Halldor Laxness ist nach Snorri Sturluson der bedeutendste Schriftsteller Islands und der Grund, weshalb sich die Isländer auf die höchste Prokopf-Nobelpreisträger-Dichte (einen pro 320 000 :grin) berufen können.
Dabei war Laxness ein ausgesprochen untypischer Isländer, der die Literatur seines Landes revolutionierte. Denn obwohl sich Island einer bis ins Mittelalter reichenden Literaturtradition rühmt, kam nach den Eddas jahrhundertelang nicht mehr viel. Zwar fühlten viele sich berufen, zu schreiben, bis ins frühe zwanzigste Jahrhundert beherrschte jedoch „Bauernliteratur“ den Büchermarkt, in denen das Landleben und der isländische Bauer im Mittelpunkt standen.
Laxness nun bringt einen völlig neuen Ton in die isländische Literatur. Als Freigeist und Weltenbürger verachtet er die isländische Erdverbundenheit, sucht sein Heil in Katholizismus und später auch Kommunismus, um letztlich dann doch die isländischen Sagas und und andere kulturelle Traditionen für sich zu entdecken.
Das Buch von Gudmundsson zeichnet Laxnes' Entwicklung im Spiegel seiner Bücher nach, zeigt Einflüsse, die sein Schreiben prägten, aber auch wie zeitgeschichtliche Geschehnisse sein Werk beeinflussten. Anhand verschiedener Manuskripte und Versionen (Laxness schrieb seine Bücher bis zu sechs mal komplett um) entsteht ein spannender Eindruck der „Romanwerdung“, Seitenbemerkungen zeigen immer wieder die Intention Laxness' beim Schreiben seiner Romane.
Wer also die Bücher von Halldor Laxness gerne mag, wird in diesem Buch so einiges Interessantes erfahren und ein wenig Hintergrundwissen zur isländischen Geschichte mitnehmen. Allerdings steht eindeutig sein Schaffen im Vordergrund, biografische Details, so sie nicht unmittelbar mit seinen Büchern zu tun haben, werden allenfalls am Rande erwähnt.