"I leave this record for my dear children in the event that they never see their loving mother again and so that they might one day know the truth of my unjust incarceration, my escape from Hell, and into whatever is to come in these pages..."
Klappentext (sinngemäß übersetzt):
So beginnen May Dodds fiktionale Aufzeichnungen über ihre Reise im Jahre 1875 in den Westen, in das Unbekannte - welches Schicksal auch immer sie erwartet, kann nur besser sein als das Leben, das sie hinter sich gelassen hat. Ihre Freiheit kommt vom "Bräute für die Indianer"-Programm, einem geheimen Regierungsplan der die Cheyenne-Nation dadurch beschwichtigen soll, daß 1000 freiwillige Frauen aus der "zivilisierten" Welt geschickt werden, die die Ehefrauen der Krieger werden sollen. Was folgt ist die Geschichte von Mays atemberaubenden Abenteuern, ihre kurze, leidenschaftliche Liebschaft mit einem ritterlichen jungen Captain der Army, ihre Ehe mit dem großen Cheyenne Häuptling Little Wolf und ihr Leben unter den Wilden
Meine Meinung:
Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, der erzählt, wie die Idee vom "Brides for Indians"-Programm geboren wird und wie die ersten "Bräute" auf die Reise geschickt werden.
Dann setzen May Dodds Tagebücher ein. May erzählt, wie sie in die Situation gekommen ist, aus der ihr einziger Ausweg die Teilnahme am "Bräute-Programm" ist. Sie erzählt vom Beginn ihrer Reise, vom Zusammentreffen mit ihren Reisegefährtinnen, von der langen Reise per Eisenbahn und Planwagen. Wir lernen May und die anderen Frauen kennen. Sie erzählt von John Bourke, dem schneidigen Captain und Shakespeare-Kenner, in den sie sich heftig verliebt. Wir erfahren, wie die Gruppe Frauen bei den Cheyenne ankommt, wie die "Bräute" aufgeteilt werden und wie "geheiratet" wird. Wie das Leben unter den Cheyenne sich gestaltet. Wir begleiten May und ihre Gruppe, ihren Stamm, ihre Familie ungefähr ein Jahr ihres Lebens und erfahren schließlich, wie sich ihr Schicksal erfüllt.
Abgesehen von meinen anfänglichen Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen meines ersten englischen Buches seit gefühlten Ewigkeiten, war ich von der Geschichte sofort gefesselt. May Dodd ist eine symphatische, interessante Figur, deren Schicksal mich nicht kalt gelassen hat. Auch die anderen Frauen haben mir gefallen, wenn sie auch (wie einige Rezensenten bei amazon.com nicht ganz unrichtig bemerken) recht stereotyp gezeichnet sind. So sind die irischen Zwillinge natürlich rothaarig, die Southern Belle ist eine Rassistin und die englische Malerin ein Flintenweib. Mir sind sie alle ans Herz gewachsen. Mitsamt dem kleinen Pudel Fern Louise.
Ich habe mit May und den anderen Frauen gelacht, gezittert, gefürchtet und geweint. Und ich habe um sie geweint.
Für mein Empfinden werden die Cheyenne mit Respekt und Zuneigung beschrieben, sie werden aber auch nicht mit Samthandschuhen angefaßt. Man kann beim Lesen oft nicht umhin, sich zu fragen, wer eigentlich zivilisiert und wer "wild" ist.
Ich möchte nun auch nicht mehr schreiben, da ich nicht zu viel verraten möchte. Ich bin sicher, SiCollier, der das Buch auch noch lesen will, wird eine sehr viel bessere und aussagekräftigere Rezension verfassen. Haltet mir zugute, daß es meine erste ist.
Auf jeden Fall ist dieses Buch raktetenmäßig unter meine liebsten Bücher aller Zeiten geschossen. Wenn nicht noch ein unerwarteter Knüller auftaucht, habe ich hier wahrscheinlich das beste Buch meines Lesejahres gelesen.
Von mir gibt es ganz klar 10 Punkte! (Und das könnten noch zu wenige sein.)
edits: verschiedene Schreibfehler verbessert