ZitatOriginal von Charlie
Ich moechte nur mal darauf hinweisen duerfen, dass ich mich hier ein bisschen aus dem Zusammenhang gerissen und fehl am Platz fuehle. Ich hatte - im Rezensionsthread zu Ines' "Hoellenknecht" - lediglich sagen wollen, was Iris oben praegnanter zusammenfasst, dass ich naemlich Ines' Haltung verstaendlich und nachvollziehbar finde.
Nicht eine Diskussion dieser Art lostreten, in der "die einen" (Romane) gegen "die anderen" (oder gar "die bemuehten" und "die miesen") gehalten werden.
(Und "fromm" und "aberglaeubisch" hab ich wirklich nicht geschrieben, das ist auch WIRKLICH nicht meine Art, ueber die, die vor uns gelebt haben, zu denken, das bitte ich, mir zu glauben.)
Ich hatte Dir die besagten Worte auch nicht in den Mund legen wollen, sondern habe lediglich versucht zusammenzufassen, was Ines und du geschrieben hattet. Darum hatte ich die Link zu dem Rezithread gesetzt, damit jeder nachlesen kann, wer genau was gesagt hat.
Darum, dass die "einen" Romane nicht gegen die "anderen" gehalten werden, möchte ich auch nachdrücklich bitten. Ich plädiere schließlich selbst immer wieder für Vielfalt in diesem Genre und habe mich schon aufgeregt, wenn jemand z.B. alles Fantastische im historischen Gewand am liebsten ausrotten würde, denn ich liebe auch die Bücher im Zwischenbereich von historischem Roman und Märchen, wie z.B. von Ganß oder Marillier.
Mir geht es hier um die Beschränkung auf die Frage: Will und kann der Leser sich überhaupt mit Figuren identifizieren, die nicht unseren heutigen Wertvorstellungen gemäß handeln und denken?
ZitatFuer mich als Leser hatte der historische Roman immer auch noch eine andere Funktion, naemlich die einer Uebersetzung/Uebertragung von Ereignissen/Erscheinungen/Aspekten der eigenen Zeit in eine andere, weil man aus verschiedenen Gruenden (vornehmlich aus Mangel an Distanz) in der eigenen nicht erzaehlen kann (oder will. Oder auch mal darf).
Als Autor suche ich nach Geschichten in der Geschichte, die ich wiedererkenne, die sich mir aufdraengen, weil sich mir der Vergleich, die Parallele, das uebertragbare Element aufdraengt. Beim Erzaehlen, bei der Vorbereitung des Erzaehlens halten mich diese beiden Fragen (und die Spannung zwischen ihnen) am staerksten bei der Stange, treiben mich um: Was ist gleich/aehnlich/vergleichbar? Und: Was ist anders?
Das gilt fuer die Figurengestaltung wie fuer andere Bereiche.
Dazu möchte ich gern auch die "Zehn Thesen zum historischen Roman" von Peter Prange verlinken.
ZitatOriginal von janda
Als Leserin muß ich aber sagen: mein Grund keine historischen oder historisierten Romane zu lesen ist der, dass ich es nicht mag, wenn vor einem historischen Setting Figuren sind, die denken und handeln, wie im hier und jetzt. Wenn eine Frau des Mittelalters emanzipatorische Thesen des 20. Jahrhunderts propagiert - um es mal überspitzt zu schreiben - fühle ich mich verschaukelt.
Ich höre dieses Argument von "Nicht-HR-Lesern" sehr häufig. Aber wie in jedem Genre gibt es nicht nur die unterschiedlichsten Leserbedürfnisse, sondern auch die entsprechenden Angebote. Meines Erachtens gibt es keinen Grund, irgendein Genre ganz zu meiden.