Andreas Eschbach - Ein König für Deutschland

  • Die Geschichte Seiner Hoheit König Simon liest sich so unglaublich faszinierend wie verrückt.
    Bis vor wenigen Wochen noch war Simon König einfach Lehrer für Geschichte und Gemeinschaftskunde an einem Stuttgarter Gymnasium.
    Jetzt aber ist er Spitzenkandidat der VWM, der Volksbewegung zur Wiedereinführung der Monarchie, die nach einem Wahlsieg bei den Bundestagswahlen des Jahres 2009 das Königtum in Deutschland neu begründen und Simon zum ersten Monarchen des neuen Königreiches machen will.
    Was war in den letzten Wochen nicht alles passiert:
    Simons unehelicher Sohn Vincent Merrit, ein Computergenie und ausgefuchster Hacker, hat ein Programm entwickelt, mit dem sich Wahlcomputer manipulieren lassen. Von dubiosen Mitwissern erpresst, schickt er seinem Vater eine Kopie des Programms. Diese wird dem Lehrer schneller wieder entwendet als er sie überhaupt verstecken kann und sein Sohn sitzt inzwischen wegen Autodiebstahls im Gefängnis.
    Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Simon König gerät an einen Kreis junger Leute, Computerspezialisten wie sein Sohn Vincent, die entschlossen sind, die Gefahr der Manipulation von Wahlcomputern in der breiten Öffentlichkeit publik zu machen. Kurzerhand wittern sie die Chance, durch Gründung der VWM und deren durch Manipulation herbeigeführten Wahlsieg einen Eklat in Deutschland auszulösen. Simon König wird dabei im großangelegten „Spiel“ zum Thronanwärter.
    Was aber, wenn aus dem Spiel Ernst wird?
    Was, wenn die VWM die Wahlen erdrutschartig gewinnt?
    Was, wenn aus Simon König wahrhaftig und wirklich König Simon I. wird?
    Macht korrumpiert – Die Menschheitsgeschichte spricht Bände davon! Warum nur sollten die jungen Leute das Spiel beenden, den Wahlbetrug offenkundig machen, wo sie doch jetzt regieren können?


    Auch in seinem neuen Roman schlägt er wieder zu: Der Eschbach-Faktor. Gemeint ist die geniale Fähigkeit des deutschen Autors, Realität und Fiktion in einzigartiger Weise zu verbinden und so seine Romane mit meisterlich-überraschenden Wendungen zu Höchstspannung voranzutreiben. Andreas Eschbach ist nicht nur ein überaus begabter König der Worte, sondern vor allem auch ein äußerst gründlicher Schriftsteller, wenn es um Recherche und Hintergrundwissen seiner Geschichten geht. Eben dies macht sein Geschriebenes immer wieder so geradezu zwingend glaubwürdig, und lässt die Ebenen von Wahrheit und Fantasie auf hervorragend-spannende Weise miteinander verschmelzen.
    Eschbach greift mit „Ein König für Deutschland“ bei all dem nach gewohnter Manier ein aktuelles, brisantes Thema auf. Nach Büchern, die sich mit der naturwissenschaftlichen und technischen Entwicklung gerade auch ethisch beschäftigten, oder zuletzt die Probleme durch die zunehmende Knappheit fossiler Ressourcen in seinem Thriller „Ausgebrannt“ aufgriffen, ist es diesmal die Frage nach Demokratie und Freiheit, mit der sich Eschbach auseinandersetzt. Schon rein PR-technisch gesehen ist dafür das Erscheinen seines Wahlmanipulations-Thrillers kurz vor der Bundestagswahl natürlich optimal platziert. Es ist aber vor allem die überaus gelungene Umsetzung der Idee, die Leserinnen und Leser in Beschlag nehmen wird. Nicht nur in Simon König gewinnt das Erschrecken Raum, „dass es möglich war, eine Revolution, einen Staatsstreich regelrecht vorzuprogrammieren!“
    Während des Lesens schrillt unaufhörlich die innere Alarmglocke. Denn Eschbachs Roman ist weit mehr als bloße Erfindung. Durch die reiche Anzahl an Fußnoten, die auf echte Dokumente und Internetseiten verweisen, wird erschreckend deutlich, welche tatsächliche Gefahr von Wahlcomputern ausgeht. Aus den Reihen der IT-Branche, also echten Kennern des Computers und dessen Möglichkeiten, wird diese Warnung schon seit Jahren einhellig ausgesprochen.
    „Ein König für Deutschland“ ist Eschbachs eindrückliches Plädoyer einerseits für eine wehrhafte Demokratie, die alles daran setzt, den Bürgerinnen und Bürgern echte Freiheit und Frieden zu garantieren – andererseits aber auch ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Politikverdrossenheit und Stammtischparolen-Meckerei!
    Leider hat das Bundesverfassungsgericht durch sein Urteil vom 3. März 2009 nur die bisherigen Wahlcomputer als unzulässig eingestuft, die Entscheidung über „bessere“ jedoch offen gelassen, obwohl Experten wissen, dass es niemals eine wirklich sichere, unmanipulierbare Version solcher Geräte geben kann. Daher bringt Andreas Eschbach es im Nachwort zu seinem aufrüttelnden Thriller treffend selbst auf den Punkt, wenn er schreibt: „Wahlcomputer sind eine Gefahr für die Demokratie und damit für Freiheit und Frieden – und außerdem vollkommen überflüssig. Die herkömmliche Methode, Kreuze auf Stimmzetteln zu machen, ist erprobt, eingeübt und von unschlagbarer Zuverlässigkeit.“
    Von unschlagbarer Zuverlässigkeit ist auch jedes Werk Eschbachs, wenn es um Spannung und geniale Storyidee geht. Eschbach-Faktor eben!

