Briefe an einen Blinden [Anarchy and Old Dogs] – Colin Cotterill

Danke für die Rezi, uert.

Wie sieht es denn mit dem Anteil an Mystik in diesem Band aus?

Ja, der Humor ist wirklich großartig, gerade in Anbetracht der alles anderen als angenehmen Lage in Laos.

Zitat

Original von uert

Kam mir in diesem Band nicht so übermächtig vor. Im dritten Teil war es mir irgendwie zuviel.

Na gut....dann lasse ich Band 3 ausfallen ;-), hole Band 2 demnächst nach und freue mich auf Band 4.

Danke für deine Antwort, uert.

twin denkt noch darüber nach, ob sie Band 3 überspringt (hat ja auch noch Zeit) :-).

Zitat

Original von uert

Ich sehe gerade zufällig bei Amazon, dass dieser Teil im Dezember 2012 auf Deutsch erscheint. YAY.

Ich hatte damals die englische Originalausgabe gelesen:

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Eh, den Teil gibt es doch schon seit Mai 2011 auf deutsch? Im Dezember erscheint bloß die Taschenbuchausgabe

Dr. Siri ist dieses Mal im Süden Laos' unterwegs, denn dahin führt ihn die Spur des geheimnisvollen Briefes, der in der Tasche des totgefahrenen Blinden gefunden wurde. Mit von der Partie ist Civilais, sein alter Kumpel aus Revolutionstagen. Der ist nämlich als hoher Parteikader sehr an der Aufklärung der konterrevolutionären Umtrieben interessiert, auf die diese Briefe hinweisen und durch seine Kontakte auch am ehesten in der Lage, in dieser gottverlassenen Gegend irgendetwas herauszufinden..
Und wenn es um einen richtigen Komplott geht, muss natürlich auch die Story agentig sein. Die Agenten sind Dtui, Siris Assistentin und Phosy, sein Polizistenkumpel aus der Hauptstadt, die sich auf ein Abenteuer einlassen, das sie höchst illegal nach Thailand führt und das dann doch schon fast ein bisschen bondig ist.

In diesem Band spielt das Übernatürliche tatsächlich eine deutlich geringere Rolle als in den Vorgängerbänden. Denn auch wenn sie ihm in den anderen Bänden arg zusetzten, hier ist Dr. Siri doch eher irritiert, dass ihn seine Toten nun seit Wochen in Ruhe lassen. Lediglich die bösen Waldgeister wollen ihm immer mal wieder ans Leder.

Ich finde allerdings, dass Siri mit Maigret herzlich wenig zu tun hat. Maigret ist schließlich frei von jeglichem Humor, er verlässt sich fast ausschließlich auf seine eigene Intuition und ist im zwischenmenschlichen Umgang schon fast autistisch. Eine Frau hat er nur, damit sie ihm das Essen zubereitet und den Schal hinterherträgt, und seine Untergebenen sind eigentlich nur dazu da, seine Anweisungen zu befolgen, und sei es, nächtelang an irgendwelchen Kreuzungen rumzulungern und zu warten, dass eventuell der Verdächtige vorbeikommt.
Siri dagegen hat, da bin ich sicher, ein Gesicht voller Lachfältchen, er behandelt sein soziales Umfeld pfleglich und er weiß genau, wo seine Grenzen liegen und scheut sich dann nicht, auf kompetentere Menschen zu hören.
Und auch wenn beide doch ziemlich trinkfest sind, zwitschert Maigret seinen Calvados gerne alleine in dunklen Kaschemmen, während Siris alkoholischen Eskapaden ausschließlich in geselliger Runde stattfinden.

Aber da Maigret der einzige literarische Ermittler ist, dem Siri jemals begegnete, sei ihm natürlich das Prädikat „laotischer Maigret“ gegönnt.

Im Laos der 1970er Jahren ist, nach der kommunistischen Machtergreifung, Doktor Siri Paiboun der einzige Leichenbeschauer des Landes. Sein neuester Fall ist eigentlich ganz simpel, ein Blinder wurde überfahren, als er die Straße überquerte. Doch dann findet Siri chiffrierte Briefe bei dem Toten, und wird neugierig, denn der Blinde konnte sie wohl kaum lesen, geschweige denn dechiffrieren. Könnte es sich hier um eine politische Verschwörung handeln?

Als Siri zu einem weiteren Todesfall in den Süden des Landes geschickt wird, verknüpft er beide Ermittlungen miteinander, während seine Assistentin Dtui und der Polizist Phosy in den Norden fahren, um dort zu ermitteln. Am Ende hat Siri nicht nur mehrere Mordfälle, sondern auch das Rätsel um den Blinden gelöst, während Dtui mit einer ganz anderen Überraschung aufwartet, die im nächsten Band noch eine Rolle spielen könnte.

Der vierte Band um Doktor Siri hat mich genauso gut unterhalten wie die vorherigen, er ist ein Protagonist, den man mögen muss, bereits im Rentenalter tut er immer noch, wenn auch manchmal widerwillig seine Pflicht. Als ehemaliger Rebell muss er nun erkennen, dass die Machtergreifung seiner Partei nicht alles zum besseren gewandt hat, im Gegenteil. Dabei hat Siri auch eine gewisse Affinität zur Geisterwelt beziehungsweise zum Mystischen. Ganz so ausgeprägt wie bisher ist es hier nicht, aber ganz ohne kommt der Band auch nicht aus.

Begleitet wird Siri auf seiner Reise in den Süden von seinem alten Genossen Civilai. Sowohl diese beiden als auch Dtui und Phosy erleben allerhand, teilweise wird es richtig gefährlich. Siri trifft aber auch seine alte Kampfgenossin Daeng, sodass er zwischendurch in Erinnerungen schwelgt. Daeng ist übrigens ein interessanter Charakter, genauso wie der Transvestit Bpoo, der unter anderem Siris Zukunft weissagt. Mal sehen, ob beide den Sprung in den nächsten Band schaffen, ich würde mich freuen.

Die Romane um Dr. Siri sind nicht nur spannend und laden zum Mitraten ein, sie sind auch immer humorvoll, so dass man sehr gut unterhalten wird. Zum Glück gibt es schon eine ganze Reihe weiterer Bände, ich freue mich darauf, auch diese zu lesen.

Doktor Siri muss in seinem vierten Band nicht nur ein interessantes Rätsel sondern auch mehrere Mordfälle lösen, während seine Assistentin Dtui ein Abenteuer ganz anderer Art erlebt. Wie immer wurde ich gut unterhalten und kann die Reihe auf jeden Fall weiter empfehlen.