Zwei an einem Tag - David Nicholls

  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Warum genau findest du die beiden (vor allem) Dexter als klischeehaft beschrieben?


    Jung, eben mit der höheren Ausbildung fertig, die - trotz vorhandener Cleverness - mäßig erfolgreich absolviert wurde, "Aussehen wie ein junger Gott", aus reichem Haus, sex- und vergnügenbesessen, lebt für den Moment, fühlt sich wie James Dean, jedes hübsche Kätzchen verfällt ihm binnen Sekundenfrist, verschmitzt, irgendwie trotz allem tief drinnen ein lieber Kerl und kommt deshalb bei seinen Eskapaden ohne größere Schäden davon usw.


    Erinnert mich irgendwie an den Film "Eiskalte Engel" (hieß der so in den 90ern?)und die dortige männliche Hauptfigur... :grin Einfach nur ein Klischee über dem nächsten, und selbst wenn sich Dexter am Ende des Buches als charakterlich viel tiefschichtiger herausstellen sollte, ist mir das zu spät - ich lese nicht genervt 500 Seiten, um am Ende eines Besseren belehrt zu werden. :wave

  • Zitat

    Original von mankell
    und selbst wenn sich Dexter am Ende des Buches als charakterlich viel tiefschichtiger herausstellen sollte, ist mir das zu spät - ich lese nicht genervt 500 Seiten, um am Ende eines Besseren belehrt zu werden. :wave


    Naja, am Ende versteht man vieles besser (wobei sich das auf die Passagen bezieht, die wahrscheinlich eh nach den ersten 100 Seiten passieren), das meinte ich.


    Allerdings kann ich das, was du unter "klischeehaft" beschreibst, überhaupt nicht als klischeehaft empfinden, daher also schon mal ein Unterschied in der Wahrnehmung. ("Eiskalte Engel" kenn ich und wenn man möchte, kann man mit der männlichen Hauptfigur - Sebastian - ein paar Ähnlichkeiten sehen, aber eigentlich ist für mich Dexter eine ganz andere Person). Ganz im Gegenteil - ich empfand Dexter sowohl am Anfang als auch zwischendurch und am Ende durchaus glaubwürdig und realistisch. Und habe ihn geliebt. :lache

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  • Ich schrei auch mal wieder laut "hier". :grin
    Als ein einziges Klischee habe ich Dexter auch keinen Moment empfunden. Der Gedanke ist mir nichtmal gekommen. :wow Im Gegenteil, ich fand ich mit seiner chaotischen und irgendwie einzigartigen Lebensweise ( trotz oder gerade wegen seiner vielen Fehler ) liebenswert und sympathisch.
    Na ja, aber es ist so wie Gummi schreibt: Entweder springt der Funke über oder eben nicht. :-)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Entweder springt der Funke über oder eben nicht. :-)


    Ich denke, gerade was die Wahrnehmung der Figurenzeichnung betrifft, stimmt obiges Zitat absolut; entweder man mag die Figuren, findet sie glaubhaft oder eben auch nicht. Argumente werden hier nichts ausrichten, weil es um höchst subjektive Sichtweisen geht. Ist ja auch gut, daß es verschiedene Geschmäcker und Lebensansichten gibt.


    Was das "Lieben" der männlichen Hauptfigur betriftt: das ist sicher ein weitverbreitetes Phänomen unter den Leserinnen und liegt durchaus im Kalkül von Nicholls. Ebenso, wie sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr, sehr viele Leserinnen ein Stück weit in Em wiedererkennen (bzw. sich wiederzuerkennen meinen)...

  • Zitat

    Original von mankell
    Was das "Lieben" der männlichen Hauptfigur betriftt: das ist sicher ein weitverbreitetes Phänomen unter den Leserinnen und liegt durchaus im Kalkül von Nicholls. Ebenso, wie sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr, sehr viele Leserinnen ein Stück weit in Em wiedererkennen (bzw. sich wiederzuerkennen meinen)...


