Hanser 2009
Originaltitel: Lei dunque capira
Aus dem Italienischen von Ragni maria Gschwend
Kurzbeschreibung laut Rückseite:
Hat sich Orpheus wirklich umgedreht, als er Eurydike aus dem Hades zurückholen wollte? Oder hat sich die Geschichte nicht vielleicht völlig anders zugetragen?
Claudio Magris erzählt die ganz neuzeitliche Version einer absoluten Liebe.
Über den Autor:
Claudio Magris, geboren 1939 in Triest, lehrte dort Deutsche Literatur.
Werke: Donau, Ein anderes Meer, Blindlings, Ein Nilpferd in Lund
Magris erhielt zahlreiche wichtige Literaturpreise, u.a. den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung, den Prinz von Asturien-Preis und 2009 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
Über die Übersetzerin:
Ragni Maria Gschwend studierte Italienisch und lebt als Übersetzerin, Herausgeberin und Autorin in Freiburg. Sie übersetzt u.a. Claudio Magris, Elsa Morante, Antonio Moresco, Italo Svevo, Fulvio Tomizza und Fedriso Tozzi. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Paul Celan-Preis.
Meine Meinung:
Der Monolog einer Frau (vielleicht Eurydike?) in einem Heim (möglicherweise der Hades), die nicht mehr auf Godot wartet und stattdessen ihre Worte an einen imaginären Präsidenten richtet, den sie in der Dämmerung nicht sieht und den sie nicht hört.
Trotzdem ist sie von seiner Existenz überzeugt. Der Präsident könnte Gott sein, er könnte aber auch „nur“ ein Schriftsteller sein, der diese Welt erschaffen hat.
Die Frau schweift in ihrer Rede oft ab und hat doch eine besondere Poesie inne, es dreht sich um ihren Mann (Orpheus?), der sie aus dem Heim, in dem sie sich wegen dem giftigen Biss einer Schlange befindet, herausholen will. Doch sie geht trotz ihrer Liebe zu ihm nicht mit.
Er ist ein Dichter, sie hat ihn in seinen Werken als Muse beeinflusst und beraten. So hat sie seine Texte praktisch überarbeitet, alles überflüssige getilgt und das Werk dadurch erhöht.
Der Text suggeriert in diesen Passagen ein wenig Selbstironie des Autors, was sehr sympathisch wirkt.
Auch in diesem Buch gibt es nichts überflüssiges, doch was bleibt, ist von großem sprachlichem Reichtum.
Obwohl ich den Originaltext natürlich nicht kenne, wirkt die Übersetzung in ein kraftvolles Deutsch sehr gelungen. Es ist ebenfalls eine poetische Note spürbar. Gute Arbeit von Ragni Maria Gschwend.
Am Ende klärt die Frau das Gerücht, ob Orpheus sich wirklich umgedreht hat, schlüssig auf!
Nicht nur sprachlich eine wahre Perle! Mein Monatshighlight!