Verlag: Sammlung Luchterhand
Taschenbuch, 382 Seiten
Originaltitel: Towelhead
Aus dem Englischen von Astrid Mania
Kurzbeschreibung:
Die junge Jasira weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie von ihrer Mutter in New York in den Bus nach Texas verfrachtet wird, wo sie bei ihrem libanesischen Vater leben soll. Und tatsächlich gestaltet sich das Leben für die 13-Jährige in dem beschaulichen Vorort von Houston alles andere als einfach. Die Nachbarschaft beäugt sie und ihren strengen Vater mit Argwohn, und in der Schule wird sie als Araberin verspottet. Doch am beunruhigendsten erscheinen Jasira ihre eigenen Gefühle: ihr plötzliches Gefallen an Playboy-Heften, die erotische Anziehungskraft, die ihr Nachbar, ein gestandener Familienvater, auf sie ausübt, und schließlich die eindeutig sexuellen Angebote ihres Mitschülers ...
Über die Autorin:
Alicia Erian schreibt für verschiedene amerikanische Magazine. Sie hat bereits eine Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel: „The Brutal Language of Love“ veröffentlicht. „Unverblümt“ ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
“Unverblümt“ erzählt die Geschichte eines pubertierenden 13jährigen Mädchens, komplett und konsequent aus ihrer Sicht. Prägend ist dabei eine offene und freie Sprache, die Jasiras erwachende Sexualität verdeutlicht.
Jasiras Eltern leben getrennt. Jetzt kommt sie zu ihren Vater nach Houston. Er stammt aus Pakistan, ist vor Jahren nach Amerika gekommen.
Über Sexualität oder auch nur Körperlichkeiten, wie die erste Monatsblutung Jasiras wird nicht gesprochen.
Das ist eines der Hauptthemen des Romans. Er zeigt die Folgen des Verschweigens oder Verdrängens für Jugendliche. Jasira ist daher orientierungslos und alleine mit ihren Bedürfnissen.
Daraus resultiert auch ein sexueller Übergriff des Nachbarn Mr. Vuoso, der Jasira mit den Fingern entjungfert. Jasira fühlt sich zunächst nicht als Opfer, da sie Mr. Vuoso bewunderte, sie nimmt die Vergewaltigung anfangs nicht mal als solche wahr. Doch Mr. Vuoso wird später wieder zudringlich.
Positiver verläuft Jasiras Freundschaft mit der schwangeren Nachbarin Melina und dem gleichaltrigen, schwarzen Thomas, mit dem sie auch etwas anfängt.
Die Konstellation mit der Bedrohung durch Mr. Vuoso und die Liebesgeschichte mit Thomas erinnert mich an die Atmosphäre des schon älteren Films „Das Mädchen am Ende der Straße“ mit der damals 13jährigen Jodie Foster.
Gleichzeitig zeigt der Roman eine USA in der Zeit des Golfkrieges, als Irak Kuwait besetzte und transportiert zusätzlich eine bedrohliche Stimmung durch die politisch aufgeheizte Situation.
Dieser Roman verblüfft durch seine offene Sprache, aber ihm fehlt jegliches skandalöse oder glamouröse, mit dem eine deutsche Autorin ihre Feuchtgebiete vermarktete.