  • Ich warte schon sehnsüchtig auf den Roman, obwohl ich in den nächsten Wochen kaum dazu kommen werden ihn zu lesen.
    Ich bin einfach ein Eschbach-Fan, dann steht das Buch eine zeitlang im Regal.

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  • Hier meine Rezi:


    Wahlcomputer, wie in den USA schon lange üblich, sind auch in Deutschland längst keine ferne Utopie mehr; schließlich gab es bei hessischen Kommunalwahlen bereits erste Probeeinsätze. Zwei damit unweigerlich verknüpfte Themen greift Andreas Eschbach in seiner spannenden „Faction“-Story, einer Mischung aus Facts und Fiction auf: Wahlfälschung und Datenmissbrauch Und wirklich: Während in den 80er Jahren noch Viele vor dem gläsernen Menschen warnten, werden heute ungeniert Berge von persönlichen Daten gehortet. Dabei stimmt es bedenklich, dass sich inzwischen nicht mehr netzferne PC-Paranoiker, sondern gerade Insider aus dem IT-Bereich für bessere Datenkontrolle engagieren, etwa in der neu gegründeten „Piraten-Partei“.


    Eschbach gelingt in seiner Story durch zahlreiche Fußnoten der Spagat zwischen der mit Literaturangaben belegten Realität und einer völlig fiktiven Geschichte. Auch wenn das Finale ein wenig über das Ziel hinausschießt, ist „Ein König von Deutschland“ eine ebenso unterhaltsame wie ernst zu nehmende Warnung vor Wahlmanipulation im digitalen Zeitalter - passend zur Bundestagswahl 2009 und zu allen folgenden.

  • wow, welch ein interessantes Thema! Ich habe es gerade ganz oben auf meine wunschliste gesetzt!


    Vielleicht schaffe ich es ja noch dieses Jahr zu lesen...


    Danke für die ausführliche Rezi!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Mir wurde jüngst in der Fußgängerzone eine Leseprobe in die Hand gedrückt. Nur leider fand ich die derartig hölzern, fast schulaufsatzmäßig, dass ich keinerlei Interesse hatte, weiterzulesen :-(

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wahlfälschung beim Einsatz von Wahlcomputern - was so recht trocken klingt, wird in "Ein König für Deutschland" zu einem spannenden Roman, bei dem sich Wahrheit und Fiktion gekonnt vermischen.


    Der erste Teil handelt vom Programmierer Vincent, der Tag und Nacht vor seinem Computer verbringt und halb fasziniert und halb gezwungen ein Programm zur Fälschung von Wahlen mit Wahlcomputern schreibt. Hier flogen die Seiten nur so dahin, zum einem weil die Story spannend und interessant war und zum anderen, weil es viele amüsante und treffende Szenen aus der Welt der "Computer-Junkies" gab.


    Schließlich geht die Geschichte bei Vicents Vater Simon in Deutschland weiter, der gemeinsam mit Vincents Freunden aus diversen Foren versucht den Wahlbetrug aufzudecken und dazu eine Partei zur Wiedereinführung der Monarchie gründet und König werden will. Bis hier hätte das Buch von mir 10 Punkte bekommen. Doch dann ließ der Lese-Sog langsam nach.
    Simons Wahlkampf war mir zu ausführlich und auch die folgenden Szenen (ich will hier nicht zu viel verraten ) konnten mich nicht mehr so richtig fesseln. So fand ich die zweite Hälfte des Buches nur noch mäßig spannend....


