Berlin Verlag, 2009
317 Seiten
OT: An Accidental Light
übersetzt von Beatrice Howeg
Kurzbeschreibung
Es ist ein Abend wie viele andere. Nach der Arbeit hat Jack mit einem Kollegen noch ein Bier getrunken, jetzt sitzt er im Auto, auf dem Weg nach Hause, es nieselt leicht. Da taucht plötzlich, wie aus dem Nichts, vor ihm auf der Straße ein Mädchen auf. Er versucht zu bremsen, doch zu spät. Laura stirbt noch am Unfallort. Jack droht an der Schuld zu zerbrechen, und mit ihm seine Familie. Erst mit Hilfe eines Therapeuten gelingt es ihm, ins Leben zurückzufinden. Für Lisa, Lauras Mutter, ist der Verlust ihrer Tochter nahezu unerträglich. Doch während sie das schier Unmögliche versucht - weitermachen, nach vorne schauen -, vergräbt sich ihr Mann Derek mehr und mehr in eine Gefühlswelt aus Hass und Ohnmacht, die irgendwann zu explodieren droht. Eine sensible Geschichte über Verlust, Schuld und den Mut, ganz von vorne anzufangen.
Über den Autor
Elizabeth Diamond lebt in Devon, England. Dies ist ihr erster Roman, für den sie ein Stipendium des British Arts Council erhielt.
Meine Meinung
An einem diesigen Dienstag im November, es dämmert bereits, fährt der Polizist Jack nach Dienstschluss nach Hause. Plötzlich läuft wie aus dem Nichts hinter einem Bus ein Mädchen auf die Straße. Jack hat keine Chance, noch rechtzeitig zu bremsen. Die 13-jährige Laura stirbt noch am Unfallort in Jacks Armen.
Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht Jacks und Lisas, Lauras Mutter, erzählt. Beginnend mit dem Unfalltag verfolgt man das Leben der beiden über etwas mehr als ein Jahr.
Dieses Buch besticht nicht durch reichlich Handlung oder gar Action. Es ist ein stiller Roman, der den Leser tief in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten zieht.
Für die Betroffenen, Lisa und ihren Ehemann Derek, Jack, seine Ehefrau Sam und ihre beiden Töchtern tritt ein Bruch ein, Schock, Stillstand der Zeit, wobei jeder auf seine Weise darauf reagiert.
Jack bekommt schwere Depressionen, wird arbeitsunfähig und macht eine Psychotherapie. Lisa versinkt in sich, geht aber zeitweise zu einer Trauerhilfe. Dereks Gedanken sind schwer zu durchschauen, er ist verbittert, bleibt aber lange Zeit im Hintergrund.
Mit diesem schrecklichen Unfall brechen bei den Protagonisten eigene Konflikte aus der Vergangenheit auf, Verdrängtes steht zum Teil so im Vordergrund, dass Lauras Unfall wie eine Initialzündung erscheint. Die Bedeutung vieler Dinge verschieben sich für Lisa und Jack komplett.
Elizabeth Diamond schreibt sehr feinfühlig, ihre Worte berühren tief. Die Gefühle ihrer Protagonisten, Schuld, Verlust, Trauer, Verletzung werden direkt spürbar. Es ist ein melancholisches, z.T. sehr trauriges Buch.
Aber die Autorin lässt die Protagonisten nicht in ihrer Trauer verharren. Neue Wege zeichnen sich ab, Altes, inzwischen unnütz geworden, wird abgeworfen.
Am Ende des Romans sagt Lisa, sie stünden „am Rande eines neuen Lebens“.
Dieser Neubeginn ist greifbar und lässt den Leser zum Schluss mit Hoffnung zurück.
Eine Kleinigkeit, die etwas irritierend war, war, dass ohne erkennbaren Abschnitt, Jack seinen Therapeuten persönlich mit Sie ansprach, genauso wie Lisa zeitweise direkt mit Laura per du redete. Allerdings kam man immer schnell dahinter, wer gemeint war.