Klappentext:
Tessa King hat sich verliebt: James ist gut aussehend und liebevoll, er hat aber auch drei Töchter, die er vergöttert. Und eine Exfrau, mit der er sich nach vier Jahren Trennung wieder gefährlich gut versteht. Also muss Tessa kämpfen, um ihre Liebe und um den frisch eroberten Platz inmitten der Patchworkfamilie.
Meine Meinung:
Handelt es sich hierbei wieder nur um ein weiteres Abenteuer um eine junge Frau, die sich auf gewollt lustige Weise einen Mann angeln möchte? Nein, dieses Buch hat ein paar ernste Themen und zeigt uns, wie das Leben manchmal verlaufen kann – ob man es will oder nicht. Deshalb habe ich es auch in der Bellestristik eingestellt. Es ist ein Buch über eine Ehefrau, die ihren Mann verlassen hat und es nach einiger Zeit bitter bereut und ihn gerne wieder hätte. Allerdings hat gerade zu diesem Zeitpunkt ihr geschiedener Mann eine neue Frau gefunden, die ihn glücklich macht und die er heiraten möchte. Es ist auch ein Buch über eine nicht mehr blutjunge Frau, die auf einmal merkt, dass ihr neben ihrer Karriere doch etwas fehlt, die zwar eine tolle Patentante ist, aber die vielleicht auch gerne eigene Kinder hätte. Zuerst aber bekommt sie die drei Töchter ihres Frischverlobten, inklusive eines zickigen Teenagers. Und Kinder haben nun einmal die Angewohnheit, zum unpassendsten Zeitpunkt ins Zimmer zu stürmen oder sich einfach nicht so verhalten, wie man es erwartet. Und dann ist es noch ein Buch über eine 14jährige, deren heile Welt auseinander gebrochen ist, die nicht weiß, ob sie die Neue von ihrem Vater mögen darf und einfach nicht weiß, wie sie sich richtig verhalten soll. Soll sie ihre Mutter weiterhin in Schutz nehmen? Soll sie die Hochzeitspläne ihres Vaters weiterhin sabotieren? Besteht auch nur die geringste Hoffnung, dass ihre Eltern vielleicht doch wieder zueinander finden? Und sind das alles nicht ein paar Probleme zuviel, die man einem Teenager aufbürden kann?
Tessa King hat endlich den Mann fürs Leben gefunden – allerdings hatte er schon eines vor ihr und so bekommt sie zusätzlich noch drei Töchter und eine einsame, aber vorbildliche Exehefrau und Mutter. Wie kann sie da nur mithalten? Sie ist zwar eine super Patin für ihre 4 Patenkinder, aber auf einmal Ersatzmutter zu sein ist doch schon etwas anderes. Vor allem bei einem Mann, der Zuhause auch nie nur einen Finger krümmen musste. Explodierende Wäscheberge, Bügelorgien und Kinderbespaßung stehen nun auf dem Wochenendprogramm von Tessa, und ein in ihr Schamhaar gefärbtes pinkes Herz, was unfreiwillig nicht nur James gesehen hat, verfolgt sie nun überallhin. Aber zum Glück hat sie ja gute Freunde, bei denen sie sich über all die Ungerechtigkeiten, die drei Kinder so mit sich bringen, und über die Vernachlässigung durch ihren Verlobten beschweren kann. Und ihre Freunde sind sogar so gut, dass sie ihr gehörig den Kopf waschen und ihr vorhalten, dass sie sich grade wie ein zickiger Teenager benimmt und vor Problemen einfach davon läuft – Probleme, die eigentlich nur sie sieht.
Bea ist die Exehefrau und die Super-Hausfrau und Mutter. Ihr gehören die ersten Kapitel in dem Buch und man bekommt einen ausführlichen Eindruck von ihr, wie sie sich selbst sieht und wie sehr sie die Scheidung bedauert. Warum sie Jim verlassen hat, erfährt man allerdings erst sehr viel später. Ihre Hoffnung, ihn wieder zu erobern, wird von Jim genährt, der sich immer noch sehr gut mit ihr versteht und ihr zeigt, wie sehr er sie eigentlich immer noch mag. Aber gerade, als sie ihm endlich ihre Liebe gestehen will, eröffnet er ihr seine Pläne mit Tessa. Geschockt und zutiefst deprimiert gerät Bea in einen tückischen Sumpf, in den sie auch ihre Tochter Amber mit hineinzieht und aus dem sie sich alleine nicht mehr befreien kann. Anstatt ihr Leben selber in die Hand zu nehmen, macht sie ihr Glück einzig alleine von Jim abhängig, und als der sich anderen zuwendet, fühlt sie sich nutzlos, ungeliebt und überflüssig. Sie beschließt allerdings, endlich abzunehmen, aber Wodka ist nicht wirklich der richtige Ersatz fürs Essen. Und so gerät sie in eine Abhängigkeit, aus der sie erst wieder herauskommen kann, wenn sie zugibt, Probleme zu haben. Davon hat sie allerdings mehr als genug.
Abwechselnd erzählt Carrie Adams in der Ich-Perspektive aus Tessas und Beas Sicht. Einfühlsam werden beide Sichtweisen erläutert, es wird nicht bloßgestellt oder ins Lächerliche gezogen. Es sind ernstzunehmende Probleme, die nicht nur die Familie belasten, sondern auch das eigene Leben und schleunigst nach Lösungen fordern. Es sind Probleme, die jedem passieren können und hier werden auch mögliche Lösungen angeboten. Das Ende ist eine von mehreren Möglichkeiten - das Buch kann so enden, musste es aber nicht. Auch mit einem anderen Ende hätte es nichts von seiner Großartigkeit verloren.
Zum Nachdenken regt das Buch aber allemal an, besonders geschiedene Eltern und Stiefelternteile bekommen hier einen Weg aufgezeigt, wie man mit Trennung und Wiederverheiratung umgehen kann. Jede Seite wird beleuchtet, jeder kommt zu Wort, das geschiedene Paar, die neue Frau und die Kinder, die ja oft am meisten unter einer Trennung zu leiden haben. Besonders sie fühlen sich oft den Eltern gegenüber verpflichtet und wissen einfach nicht, mit dieser Situation umzugehen. Sensibel zeigt die Autorin auch die Sicht der Kinder.
Fazit
Mit Fingerspitzengefühl beschreibt Carrie Adams die Probleme einer zusammenwachsenden Patchwork Familie. Sensibel wird der Umgang miteinander geschildert, tiefgründig die Probleme beleuchtet. Hier wird nicht auf gewollt lustige und überkomische Art nach Lösungen gesucht, sondern feinfühlig alle Sichtweisen aufgezeigt. Es kommt keiner zu kurz, jeder darf sich nach seinem Charakter äußern, aber auch jeder muss mit seinen Eigenarten und Schwächen zurechtkommen und erkennen, dass nicht immer die eigene Sichtweise auch unbedingt die richtige ist.