Zum Inhalt:
1948 kommt Julia Child zusammen mit ihrem Mann, ein Angestellter der US Botschaft, nach Frankreich. Sie bringt vor allem Neugierde mit, Neugierde auf ein ihr gaenzlich unbekanntes Land und deren Leute. Dabei spricht sie nicht einmal die Sprache. Schon bei ihrer ersten Mahlzeit in einem Restaurant in Rouen verliebt sie sich in die franzoesische Kueche.
Sie beschreibt in ihren Erinnerungen wie diese Leidenschaft fuers Kochen und insbesondere die franzoesiche Kueche ihr Leben veraendert. Da ist die Kellerkueche des Cordon Bleu, wo sie ihren allerersten Kochkurs mitmacht. Die Begegnung mit anderen Koechen und Koechinnen und der Gruendung der "L'Ecole des Trois Gourmandes" mit ihren neuen Freundinnen. Und natuerlich beschreibt sie wie es zum Schreiben ihres bahnbrechenden Kochbuches Mastering the Art of French Cooking kam und folgend die Entstehung einer der ersten Kochshows im Fernsehen ueberhaupt.
Die Autorin:
Julia Child (* 15. August 1912 in Pasadena; † 13. August 2004 in Santa Barbara) war eine einem breiten Publikum bekannte US-amerikanische Köchin und Kochbuchautorin, die außerdem mehrere eigene Kochsendungen hatte. Sie gilt als die maßgebliche Persönlichkeit, die die Französische Küche und ihre Kochtechniken in den USA bekannt machte.
Ihr bekanntestes Buch ist Mastering the Art of French Cooking, das eine Reihe anderer US-amerikanischer Köche wie etwa Ina Garten maßgeblich beeinflusste. Ihre bekannteste Fernsehsendung war The French Chef, die das erste Mal im Jahre 1963 ausgestrahlt wurde.
2003 überreichte US-Präsident George W. Bush Child die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA.
Julia Child schrieb diese Memoiren zusammen mit ihrem Neffen Alex Prud'Homme, der als Journalist und Schriftsteller arbeitet.
Meine Meinung:
"If you can read, you can cook."
So einfach ist es. Dieser Satz stammt zwar aus Julia Childs Einleitung zu "Mastering the Art of French Cooking", aber er ist so bezeichnend fuer diese Frau, dass ich ihn euch nicht vorenthalten wollte.
Dabei hatte Julia Child keine Ahnung vom Kochen als sie zum ersten Mal nach Frankreich kam. Aber gegessen hatte sie immer schon gerne und bei gut 1,90 m Groesse konnte sie auch so einiges verdruecken Ihre Leidenschaft fuer gute Kueche kommt in diesem Buch sehr gut rueber. Wenn sie ihre allererste Mahlzeit auf franzoesischen Boden beschreibt, so wuerde ich mir auch am liebsten sofort im naechsten Restaurant "Forelle nach Müllerinart"
bestellen.
Aber es ist wirklich ihre Leidenschaft fuers Leben ueberhaupt, die sich wie ein roter Faden durchs Buch zieht. Fuer sie ist das Leben in Frankreich erstmal ein spannendes Abenteuer. Sie zeichnet ein wunderschoenes Bild von Paris in den Nachkriegsjahren, wobei auch diverse Probleme wie eine nicht funktionierende Heizung im ersten Appartment oder der eher fragwuerdige Geschmack der Vermieterin bei der Einrichtung mit Humor beschrieben werden.
Sie beginnt eine Kochausbildung und bei ihrer ueberschaeumenden Energie ist es eigentlich kein Wunder, dass sie schon bald selber Kochkurse gibt. Und zusammen mit 2 Franzoesinnen sehr viel Arbeit in ein Kochbuch steckt, das zur Bibel der franzoesischen Kueche in Amerika wird. Mit ihrer Ausstrahlung landet sie beim Fernseh und "The French Chef" entsteht, eine der ersten Kochshows ueberhaupt.
All das waehrend die Welt nicht stehen bleibt, der kalte Krieg die Arbeit ihres Mannes im diplomatischen Dienst erschwert, McCarthys anti-kommunistische Politik auch hier nicht Halt macht, Versetzungen nach Marseille, Deutschland und Norwegen fuer das Schreiben eines Kochbuches mit Co-Autoren per Post zusaetzliche Komplikationen bedeuten. Doch fuer Julia Child sind diese Herausforderungen auch neue Abenteuer. Marseille beschert ihr die Freuden einer guten Bouillabaisse, Deutschland gute Wurst!
Diese positive Einstellung zum Leben wirkt einfach ansteckend beim Lesen. Vor allem, wenn man sich dabei Julias unverwechselbare Stimme vorstellt! Die kannte ich ja schon von DVDs ihrer alten Kochshows. Hier ist ein Beispiel, das ihr euch unbedingt anhoeren/ansehen solltet.
So kann ich auch als Leser darueber hinweg sehen, dass man hier kein literarisches Meisterwerk vor sich liegen hat. In einfacher Sprache geschrieben, mit leichtem Humor, vielleicht stellenweise etwas langweilige Stellen. Aber letztlich entsteht das Portrait einer Frau, die ohne grosse Starallueren zu einer Institution unter den Starkoechen wurde. Kein Wunder, dass ihre Kueche im Smithonian Museum for American History in Washington landete. Und ja, ich hab sie dort zusammen mit meiner Tochter gebuehrend bestaunt
Fazit:
Ein liebevolles Portrait einer aussergewoehnlichen Frau und ihres Lebens im Frankreich der Nachkriegszeit - so beschrieben, dass man sich gern in diese vergangene Epoche zurueck versetzen laesst. Da kann man auch ueber kleine Schwaechen im Buch hinwegsehen.