Dorian Hunter - 002) Das Henkersschwert

  • Um ein Hörspiel auf dem Gruselsektor herausstechen und es nicht irgendwo in der Masse untergehen zu lassen, muss es etwas besonderes bieten. Die Konkurrenz ist in diesem Bereich unglaublich groß und das Interesse an einem weiteren x-beliebigen Geister- und Dämonenjäger schwindet zunehmend. Zählt man sich also nicht zu den bereits etablierten Serien, gilt es die Hörerschaft in besonderer Weise zu überzeugen.


    Dazu bieten sich eine Reihe von Möglichkeiten. Die Reihe Dorian Hunter schafft dies in ihrem bereits dritten Anlauf mit einer äußerst modern wirkenden Inszenierung. Die Stimmung, welche die Cover versprühen macht sich genauso auch im Hörspiel selbst breit. Wenn diese nicht sogar noch eine Spur düsterer und kälter wirkt. Ein richtig angenehmes Gefühl beschleicht einen beim Hören nicht. Die Disharmonie der Klänge erlaubt derartiges einfach nicht. Während andere derartige Serien durch einen humorvollen Stil den Trash-Faktor überspielen, hält sich Marco Göllner absolut ernst. Das allerdings absolut nicht zum Nachteil des Hörspiels. Es mag der Stoff sein, der von sich aus schon etwas anspruchsvoller wirkt, es liegt ganz gewiss aber stark an der Inszenierung die Göllner gewählt hat, dass eben jenes oftmals so typische Geisterjäger-Gefühl (hier hast du Kreuz, nimm diese Silberkugeln) längst nicht so intensiv durchschlägt. Gewiss, ganz von der Vorlage lösen kann man sich nicht, so dass gewisse Eigenheiten wie Dämonenschwerter und derlei mehr in Erscheinung treten. Nur schafft man durch die Atmosphäre und die Art und Weise die Geschichte zu erzählen etwas besonderes.


    Dieser Stil ist bereits in Folge eins zutage getreten und wirkt hier ganz analog. Viele schnelle, harte Sprünge in der Anfangszeit der Geschichte. Wenig Erklärungen, dafür lässt man die Geschehnisse einfach mal durchlaufen. Erst später werden die Rätsel und offenen Fragen zum größten Teil aus der Welt geschafft - einiges bleibt aber noch offen. Sehr schön ist die Zusammenführung des Vorgriffs aus der ersten Folge mit der Gegenwart-Situation. So spielt man mit der Neugier des Hörers und macht sich diese spannungsfördernd zunutze. Und trotzdem fehlt es mir manchmal doch an eben jener. Das nicht etwa, weil die Geschichte langweilig werden würde, sondern schlichtweg, weil die verwendeten Elemente eine Spur zu bekannt und abgenutzt sind. Hier schlägt der Fluch der Vorlage schließlich doch durch.


    Dennoch: Dorian Hunter ist mit seinem außergewöhnlichem Stil eine echte Bereicherung auf dem Dämonenjäger-Sektor und stellt manche Konkurrenz bereits jetzt gut und gerne in den Schatten. Wobei es letztlich sicherlich auch geschmacksabhängig ist, welche Art von Hörspiel man lieber hört. Die unterhaltsam-humorvolle Variante ala Sinclair oder das düsterere Gastspiel mit einer aktuell komplexer erscheinenden Rahmenhandlung. Insofern sind Vergleiche in dieser Richtung nicht immer ganz unproblematisch.


    Thomas Schmuckert tritt in Folge zwei noch etwas mehr in den Mittelpunkt als beim Erstling. Obgleich man wegen seiner Situation eigentlich einen totalen emotionalen Zusammenbruch erwarten könnte, tritt eher das Gegenteil ein. Nach außen agiert er absolut kühl und überlegt und zeigt keinerlei Regungen. Wie physisch kaputt er aber tatsächlich ist, beweist am besten die Szene gegen Ende, als er Coco ihrer gerechten Strafe zuführen will.
    Ein qualitativ hochwertiges Bild vermittelt sich dem Hörer zudem durch exzellent agierende Sprechergrößen wie Claudia Urbschat-Mingues (Coco), Michael Pan (Dr. Barrett), Iris Artajo (Lilian Hunter) oder David Nathan, der hier nur kurz zu hören ist, aber nichtsdestotrotz sofort auffällt. Wie die Doppelbesetzung Martin Semmelrogges zu beurteilen ist, muss noch abgewartet werden.


    Fazit: Dorian Hunter besticht gar nicht mal so sehr durch den zugrunde liegenden Stoff, der bislang aber auch alles andere als schlecht ist, sondern hauptsächlich wegen der tollen Inszenierung und Atmosphäre.