    Aber zeigt dies ( also ich sag mal, die Fähigkeit eines Autors, seine Protagonisten so dazustellen, dass die Leser eine Bindung zu ihnen aufbauen können, mit ihnen leiden und lieben ) nicht um so mehr auf, wie gut ein Schriftsteller ist? :gruebel
    Ich würde dies doch nicht als etwas negatives oder nur berechnendes sehen.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Aber zeigt dies ( also ich sag mal, die Fähigkeit eines Autors, seine Protagonisten so dazustellen, dass die Leser eine Bindung zu ihnen aufbauen können, mit ihnen leiden und lieben ) nicht um so mehr auf, wie gut ein Schriftsteller ist? :gruebel


    Klare Antwort: no na, sofern man zu ebendiesen Lesern gehört, die tatsächlich eine Bindung zu den Figuren aufbauen und "mit ihnen leiden und lieben". Ich gehe davon aus und nehme dies auch wahr, daß dies auf viele LeserInnen von "Zwei an einem Tag" zutrifft, aber eben nicht für alle, etwa mich. Und da ich ein Buch bzw. einen Abbruch nur aus meiner höchstpersönlichen Sicht rezipieren bzw. begründen kann, habe ich dies versucht.

  • Für mich ist eine Bindung an die Figuren immer wichtig. Das muss ja nicht unbedingt "Lieben" sein (nein, ich war sicher nicht in Dexter hoffnungslos verknallt, ich habe ihn einfach als liebenswert und sympathisch empfunden), es können gerne auch "Hassgefühle" sein, aber es muss etwas da sein, was mich mit den Figuren verbindet, sonst kann ich nun mal nicht mitleiden und mitzittern, was für mich wichtig ist. Keine Ahnung, ob das ein "weibliches Phänomen" ist, find ich auch irgendwie lächerlich drüber nachzudenken. Es geht ja um "glaubhafte Charaktere" und dafür braucht man doch ein wenig "Persönlichkeitsfülle".


    Und für mich macht einen guten Schriftsteller - wie Rosenstolz es gut getroffen hat - aus, dass er dies kann. Oberflächliche Charaktere geben mir nicht so viel. Aber gut, hier kann man lange drüber diskutieren. Bei mankell sprang der Funke nun mal nicht über, ist halt manchmal so.

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  • Zitat

    Original von mankell
    Was das "Lieben" der männlichen Hauptfigur betriftt: das ist sicher ein weitverbreitetes Phänomen unter den Leserinnen und liegt durchaus im Kalkül von Nicholls.


    Es geht aber auch ganz anders! Ich habe das Buch regelrecht verschlungen, mir gefiel die Erzählweise ausgesprochen gut.


    UND: Ich mochte die männliche Hauptfigur überhaupt nicht! Ich fand ihn gräßlich und habe die ganze Zeit beim Lesen gedacht, hoffentlich "kriegt" sie ihn nicht! Auch das kann eine Motivation sein, die einen zum Weiterlesen bringt.


    Und dass sich eine Frau beim Lesen entweder mit der weiblichen Protagonistin identifizieren und/oder in den männlichen Protagonisten verliebt sein muss, um "bei der Stange" respektive beim Lesen zu bleiben, halte ich für eine sehr klischeehafte Denkweise, lieber mankell! ;-) Auf welche Beobachtungen stützt sich denn hierzu deine Meinung?

  • Zitat

    Original von Rosha
    Und dass sich eine Frau beim Lesen entweder mit der weiblichen Protagonistin identifizieren und/oder in den männlichen Protagonisten verliebt sein muss, um "bei der Stange" respektive beim Lesen zu bleiben, halte ich für eine sehr klischeehafte Denkweise, lieber mankell! ;-) Auf welche Beobachtungen stützt sich denn hierzu deine Meinung?


    Auf die Rezis hier oder so.


    Rosha : Blieb deine Abneigung bis zum Schluss bestehen?

