Bücher wurden übersetzt ins Englische, Holländische, Spanische, Dänische, Schwedische, Finnische, Isländische, Japanische und Kroatische. Tilman Röhrig lebt in der Nähe von Köln. 2005 erhielt er den 6. Voerder Jugendbuchpreis für sein Lebenswerk.
Meine Meinung:
September 1571. In Caravaggio, einem kleinen Ort bei Bergamo in der Lombardei, kommt ein Knabe zur Welt, der viele Jahre später die Kunstwelt revolutionieren wird. Bis dahin wird der Junge mit dem Namen Michelangelo Merisi allerdings einen langen und steinigen Weg zurücklegen müssen, Tiefschläge einstecken und zunächst nur Hohn und Spott ernten. Auf dem Gipfel des Ruhms wird er sich nur kurz ausruhen können, denn der Abstieg ist schon in greifbarer Nähe.
Tilman Röhrig erzählt in größeren und kleineren Abschnitten, meist ohne erkennbare Zeit- oder Jahresangaben, die Lebens-, Leidens-, und Erfolgsgeschichte des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio, der als einer der Begründer der römischen Barockmalerei gilt und dessen Werke sich durch einen besonderen Realismus auszeichnen. So wie auch seine Modelle fast ausschließlich aus dem Volk kamen, Huren, Gärtner oder fahrendes Volk waren, so blieb auch Caravaggio sein Leben lang einer aus dem Volk, auch als ihm der einsetzende Ruhm in die höchsten Kreise Roms führte. Sein Leben verschrieb er der Kunst, persönliche Verbindungen hatten daneben kaum einen dauerhaften Platz.
Tilman Röhrig zeichnet ein leidenschaftliches Bild des Malers, aber beileibe kein romantisches. Caravaggio ist jähzornig, aufbrausend, duldet keinen Widerspruch, keine Einmischung in seine Arbeit. Wer sich nicht daran hält, muss mit körperlichen Angriffen und Attacken rechnen. Caravaggio ist wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch steht und diese latent gewalttätige Stimmung liegt auch über dem ganzen Roman. Trotzdem ist hier kein düsteres Buch entstanden sondern eines, dass einen von der ersten Seite an einsaugt und wie ein Strudel mit sich reißt. Ebenso wenig wie die die Menschen aus Caravaggios Umfeld kann sich der Leser dem Maler entziehen, zu groß ist das Charisma und die Ausstrahlung, die ihn umgeben. Den Menschen in seinem Umfeld wird das zum Verhängnis, denn Caravaggio kann, will sich nicht entscheiden, für wen sein Herz schlägt. Seine Leidenschaft gehört mehr als nur einem Menschen und er unterscheidet nicht nach Geschlecht. Für ihn zählt der Mensch dahinter, dem es für eine Weile gelingt, sein Herz zu erreichen. Caravaggios einzig wahre Liebe aber gehört nur der Kunst. Für sie ist er bereit, alle Widrigkeiten auf sich zu nehmen. Es ist aber nicht nur die ständig spürbare Gewalt, die über dem Buch liegt, sondern auch Caravaggios ausgeprägte Sexualtität. Röhrig ergeht sich nicht in ausschweifenden Liebeszenen. Die, die es gibt, sind eher nüchtern und frei von jeglicher Romantik, fast schon unbeholfen. Dafür liegt in den Szenen, in denen nur angedeutet wird, und das sind nicht wenige, eine unglaubliche Sinnlichkeit und Erotik. Röhrigs Caravaggio ist ein Mann aus Fleisch und Blut, der Spaß an der Lust und der körperlichen Liebe hat und das Leben genießt. Dies kommt im Buch immer wieder deutlich zum Tragen, nimmt aber nie Überhand. Röhrig zeigt alle Facetten Caravaggios: die schlechten, die guten und die, die den verletzlichen, empfindsamen Caravaggio zeigen, der auf Niederlagen mit Wut und auf Schicksalsschläge mit Trauer reagiert, diese aber zumindest zeitweise schnell verdrängen kann, bis die Wut eines Tages die Oberhand gewinnt und den Maler die Kontrolle über sein Leben verlieren lässt.
Caravaggio war ein Virtuose der Farben und des Spiels mit Licht und Schatten. Röhrig ist ein Virtuose der Worte, der mit dem Spiel der Sätze einen Mann wieder auferstehen lässt, dessen Periode des Schaffens fast 400 Jahre zurückliegt. Ein Virtuose, der aus den Farben Rot und Schwarz ein Kaleidoskop der Emotionen, Eindrücke, der Gerüche und des Geschmacks erschafft, das den Leser hypnotisiert, einfängt, umhüllt und nach dem Lesen satt und zufrieden zurücklässt. Zusammen ergibt das eine einzigartige Symbiose aus Geschichte und Fiktion. In Caravaggios Geheimnis wird daraus eine Lebensgeschichte nah an den historischen Erkenntnissen und mit einem ganz persönlichen Gespür für diesen außergewöhnlichen Maler.