"Der tibetische Verräter" von Eliot Pattison ist ein spannender Einblick in ein uns unbekanntes Tibet, gebettet in einen interessanten Krimi.
Der Chinese Shan war erfolgreich als Ermittler bei der chinesischen Polizei tätig, bis er bei einigen Recherchen etwas zu gründlich war und in hohen Kreisen in Ungnade fiel. Nun lebt er die meiste Zeit im Tibet und verdient sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Insbesondere hält er sich am Fuße des Mont Everest auf, um seinen Sohn aus einer dort befindlichen psychiatrischen Anstalt zu befreien. Bei der Bergung eines verunglückten Scherp
as wird Shan eines Tages Zeuge eines Anschlages auf die chinesische Tourismusministerin und ihre amerikanischen Begleitung. Kurz darauf wird der Oberst Tan als Tatverdächtiger verhaftet – eine Katastrophe für Shan, denn Tan ist der einzige, der ihm bei der Freilassung seines Sohnes helfen kann. Shan setzt daher alles daran, die Unschuld des Oberst zu beweisen und den wahren Schuldigen zu finden. Bei seinen Ermittlungen stößt er nicht nur auf einen toten Muli, entlaufende Yetis und eine überraschend weise Wahrsagerin, er entdeckt auch ein lang gehütetes Geheimnis, das mitten in die brisante politische Geschichte des Tibets hineinführt...
Mein Fazit:
Nicht erst seit Olympia 2009, den protestierenden Mönchen und den Auftritten des Dalai Lamas ist Tibet ein Thema. Sportler und Menschenrechtler setzen sich für mehr Freiheit in dem von China okkupierten Land ein und auch der tibetanische Buddhismus findet hier jede Menge Anhänger. Der Amerikaner Eliot Patterson bringt uns diese interessante Kultur mit seinen Shan-Krimis ein wenig näher.
Im mittlerweile fünften Fall seines sympathischen chinesischen Ex-Ermittlers geht es um unmenschliche Zustände in Chinas psychiatrischen Anstalten, um den Tibet-Tourismus, die Zerstörung der lokalen Kultur durch Maos Rotgardisten und um die geheimen Abkommen zwischen den USA und Tibet in den Jahren vor der chinesischen Besetzung. Doch Elliot versucht mit seinen Büchern nicht nur, die Ungerechtigkeiten und Drangsale Tibets unter chinesischer Herrschaft darzustellen. Er beschreibt auch das alltägliche Leben und den Spagat vieler Tibeter zwischen dem aufgeklärten China des 21. Jahrhunderts und den Werten der buddhistischen Tradition. Ein spannender Einblick in eine uns fremde Gesellschaft, gebettet in einen interessanten Krimi.