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  • Zitat

    Original von Rosha
    Und dass sich eine Frau beim Lesen entweder mit der weiblichen Protagonistin identifizieren und/oder in den männlichen Protagonisten verliebt sein muss, um "bei der Stange" respektive beim Lesen zu bleiben, halte ich für eine sehr klischeehafte Denkweise, lieber mankell! ;-) Auf welche Beobachtungen stützt sich denn hierzu deine Meinung?


    Auf eine empirische Untersuchung mittels 1.000.000 Fragebögen. :lache Nein, selbstverständlich sind nicht alle Frauen in den männlichen Protagonisten "verliebt" (auch wenn sie ein wenig von ihm schwärmen oder ihn im Gegenteil komplett unsympathisch finden, er sie auf jeden Fall nicht unbewegt läßt), natürlich erkennen sich nicht alle Frauen in der blitzgescheiten, sich ihrer ungemeinen Attraktivität nicht bewußten und spitzzüngigen Em wieder (zumindest nicht bewußt).
    Aber ganz ehrlich gesagt ist mir dieser Roman die ganze Aufregung nicht wert.

  • Zitat

    Original von mankell
    Aber ganz ehrlich gesagt ist mir dieser Roman die ganze Aufregung nicht wert.


    :gruebel ?(


    Naja, dann sind wir wohl hiermit am Ende der interessanten Diskussion angelangt. :grin

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  • Zitat

    Original von mankell
    Es sei denn, du erzählst uns noch ein wenig von deinen positiven Gefühlen für Dexter. :grin


    Du meinst diese grenzenlose Zuneigung, die dazu führt, dass ich mein Kind nach ihm nennen möchte und sowas? :lache
    (Ok...lassen wir das, das wird zuviel Spam dann hier...)

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Rosha : Blieb deine Abneigung bis zum Schluss bestehen?


    Ja, du musst ihn also nicht mit mir teilen... :grin


    Es ist ja nicht so, dass ich Dexter total verabscheut habe. Er hat mich zwischenzeitlich genervt, durchaus auch amüsiert und zum Schluss habe ich ihn bemitleidet, aber ich habe mich eben nicht in ihn "verknallt".


    Ich fand das Buch mit seinen Stilmitteln einfach gelungen. Und oft sind es Charaktere, an denen man sich "reiben" kann, die Ecken und Kanten haben, die ich interessant finde.


    Für mich war Dexter so eine schillernde Figur wie Robbie Williams: Anziehend, charismatisch, sympathisch, gutaussehend, aber wegen seiner labilen Psyche eben sehr gefährlich, wenn man sich in ihn verliebt und sich auf ihn einlässt. Das wollte ich vermutlich Emma "ersparen", indem ich für sie hoffte, dass aus beiden kein Paar wird. Ich empfand Emma nicht als stark genug, als dass Dexter sie nicht mit nach unten gezogen hätte.

  • So…ich weiß gar nicht so richtig was ich über dieses Buch sagen soll. Im Großen und Ganzen hat es mir schon gefallen.
    Die Idee immer nur einen bestimmten Tag des Lebensweges zweier Personen über zwanzig Jahre hinweg zu erzählen, fand ich sehr gut. Allerdings wurden meine Erwartungen nicht so richtig erfüllt, obwohl ich gar nicht so richtig festmachen kann, an was das gelegen hat. :gruebel
    Vielleicht an der männlichen Hauptfigur Dexter, der mir nicht sympathisch war, Emma dagegen mochte ich sehr.
    Das Ende hat mich aber wieder versöhnt. Das fand ich richtig gelungen.
    Ich denke aber, dass die Geschichte dennoch sehr lesenswert ist.

  • Zitat

    Original von bienchen69
    Vielleicht an der männlichen Hauptfigur Dexter, der mir nicht sympathisch war, Emma dagegen mochte ich sehr.


