Dieses Buch habe ich aus einem uralt-Bücherstapel in meinem Regal herausgegriffen - und war recht überrascht!
Das 'Mordbüro' ist eine geheime Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, an der Schaffung einer besseren Welt mitzuwirken. Das von ihr gewählte Mittel ist die Beseitigung sozialschädlicher Elemente in der Gesellschaft, mit simplen Worten: Die Ermordung "böser" Menschen, die anderen Leid zufügen aber vor dem geltenden Gesetz nicht belangt wurden.
Die Gesellschaft bietet den Opfern solcher "Schädlinge" an, gegen Bezahlung für Gerechtigkeit sorgen zu lassen und der Gesellschaft den Auftrag zu erteilen, den Bösewicht aus dem Weg zu räumen.
Vorher wird jedoch sorgfältig geprüft , ob der "Angeklagte" zweifelsfrei große soziale Schuld auf sich geladen hat und damit der Mord gerechtfertigt ist.
Doch es ist genau diese Überprüfung, die eines Tages dazu führt, dass die Organisation ihre tödliche Kraft gegen sich selbst richtet.
Hier beginnt ein Kriminalspiel, das zu grotesken Auswüchsen führt.
In der dabei teilweise bizarren Lächerlichkeit der Szenen enthüllt Jack London ein unlösbares Problem: Sorgen die Gesetze unserer Gesellschaft ausreichend für Gerechtigkeit für jeden, jederzeit? Sie tun es nicht - dies ist ungerecht, wie also kann und darf man Gerechtigkeit herstellen? Ist es gerecht, "wahre" Gerechtigkeit außerhalb der Gerichte herzustellen?
Jack London hat mit dieser Geschichte einen wundervollen Weg gefunden, das Problem der Definition von Moral und Gerechtigkeit darzustellen.
Und das auf eine unterhaltsame, auch spannende, teils amüsante, leichtfüßige Art:
Das Philosophieren trägt hier ein bühnentaugliches Gewand, zieht eine Kulisse auf und spielt dem Leser in anschaulichen Bildern vor, wo ein grundliegendes Problem der Gesellschaft liegt.
Allerdings hat Jack London die Geschichte nicht vollständig ausgearbeitet, das steht im Buchdeckel. Und tatsächlich finde ich, einige Szenen und Handlungswege hätten umfangreicher sein können.
An kleinen Stellen finde ich die Darstellung der Personen und ihre Sprache leicht ungewohnt, damit meine ich hauptsächlich die Tochter des Chefs.
Das liegt aber wohl daran, dass Männer und Frauen sich allgemein zu Jack Londons Lebzeiten eben etwas anders gegeben haben und Mann und Frau in etwas anderen Rollenbildern gesehen wurden.