Stephen Fry - Geschichte machen

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    Ich liebe die Engländer. Sie haben ein Problem mit uns Deutschen. Aber sie machen Witze darüber. Oder lustige Filme. Oder Bücher, in denen es ziemlich viel zu lachen gibt, wie in diesem hier. Ganz nebenbei handeln sie dann noch ein philosophisches Problem ab und halten den gespannten Leser bei der Stange. Über immerhin 460 Seiten!


    Stephen Fry braucht nicht mehr vorgestellt zu werden: Hauptdarsteller in Brian Gilberts Film Oscar Wilde, Autor von Bestsellern wie Der Lügner oder Columbus war ein Engländer. Geschichte machen geht einem uralten Gedankenspiel von Historik-Freaks nach: Was wäre gewesen, wenn... wenn zum Beispiel Caesar nicht ermordet worden wäre -- oder Wallenstein, wenn Napoleon bei Waterloo gesiegt hätte und so fort.


    Hier verhindern ein, von seinem Doktorvater (und von der eigenen Freundin, mein Gott was für ein Weib!) geknechteter, junger Historiker und ein alter Physiker gemeinsam die Geburt Adolf Hitlers. Eine gute Tat, nicht wahr? Mehr soll nicht verraten werden.


    Manchmal habe ich drei, vier Seiten vorgeblättert. Weil es so spannend war, gewiß. Aber auch weil Frys Detailfreudigkeit beim Ausmalen von Nebensträngen mich nicht immer fesseln konnte in meiner Ungeduld zu wissen, wie es weitergeht. Auf jeden Fall gehört Geschichte machen nicht zu den Büchern, bei denen man schon nach einer Woche nicht mehr sagen kann, was man da eigentlich gelesen hat. Frys Gedanken beschäftigen einen. Hat er recht mit dem, was sein witziger Roman über die Geschichte behauptet? --Michael Winteroll


    Kurzbeschreibung
    Zwei Professoren quält der Wunsch, den Holocaust ungeschehen zu machen. dem Traum folgen Taten. Auf wunderbare Weise schaffen sie den Zeitsprung nach Braunau ins Jahr 1888: Als Folge einer Brunnenvergiftung bekommt Alois Hitler keinen Sohn und das deutsche Volk keinen Führer geschenkt. Bleibt der Menschheitsgeschichte ein finsteres Kapitel erspart?


    Autorenportrait
    Stephen Fry, Jahrgang 1957, unterrichtete an einer Universität, bevor er selbst eine besuchen durfte. In jungen Jahren wegen Kreditbetrugs im Gefängnis, verdiente er seine erste Million mit einem Theaterstück. Er hat unzählige Stücke geschrieben, in noch mehr mitgewirkt und ist aus den Filmen "Peter's Friends" und "Oscar Wilde" bekannt. Er ist ein Meister des britischen Humors.


    Meine Meinung:


    Ich bin ganz verwundert, dass dieses Buch hier noch nicht vorgestellt wurde! Es gehört zu meinen Lieblingsbüchern der Neuzeit und ich kann es nur sehr empfehlen. Allerdings gehen die Meinungen sehr auseinander - es könnte sein, dass so manch einer mit dem britischen Humor nichts anzufangen weiss - geschweige denn mit Fry's Schreibstil, der sich aus 3 Teilen zusammensetzt: Rückblenden, Gegenwartsschilderungen und Schilderungen im Stil eines Drehbuchs.
    So manch einen wird dies verwirren - anderen wieder gefallen. Ich weiss es nicht. - Mich hat das Buch jedenfalls so beeindruckt, dass ich es nie vergessen habe und es gerne wieder einmal lesen würde.
    Leider habe ich vergessen, wem ich es "ausgeborgt" hab :fetch



    Edit: hab mal die ISBN-Nr. hineingesetzt, die hatte ich glatt vergessen!