    Im ganzen Buch gibt es sehr viele Fußnoten. Zum Teil werden darin Computer- bzw. Internet-Begriffe erläutert. Größtenteils enthalten sie aber Quellenangaben zu den Informationen aus dem Buch, z.B. zu Information über die Bush-Wahl oder zu Wahlgesetzen in Deutschland. So werden die Fakten zwar sehr direkt klargestellt und man hat die Möglichkeit sich weitergehend zu informieren, ich fand das aber eher nervig.... Mir hätten ein paar Hinweise im Nachwort genügt.


    Alles in allem: mal ein anderes Thema und ein interessantes Buch. Von mir gibt es 8 Punkte.

  • Meine Einschätzung:


    Die Geschichte nimmt zu Beginn nur langsam Fahrt auf.
    Auch in Bezug aufs Programmieren und die IT-Branche ist das Buch in Einzelheiten leider nur unscharf gezeichnet. Keine Ahnung, ob Eschbach es nicht besser weiß oder ob er sich einfach nicht die Mühe gemacht hat, auch hier detailgetreu zu sein. Schade!


    Im Mittelteil wird es flotter. Einige Stellen zur Bildungspolitik waren sogar sehr gut.
    Allerdings fällt die Story im Schlussteil doch wieder merklich ab.
    In Bezug auf Wahllisten und Mandaten von Abgeordneten kriegt Eschbach so gerade noch die Kurve.
    Insgesamt durch die Fußnoten eher pseudowissenschaftlich und in anderen Bereichen recht oberflächlich.


    Von mir gibts diesmal nur 6 Punkte.

    Die Deutsche Rechtschreibung ist Freeware, sprich: Du kannst sie kostenlos nutzen.
    Aber sie ist nicht Open Source, d.h. du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Da ich ja bekennender Eschbach Fan seit langem bin (Ich finde das Jesus Video immer noch total genial), war sein neuer Roman natürlich Pflicht! Ich wurde nicht enttäuscht. Das Buch ist ein Plädoyer gegen Wahlcomputer und für die Demokratie. Ich habs fast in einem Zug gelesen, obwohls nicht so ein Pageturner war wie "Ausgebrannt". Es hatte während der ersten Seiten sogar was von einer Doku. Er nimmt Bezug auf die Wahlen in den USA im Jahr 2000 und die Mißstände, die es damals gab.


    Von mir gibts 9 von 10 Punkten

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  • Die Idee der Geschichte war toll. Die Geschichte in Amerika starten zu lassen war auch klasse. Vor allem die Informationen über deren Wahlen fand ich gut. Dennoch hat sich bei mir keine Spannung oder ähnliches entwickelt. Ich habe schon darüber nachgedacht, ob es daran liegen könnte weil der Klappentext sehr viel über die Geschichte verrät. Der Leser wusste eigentlich schon worauf es hinauslaufen wird. Das fand ich nun wirklich schade für mich. Da es ja eigentlich ein Thriller sein sollte. Trotzdem hat der Autor ein gutes Thema und vor allem auch ein aktuelles Thema zur Hand genommen und daraus einen guten Roman gemacht. Bemerkenswert vor allem die einbeziehung wahren Vorfälle in Amerika und die entsprechenden Fußnoten. Mir persönlich hat der Schluss aber auch nicht so zugesagt, wobei das wohl eher Geschmackssache ist. Was mir am Schluss aber wieder gefallen hat, der Autor ist noch mal auf die einzelnen Charakter eingegangen und hat ihren weiteren Verlauf gezeigt, sowas gefällt mir immer sehr. Alles in allem eine solide Geschichte, die den Leser zum Nachdenken anregt. Nicht nur was die Wahlen in Amerika betrifft, sondern auch das Thema Wahlmaschinen.

  • Die Roman-Idee finde ich ja auch sehr gut, aber wenn ich Eure Meinungen so lese, erinnert mich der Spannungsverlauf an "Ausgebrannt": Stark angefangen und stark nachgelassen.
    Noch bin ich mir unschlüssig, ob ich soll oder lieber doch nicht ... :gruebel

  • Zitat

    Original von Gundula


    Hat wer einen Tipp für mich, wo ich online zu einer Leseprobe komme ??


    Hier gibt's die ersten 28 Seiten:


    http://www.bic-media.com/dmrs/widget.do?bgcolor=000000&layout=singlepage&layoutPopUp=singlepage&isbn=9783785723746


    Bin mir auch noch unsicher, ob es etwas für mich ist. Thriller sind ja eigentlich nicht so meins... :gruebel

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]


  • Hat wenig mit dem, was normalerweise unter Thriller läuft zu tun, außer das es spannend ist.
    Für den, dem in unsere auf Technik versessene Zeit etwas Unwohl ist, sehr zu empfehlen


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()