    Niemals, niemals, werde ich verstehen, wie man Dexter nicht mögen kann. :lache

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  • Gleich zu Beginn wird klar, irgendwie gehören Dex und Em zusammen. Dieses Gefühl trägt den Leser durch das gesamte Buch, durch 20 gemeinsame Jahre der beiden.
    Sie ist fasziniert von ihm - obwohl er anfangs gar nicht in ihr intellektuelles, etwas linke Weltbild passt.
    Er ist fasziniert von ihr, obwohl sie so gar nicht in sein Beuteschema als Frauenheld passt.
    Doch die beiden treffen sich immer wieder aufs Neue, lassen einander am Werden, Sein und Scheitern des anderen teilnehmen, brechen sogar einige Zeit den Kontakt zueinander gänzlich ab, bis sie schließlich doch für eine kurze, intensive Zeit zueinanderfinden.


    Das Buch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen, obwohl mich mal Em mit ihrem altklugen Gehabe, dann wieder Dex mit seinen selbstherrlichen Alkohol- und Drogenexsessen ziemlich genervt haben. Und doch sind sie mir im Laufe der Jahre mit ihren Schwächen, ihrem Wachsen und Straucheln auf ihren Lebenswegen sehr ans Herz gewachsen.
    David Nicholls Charaktere gingen mir richtig unter die Haut, vorallem als Dex mit seiner Tochter Jas allein zuhause ist, auf sie aufpassen soll, meine ich sein wahres Ich kennenzulernen, von dem Em schon lange eine unbewußte Ahnung hat ?( *klingtjetztirgendwiekompliziert*
    Ja, Nicholls, die Geschichte, Em und Dex haben mich sehr berührt, gefesselt, aufgewühlt und stellenweise zum Lachen gebracht, zweifelsohne eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich bis jetzt gelesen habe.
    Bemerkung am Rande:
    Von Anfang an habe ich mich allerdings gefragt, ob Dex und Em wirklich mit mir -da gleicher Jahrgang- "groß" geworden sind, denn irgendwie konnte ich, bis auf Tracy Chapman :grin- keine Parallelen erkennen.

  • Ich bin etwas erstaunt, über die Meinung die beiden wären füreinander bestimmt.? Meiner Meinung nach sind es eher die Gegensätze in ihrem Leben die diese Anziehungskraft zu Beginn ihrer Bekanntschaft ausmachen. Das es im Laufe einer so langanhaltenden Freundschaft, zu einer Vertrautheit kommt, welche in der eigenen Partnerschaft oft nicht erreicht werden kann, führt somit unweigerlich irgendwann zu der Entscheidung Freundschaft oder Liebe?
    Wir wissen ja jetzt, welchen Weg der Autor gewählt hat.
    Und genau das, sowie die daraus resultierende "Echtheit" geben der Story einen gewissen Charme, wobei Mankell`s Einschätzung bezüglich verwendeter Klischeeerfüllung der Charaktere nicht gänzlich von der Hand zu weisen sind.


    Mitzuerleben wie die zwei Protagonisten sich im Laufe der Jahre "entwickeln" war, abgesehen von einigen Längen, flüssig und unterhaltsam zu lesen.


    Von mir gibt es 7 Punkte.

  • Ich bin wohl eine der wenigen Leserinnen, die das Buch nicht wirklich berühren konnte.


    Natürlich ist Zwei an einem Tag gut geschrieben und die Idee über einen längeren Zeitraum jeweils einen Tag im Leben von Emma und Dexter zu schildern fand ich sehr gelungen, aber Emma und besonders Dexter sind mir fremd geblieben.


    Immer wieder habe ich mich gelangweilt und mehrfach überlegt, das Buch beiseite zu legen. Besonders Dexters Drogenexzesse und Abschleppgeschichten fand ich einfach nur ätzend. In der Hoffnung auf ein stimmiges Ende habe ich das Buch dann trotzdem wieder zur Hand genommen, um mich am Ende angekommen einfach nur deprimiert zu fühlen.
    Ich vergebe 4 von 10 (enttäuschten) Punkten. :wave