Ich muss gestehen, dass ich gar nicht verstehe, warum "Wintermond" so verhalten ankommt . Ich hatte die Rezensionen ja vor dem Buch gelesen, und ging daher mit ganz geringen Erwartungen ran - aber ich wurde äußerst positiv überrascht.
Man kann der Autorin eigentlich nur "vorwerfen", dass gerade die erste Hälfte des Romans aus zu viele banalen und sich wiederholenden Szenen besteht, in denen Meta und David sich in ihrem Umfeld bewegen. Vieles davon bleibt für die Geschichte bedeutungslos. Dadurch zieht sich das Buch leider ziemlich in die Länge.
Dagegen stehen interessante Charaktere, die man so noch nicht 1000 mal gelesen hat:
Meta ist die Schicki-Micki-Tussi, die zwar deutlich spürt, dass sie in ihrer High Society nicht glücklich ist, aber ein wenig Zeit braucht, um dies auch nach außen hin zu zeigen. Sie ist mal kein softes Weibchen - die kann richtig zickig sein. Da hab ich nichts gegen, ich mochte sie.
David dagegen liegt durch seine Vergangenheit buchstäblich in Fesseln, verleugnet, was ihn ausmacht, und muss sich mit seiner Vergangenheit auseinander setzen, bevor er seinen Status als "Fußabtreter" abstreifen und seinen wahren Platz annehmen kann. David hatte ich richtig gern muss ich zugeben.
Der Nebencharaktere wurde es etwas viel, die meisten haben keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen, dafür bleiben sie dann zu unwichtig. Dafür wurde auch die Geschichte der Antagonisten ausführlich behandelt.
Ich habe mir oft en paar mehr Szenen zwischen David und Meta gewünscht. Die wenigen, die es gab, haben mich wirklich berührt.
Eingebettet war die Geschichte in einen schönen, gehobenen Schreibstil.
Tanja Heitmann legt nicht alles vor dem Leser offen - einiges bleibt der Fantasie überlassen oder nicht vollständig geklärt, aber das empfand ich nicht als Manko.
Alles in allem habe ich hier weit mehr bekommen, als ich erwartet hatte. Von ein paar zähen und unnötigen Szenen abgesehen, hat mir "Wintermond" super gefallen.
8 von 10 Punkten