Der Teufel ist in mir - Uwe Wolff

  • Hallo zusammen,


    es ist jetzt schon ein paar Monate her, dass ich dieses Buch gelesen habe und da es noch keine Rezension dazu gibt, dachte ich, verfasse ich mal eine :-).


    Zum Buch:


    Titel: Der Teufel ist in mir. Der Fall Anneliese Michel, die letzte Teufelsaustreibung in Deutschland.
    Autor: Uwe Wolff
    Verlag: Heyne
    Erscheinungsjahr: 2006
    Seitenzahl: 317


    Zum Autor:


    Uwe Wolff, geboren 1955, Studiendirektor, Publizist, Autor von Romanen und Sachbüchern. Schreibt regelmäßig für überregionale Zeitungen, u. a. NZZ, Die Zeit, WAMS. Seminartätigkeit.


    Zum Inhalt:


    Nur noch 31 Kilo wog Anneliese Michel, als sie am 1. Juli 1976 nach monatelangen Qualen starb. Auf Geheiß des Würzburger Bischofs Stangl unternahmen katholische Geistliche 67 Exorzismusversuche an der 23-jährigen Studentin, die in einem streng katholischen Umfeld aufgewachsen war, seit ihrer Pubertät unter Angstzuständen litt und sich am Ende vom Teufel besessen glaubte. Aus Recherchen vor Ort, sämtlichen Tonbandaufnahmen der Exorzismus-Versuche und aus Interviews mit allen Beteiligten rekonstruiert der Theologe Uwe Wolff lückenlos und minutiös Annelieses Leidensgeschichte.
    Auf diesem Fall fußt sowohl der im November 2005 angelaufene amerikanische Gruselschocker "Der Exorzismus von Emily Rose" als auch das sensible Familiendrama "Requiem" des deutschen Regisseurs Hans-Christian Schmid (Nach fünf im Urwald, Crazy), das im März 2006 in die Kinos kommt.


    Meine Meinung:


    Interessant? Ja!!! Spannend? Nicht wirklich.


    Vorab muss gesagt werden, dass „Der Teufel ist in mir“ kein Exorzismusthriller ist, sondern die Rekonstruktion der Leidensgeschichte der Anneliese Michel. Das Werk basiert auf Wolffs Recherchen vor Ort, auf Interviews mit den Angehörigen und Freunden von Anneliese Michel und auf den Tonbandaufnahmen, die während der zahlreichen Exorzismusversuche entstanden sind.


    „Der Teufel ist in mir“ ist in acht Kapitel unterteilt, deren Inhalt jeweils mit einem Zitat von Anneliese Michel hervorgehoben wird. Das erste Kapitel befasst sich mit dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassung gegen zwei Geistliche sowie gegen Anneliese Michels Eltern.


    In den folgenden Kapiteln werden Anneliese Michels Kindheit und Elternhaus sowie ihre Schul- und Studienzeit behandelt. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Rolle, den der katholische Glaube in ihrem Leben spielte. Außerdem werden die frühen Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei Anneliese Michel hervorgehoben. Uwe Wolff sieht die strenge Religiösität von Annelieses Umfeld und ihre eigene Angst vor dem Leben als Grund warum sich ihre psychische Erkrankung gerade in der Überzeugung äußerte, von Dämonen besessen zu sein.


    Im weiteren Verlauf des Buches begibt sich der Leser auf die Spur des Ärztemarathons, den Anneliese Michel hinter sich hatte. Als dies ohne Erfolg bleibt, werden zudem Geistliche konsultiert und Anneliese Michel unterzieht sich auf eigenen Wunsch einer Reihe von Exorzismen. Im letzten Teil des Buches finden sich Schilderungen des Verlaufs einiger dieser Exorzismen. Außerdem wird vermehrt auf die Verschlechterung von Annelieses körperlichem und geistigem Zustand eingegangen, an deren Ende ihr Tod steht.


    Der Stil, in den „Der Teufel ist in mir“ geschrieben ist, ist stark dokumentarisch – einen Spannungsbogen sucht man vergeblich. Es findet sich zum Beispiel viel wörtliche Rede, die der Autor aus den Interviews und von den Tonbändern übernommen hat und kommentiert. Hierbei zeichnet er das Bild einer psychischen Erkrankung, die durch den strengen Glauben von Anneliese Michel und ihrem Umfeld zum Tod führte. An seiner Argumentation merkt man meines Erachtens deutlich, dass Uwe Wolff eher die wissenschaftliche als die spirituelle Seite vertritt. Nichts desto trotz streitet er die Existenz von Dämonen – zumindest in Annelieses Welt - auch nicht völlig ab. Einige Ereignisse und Tonbandaufnahmen sind schon hart an der Grenze des wissenschaftlich Erklärbaren, obwohl Wolff zumindest versucht, eine Erklärung zu finden. Ab einem bestimmten Punkt wirkten die Erklärungen auf mich ziemlich notdürftig oder es wird gar nicht weiter auf den Sachverhalt eingegangen (Beispiel: die verschiedenen Stimmen, mit denen die Dämonen aus Anneliese sprechen).


    Trotzdem fand ich „Der Teufel ist in mir“ auf jeden Fall interessant und aufschlussreich. Die nachprüfbaren Daten und Tatsachen zu Fall Anneliese Michel sind gründlich recherchiert und sehr gut zu einer Handlung und gleichzeitig zu einem Gerüst für Wolffs psycho-analytische Theorie verarbeitet worden. Besagte Theorie wirkte auf mich in sich schlüssig und hat mir in jedem Fall einige interessante Denkansätze geliefert. Nichts desto trotz ist es halt nur eine Theorie und keine unumstößliche Antwort auf die Frage, worunter Anneliese Michl denn nun tatsächlich gelitten hat. Anhand der Eckpunkte in Anneliese Michels Leben, an denen Wolff seine Theorie festgemacht hat, lässt sich mit Sicherheit auch genau gegenteilig argumentieren und auch eine Besessenheit belegen, wenn man es drauf anlegt ;-).

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()