  • Ich will eigentlich irgendwann mal "Moab is my washpot" lesen - hmmm, welches ist das jetzt auf Deutsch? Ich glaub, "Columbus war ein Engländer". Kennst Du das?


    lg Iris


    PS: Ausserdem überleg ich ja immer noch mir "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" oder "HP and the Order of the Phoenix" als Hörbuch mit Stephen Fry zu kaufen.

  • Mir hat Geschichte machen auch sehr gut gefallen. Allerdings hätte ich keine Rezi dazu machen können, da es einige Jahre her ist, daß ich es gelesen habe. Es ist aber auf jeden Fall für ein Wiederlesen vorgesehen wie alle Bücher von Stephen Fry, die ich habe (und wenn ich mich nicht irre, fehlt mit eigentlich nur Paperweight).


    Ich mag seinen schrägen, britischen Humor.


    Bye
    Pelican :wave

  • Oh, ich liebe Stephen Fry!!!
    Zuletzt habe ich DAS NILPFERD gelesen:
    Stephen Frys Erfolgsroman um einen alternden Journalisten und einen angeblichen Wunderknaben ist britischer Humor in Reinform: Ted Wallace - Trinker, geschiedener Frauenheld, intellektuelles Lästermaul, boshaft und doch sensibel - soll die Umstände einer wundersamen Heilung ergründen. Im Landhaus seiner Verwandtschaft stößt er auf eine hochexplosive Mischung aus Aberglaube, Perversionen und Spleens, wie sie nur im Land der Queen gedeihen können. Genüßlich schildert Fry das FInstere und komische Treiben.


    Einfach nur köstlich!

  • Stephen Fry ist ein echter Tausendsassa - ich mag seine Bücher sehr, sehr gerne. Hier meine Rezi zu seinem meines Wissens letzten, "Der Sterne Tennisbälle":


    Der Graf von Monte Christo, revisited


    Der Brite Stephen Fry ist eine schillernde Figur auf der „Insel“. Der 1957 geborene Autor, Theater- und Filmschauspieler („Peter’s Friends“, „Oscar Wilde“), Unternehmer und Ex-Häftling legt eine Umtriebigkeit an den Tag, die deutsche Kult(ur)figuren nur lahm nachahmen können, von der Schlingensief etwa nur eine zappelige Karrikatur liefert. „Der Sterne Tennisbälle“ ist sein vierter Roman.


    Während mich bei „Das Nilpferd“ noch die etwas wirre Struktur und der teilweise aufgesetzt wirkende, herbeikonstruierte Humor gestört haben, ist „Der Sterne Tennisbälle“ aus einem ganz anderem Holz geschnitzt. Das Buch kommt zunächst wie ein vortrefflich formulierter Internatsroman daher, entwickelt aber nach und nach eine beharrliche, amüsante, konsequente, gelehrte Grausamkeit, die ich in dieser Form bei einem zeitgenössischen Autor noch nicht erlebt habe. In wunderbarer Erzähltradition, weitaus intelligenter, als etwa Tom Sharpe, der die Mittelmäßigkeit seiner Satire zur hehren Maxime erhoben hat und dem Modern-Talking- Syndrom erlegen ist (Selbstrepetition), seziert Fry zunächst die britische Aristokratie, die Politik, das Bildungsbürgertum. Nicht jedoch, ohne eine subtil-ironische Liebe zu all dem zu offenbaren, etwas, das Fry mit vielen englischen Autoren gemein hat, denn es ist eine urbritische Eigenschaft, diese Haßliebe zum anachronistischen Empire mit all seinen Schrullen.



    Dann schlägt er zu. Ich will nicht zu viel über den Inhalt verraten, denn das würde dem geneigten Empfehlungsfolgenden einige köstliche Überraschungen vorwegnehmen. Die Story um Ned Maddstone, den überaus beliebten Jungen, dem einfach alles gelingt, und der deshalb zum Opfer eines folgenschweren Streichs seiner neidischen Mitschüler und Nebenbuhler wird, ist brillant aufgebaut, zwingend, rasant, satirisch - und in einer Art erzählt, die nicht mehr einfach nur als "Tiefgang" bezeichnet werden kann.


