Da ich leider kürzlich lesen musste, dass Roger Melis gestorben ist, und mich heute prompt im Buchladen dieses Buch anlachte, war es unvermeidlich, dass es mit mir nach Hause durfte.
Melis war zwar in der DDR schon ein bekannter Fotograf, da aber seine Bilder nicht unbedingt das zeigten, was die Oberen gerne dargestellt gesehen hätten, konnte er damals seine Fotografien nur unter erschwerten Bedingungen veröffentlichen.
In diesem Buch nun hat er einen Querschnitt seines Schaffen von 1965 bis 1989 zusammengestellt. Und diese Fotos sind ungemein faszinierend: immer schwarzweiß, immer mit Menschen, ob als Portraits in heruntergekommenen Fabriken, oder als Figuren in gekonnt komponierten Bildern von Städten und Landschaften. Diese Bilder sind keineswegs eine plakative Anklage der Lebensbedingungen in der DDR, auch wenn manche Bilder mich schaudern ließen, sondern eher eine ruhige, vielleicht sogar resignierte Bestandsaufnahme des Lebens Jenseits von Paraden und sozialistischen Parolen.
Anders als viele andere "DDR-Bildbände", die sich meist auf eine bestimmte Stadt, ein bestimmtes Thema konzentrieren, sind in diesem Buch die unterschiedlichsten Lebenssituationen zusammengefasst: Ferien auf Usedom, Fischer und Fabrikarbeiter, Straßenszenen in Berlin, Dörfer in der Uckermarck und im Erzgebirge.
Auch wenn viele dieser Bilder nicht im eigentlichen Sinne schön sind, sind es dennoch betörende (ja, mir scheint dieses Wort passend) Zeugnisse einer untergegangenen Welt.