Necla Kelek - Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes

  • Titel: Die verlorenen Söhne
    Autorin: Necla Kelek
    Verlag: Goldmann
    Erschienen: Oktober 2007
    Seitenzahl: 256
    ISBN-10: 3442154367
    ISBN-13: 978-3442154364
    Preis: 8.95 EUR


    Necla Kelek hat ein wichtiges, ein sehr informatives und ein sehr politisches Buch geschrieben. Geboren wurde die Autorin 1957 in Istanbul und studierte in Deutschland Volkswirtschaft und Soziologie. Sie promovierte zum Dr. phil. mit dem Thema „Islam im Alltag“.


    Das Buch trägt den Untertitel „Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes“ – und es ist ein sehr engagiertes Plädoyer geworden. Necla Kelek beschreibt die Hilflosigkeit und das Gefangensein der jungen Männer in längst überholten Traditionen, Traditionen die eine echte Integration im Gastland verhindern. Es wird deutlich, dass diese jungen Männer mit ihrer Rolle völlig überfordert sind, gerade auch dann, wenn sie in einem Land leben, das eine fast völlig conträre Lebenskultur pflegt. Es sind diese jungen Männer, die wie auch schon ihre Väter, nichts anderes sind als ein Kopie der Vorväter. Man gibt ihnen gar nicht die Chance auf eine eigene, auf eine ganz individuelle Entwicklung. Man verwehrt ihnen die notwendigen Lebenserfahrungen, die man braucht um das eigene Leben selbstbestimmt leben zu können – vielmehr gibt man ihnen „Lebenserfahrungen quasi aus zweiter und dritter Hand“ mit auf den Weg, Lebenserfahrungen die schon mehr als ausgelutscht sind.


    Die Tragik dieser jungen Menschen ist, dass man ihnen nicht die Möglichkeit des Vergleichens gibt. Sie werden in eine Rolle gezwängt, die sie auszufüllen haben, egal wie ihnen (den jungen Menschen) dabei zumute ist.


    Man bringt ihnen auch bei, die Integrationsbemühungen des Gastlandes zu unterlaufen, suggeriert ihnen, das Gastland sei „unsauber und unmoralisch“ und verbietet ihnen quasi die echte Integration. Man redet ihnen ein, sie seien da zuhause wo ihre Traditionen gegenwärtig sind, nicht aber dort wo sie (die jungen Menschen) tatsächlich leben. Das Bemühen um ein friedliches Miteinander der Kulturen wird immer und immer wieder von den fundamental-islamistischen Kräften torpediert. Und anstatt hier seitens des Gastlandes eine gewisse Härte zu zeigen, weicht man Zugeständnisse machend immer weiter zurück und zieht sich damit u.a. auch die Verachtung der integrationsunwilligen jungen Menschen zu.


    Necla Kelek hat auch ein wichtiges Buch für unser „Multikulti-Fetischisten“ und alle Sozialromantiker geschrieben. Das sind die Menschen, die immer und überall eine multikulturelle Gesellschaft fordern, lautstark und nachdrücklich, aber die den Zusatz nie mit aussprechen den sie dabei immer im Kopf haben „Aber bitte nicht vor meiner Haustür“.


    Es ist auch ein aufrüttelndes Buch. Denn bisher gab es wohl kaum eine solche gründliche Analyse der türkisch-muslimischen Männergesellschaft.


    Unbedingt lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.