Hörbuch Hamburg, 3 CD
Gelesen von Katja Riemann
Kurzbeschreibung:
In einem Dorf irgendwo in Afghanistan sitzt eine Frau am Bett ihres schwerverletzten Mannes, der im Koma liegt. Im Zimmer ist es still, draußen hört man Schüsse, die Frau betet. Dann beginnt sie zu reden. Sie erzählt ihm, was sie ihm vorher nie sagen konnte, sie berichtet dem reglos Daliegenden von dem Drama, das die Ehe für sie bedeutet. Wie dem magischen "Stein der Geduld" aus der afghanischen Mythologie vertraut sie ihm ihren Schmerz an und beichtet ein Geheimnis, das sie seit langem bedrückt. Doch auch die Geduld eines Steins ist nicht unendlich. Ein großes, eindrucksvolles Buch, geschrieben in einer wunderbar klaren und poetischen Sprache.
Über den Autor:
Atiq Rahimi, 1962 in Kabul geboren, studierte Literatur an der dortigen Universität. 1984 floh er während des Kriegs mit der Sowjetunion über Pakistan nach Frankreich. Neben dem Schreiben ist er heute vor allem als Dokumentarfilmer tätig. Sein erster Roman hieß "Erde und Asche". Ein weiterer hieß Der Krieg und die Liebe.
Über die Sprecherin:
Katja Riemann, geboren 1963, gehört zu den vielseitigsten und erfolgreichsten Film- und Theaterschauspielerinnen Deutschlands. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bundesfilmpreis, dem Bayerischen Filmpreis und dem Lubitsch-Preis. Für ihre Rolle in dem Kinofilm Rosenstraße erhielt sie 2003 den Goldenen Löwen von Venedig. Zuletzt wurde sie mit dem Bambi für ihre Leistung in Das wahre Leben und Ein fliehendes Pferd (2007) ausgezeichnet. Katja Riemann ist Unicef-Botschafterin für das Kinderhilfswerk.
Meine Meinung:
Irgendwo in Afghanistan. Eine Frau alleine mit ihrem verletzten Mann, der dem Tode geweiht ist. Eine verzweifelte Situation für die Frau, weil sie ihren Mann liebt, aber auch aus ganz praktischen Dingen. Denn eine Frau mit zwei kleinen Kindern ohne Mann hat es schwer zu überleben, im Bürgerkrieg und in diesem Dorf, dessen Häuser teilweise in Trümmern liegen und auf dessen Straßen immer noch Gewehrkugeln rumirren und ihre Ziele fast wahllos treffen.
So ist auch der Mann, der viele Kämpfe im Namen des Dschihad ausübte, im Streit mit den eigenen Leuten in den Kopf geschossen worden.
Seine Frau versorgt den Verletzten. Minutiös wird beschrieben, wie sie ihm den Infusionsschlauch einführt, Tropfen in die offenen Augen gibt und ihn wäscht.
Sie ist verzweifelt und beginnt einen inneren Monolog mit sich, mit ihrem sterbenden Mann, der sie nicht hören kann. Erinnerungen kommen auf, und in dieser Situation kann sie ihm einmal endlich erzählen, was sie wirklich in dieser Männerwelt denkt. Sie wurde mit ihm verheiratet, ohne ihn zu kennen. 3 Jahre war er noch im Krieg bevor sie ihn dann endlich trifft.
Die Perspektive, in der dieses Hörbuch von Katja Riemann intensiv gesprochen wird, ist die eines Theaterstückes, mit dem Zimmer, in dem der Mann im Wachkoma liegt, als Bühne.
Immer wieder kommt die Frau (einen Namen erfährt man nie) um nach ihm zu sehen, einmal kommen auch die Kinder rein und wundern sich über ihren Vater, der nicht spricht.
Der Koran bietet Trost, doch an der schlechten medizinischen Situation ändert er nichts.
Der Mullah, der anfangs noch vorbeischaute, half nicht, sondern macht der Frau nur Vorwürfe. Der Zustand des Mannes sei ihre Schuld, da sie nicht genug gebetet hatte.
Wie nebenbei lässt der Autor einfließen, dass der Mullah nicht immer so war. Früher konnte man mit ihm noch scherzen und plaudern, aber durch die strengen Maxime der radikalen Muslims erlischt jede Fröhlichkeit.
Dann kommen Männer ins Haus und plündern. Obwohl sie auf der selben Seite stehen und sich vor dem Koran verbeugen, hindert sie dass nicht, dem sterbenden den Ehering vom Finger zu stehlen. Einer der Männer wird wiederkommen.
Der Stoff ist natürlich sehr bitter, aber der Autor schafft es, dass der Zuhörer den Gefühlen der Frau aufmerksam folgt. Später wird die Geschichte noch aufgelockert, durch Erinnerungen der Frau an ihren gütigen Schwiegervater und Märchen, die sie diskutiert hatten.