    Die vorbehaltlos ausgekostete Süße der Rache und der Genuß, listig gesponnenen Plänen beim Gelingen zuzusehen, stehen im Vordergrund des zweiten Teils, aber das Buch gibt sich dem nicht orgiastisch hin, wiewohl die Versuchung groß ist. Fry läßt auch seinen überragenden, später etwas morbiden Protagonisten das Schicksal nicht endgültig in die Knie zwingen, denn wir sind alle nur „der Sterne Tennisbälle“. Dies gilt auch und erst recht für Ned Maddstone, den Grafen von Monte Christo des Internet-Zeitalters.

  • Hi, Flöt.


    Zitat

    Bin neugierig geworden auf Tom Sharpe... Was könnt ihr mir als Einstieg empfehlen???


    "Puppenmord" (Vorsicht - Erstickungsgefahr wrd. der Lachanfälle) bildet zusammen mit "Trabbel für Henry" ein Pärchen wie "Tohuwabhou" (Empfehlung für den Einstieg) und "Mohrenwäsche". Alle anderen (wie "Henry dreht auf", "Klex in der Landschaft", "Familienbande", "Feine Familie", "Schwanenschmaus in Porterhouse" usw.) sind nicht so riesig - aber es gibt noch eine Ausnahme, nämlich "Der Renner", in dem sich Sharpe vortrefflichst über den Literaturbetrieb lustig macht.


    Wie gesagt, für den Einstieg empfehle ich diesen hier:

  • Vielen Dank!
    Die Rezi ist kurz aber nicht uninteressant.
    Was ist eigentlich ganz konkret damit gemeint, dass kein Land Tom Sharpe "haben" will? Wird ihm überall die Staatsbürgerschaft verweigert aufgrund seiner Bissigkeit? :-]

  • Hallo, Flöt.


    Zitat

    Was ist eigentlich ganz konkret damit gemeint, dass kein Land Tom Sharpe "haben" will?


    Sharpe hat irgendwann in den Sechzigern oder Siebzigern in Südafrika als Hilfslehrer gearbeitet und sich sehr gegen die Apartheid engagiert, was schließlich zu seiner Ausweisung führte - im Ergebnis sind dann die beiden köstlichen Südafrika-Romane "Tohuwabohu" und "Mohrenwäsche" entstanden. Soweit ich weiß, lebt der nunmehr 75-jährige ziemlich unbehelligt in Cambridge; gerade erscheint bei Goldmann ein neuer Roman:

  • Danke, Tom!
    Der Einfaltspinsel - hat noch keine Rezi bei amazon... Wär das nicht was für dich? Ich finde die, die ich bisher von dir lesen durfte, sehr gelungen und hilfreich!


    Ich für meinen Teil werd mir mal Tohuwabohu auf mein Zettelchen setzen und morgen in die hiesige Buchhandlung stapfen.

  • Hallo, Flöt.


    Zitat

    Der Einfaltspinsel - hat noch keine Rezi bei amazon... Wär das nicht was für dich?


    Dafür müßte ich das Buch lesen - und die letzten beiden Sharpes fand ich eher mäßig ("Alles Quatsch", "Ein dicker Hund"). Und dann auch noch als Hardcover. Ich weiß nicht.
    :gruebel


    Zitat

    Ich finde die, die ich bisher von dir lesen durfte, sehr gelungen und hilfreich!


    Wow. Danke! :anbet


    Zitat

    Ich für meinen Teil werd mir mal Tohuwabohu auf mein Zettelchen setzen und morgen in die hiesige Buchhandlung stapfen.


    Das ist wirklich großartig - nachgerade ein Klassiker. Viel Spaß dabei.