Renate Feyl: Die profanen Stunden des Glücks

  • Das Buch der 1944 in Prag geborenen, deutschen Autorin Renate Feyl über Sophie LaRoche (1730-1807) war für mich als Autor und Leser gleichermaßen interessant. La Roche hat 1793/94 die erste deutsche Frauenzeitschrift herausgegeben hat und ihr Roman "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" sorgte 1771 für ebenso viel Aufsehen wie später Goethes Werther.
    Für den Autoren ist die Lebensgeschichte La Roches aus Feyls Feder aus zweierlei Gründen interessant: Wir werfen einen Blick ins Verlags- und Literaturgeschäft am Ende des 18. Jahrhundert, kurz vor der Französischen Revolution, und Feyl zeigt uns auf, dass sich nicht viel geändert hat: Schachern um Honorare, Auflagen, Zwist zwischen Verlagen und Autoren, Hochjubeln von Bestsellerautoren, der "normale" Romanschriftsteller als drittrangiges Glied in der Vermarktungskette eines Buches, ein Fächer von Marketingmaßnahmen - all dies gab es bereits vor über zweihundert Jahren.
    Zum zweiten ist für mich als Autor interessant, dass ein Buch nahezu ohne Dialoge funktioniert. Vielmehr entwickelt Feyl das Buch ganz unaufgeregt, beinahe stoisch aus der Innensicht der beschriebenen, historischen Person, spiegelt deren Gedankenwelt wider, und lässt dabei die tiefe Ähnlichkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen damals und heute sehr glaubhaft deutlich werden.
    Sophie von La Roches Leben wird in Renate Feyls Roman plastisch. Das Buch zeigt eine Frau auf der Suche nach den "profanen Stunden des Glücks", das sie manchmal findet, als Frau, als Mutter, als Autorin, das ihr aber auch immer wieder aus den Händen gleitet, weil das Schicksal es so will. Wir begleiten die erste deutsche Erfolgsautorin über die bewegten Jahre ihres reiferen Lebens, als der Erfolg schon da war und sich die Berühmtheiten der damaligen deutschen Literaturszene bei den La Roches in Koblenz die Klinke in die Hand gaben. Wir folgen ihr als Mutter, die den Tod ihrer Kinder und ihres Gemahls beklagt, und als Verlegerin der "Pomona für Teutschlands Töchter", der ersten deutschen Frauenzeitschrift.
    Wirklich lesenswert, und man kann Elke Heidenreich nur zustimmen: "Das ist ein wunderbares Buch."

  • Gestern Abend habe ich mit diesem Buch angefangen und heute habe ich es beendet. Es hat mir sehr gut gefallen, Sophie ist eine Frau nach meinem Geschmack: intelligent, geistig unabhängig, und von Rationalität geprägt. Ihre Probleme mit den Kindern sind zeitlos aktuell und konnten von mir bestens nachempfunden werden. Gefallen hat mir auch der oft sehr humorvolle Erzählstil, z.B. die Schilderung des Mopses Charles, der es liebte, am Abend ein Pfälzer Bier aus seinem Trinknapf zu schlürfen... :-]


    Das einzige Manko ist für mich das Fehlen von Jahreszahlen in den verschiedenen Kapiteln. Wenn ich nicht immer wieder bei wikipedia nachgesehen hätte, wäre ich beim chronologischen Verlauf sehr ins Schleudern geraten. Alternativ hätte es auch eine Zeitleiste am Ende des Buchs getan.