Der Fürst - Niccolò Machiavelli

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de
    Der berühmteste politische Traktat der Renaissance analysiert mit schonungslosem Rationalismus die Voraussetzungen für Erwerb und Erhalt herrscherlicher Macht. Seit Ende des 16.Jahrhunderts berief sich nahezu jede politische Seite auf das eine oder andere Lehrstück des "Fürsten".


    Zum Autor:
    Niccolò Machiavelli wurde 1469 in Florenz geboren. Er war in seinen Begabungen außerordentlich vielseitig, den Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildete jedoch die Diplomatie. Als Gesandter der Republik Florenz war er von 1498 bis 1512 an europäischen Höfen tätig und traf berühmte Persönlichkeiten seiner Zeit, darunter Könige, Päpste, usw.
    Machiavelli stirbt 1527 in seiner Geburtsstadt Florenz.
    Mehr Informationen zu Machiavelli


    Kurze Geschichte des Buches:
    Machiavelli schrieb den Fürsten für Lorenzo di Medici. Lorenzo di Medici war zum Zeitpunkt der Machtübernahme (1516) 24 Jahre alt und relativ unerfahren in der Diplomatie und Regierungsgeschäften. Ferner war Norditalien mit seinen Fürstentümern zum Spielball deutlich größerer Mächte wie Frankreich und Spanien geworden und drohte zerrieben zu werden. Salopp ließe sich der Fürst also als eine Art kompakter Rettungsplan für bedrohte Florenz beschreiben. Der Fürst wurde zunächst nur als Handschrift veröffentlicht, der erste Druck erschien erst 1532.


    Meine Meinung zum Buch:
    Machiavellis Sprache ist knapp und präzise. Obwohl der Text etwa 500 Jahre alt ist, lässt er sich sehr gut lesen. Die Übersetzung meiner Ausgabe stammt aus dem Jahre 1912.
    Machiavellis Ratschläge für den Fürsten sind klar und deutlich, ihre Präzision, die keine Rücksicht auf die Moral nimmt, haben das Buch berühmt und berüchtigt gemacht. Machiavelli beschreibt die Wirkungsweise der Macht und die Maßnahmen um sie sich zu erhalten wie ein Uhrmacher, der eine Mechanik beschreibt: Ein Rädchen greift in das andere - es geht um Funktionen und Prinzipien. Gelegentlich wären Dinge zu tun, über die man nicht laut sprechen sollte, aber die Umstände erzwingen die Mittel.


    Der Fürst war für mich ein überraschendes Buch. Schon vor langer Zeit erschienen, hat er nur wenig an Aktualität eingebüßt. Noch immer lassen sich viele der von Machiavelli beschriebenen Grundsätze in Politik und Wirtschaft beobachten. Das Handeln von so manchen Personen wird mit Machiavelli im Hinterkopf deutlich klarer.


    Fazit: Uneingeschränkt empfehlenswert, 10/10 Punkte.

  • Schön, hier etwas von Machiavelli zu sehen. :-)
    Übrigens ist es sehr interessant, die "Discorsi" im Vergleich zu lesen, zumal dann auch deutlich wird, vor welchem Hintergrund Machiavelli den "Fürsten" geschrieben hat - nämlich in einer Situation akuter Bedrohung der Stadt Florenz. Die "Discorsi" zeigen, dass die Ratschläge im "Fürsten" keinesfalls Machiavellis Ideal entsprachen oder immer angemessen wären.

  • Ja, die "Discorsi" habe ich noch auf meiner Liste. Zumal im Nachwort meiner Ausgabe stand, dass der "Fürst" eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus den "Discorsi" wäre: quasi ein HowTo für Lorenzo di Medici.

  • Zitat

    Original von -Christian-
    Ja, die "Discorsi" habe ich noch auf meiner Liste. Zumal im Nachwort meiner Ausgabe stand, dass der "Fürst" eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus den "Discorsi" wäre: quasi ein HowTo für Lorenzo di Medici.


    Meine Machiavelli-Lektüre ist zu lange her, als dass ich mich hier aus dem Fenster lehnen wollen würde, aber ich habe den Fürsten ganz sicher nicht als "Zusammenfassung" der Discorsi gelesen. Die Discorsi lieferten mir ein völlig anderes Bild von Machiavelli - als überzeugter Republikaner, der die Alleinherrschaft eines Fürsten wirklich nur unter bestimmten existentiellen Bedrohungen mit dem Ziel des Erhalts eines Stadtstaats für wünschenswert hielt. :gruebel Und ich fand Machiavellis Geschichtsphilosophie ganz spannend, vor deren Hintergrund auch seine Ratschläge im "Fürsten" besser zu verstehen sind.

  • Ich habe das Buch vor einigen Wochen gelesen, und frage mich gerade, warum ich nicht da schon etwas zu geschrieben haben - als meine Eindrücke noch frisch waren. :gruebel Na gut, dann eben jetzt.


    Also, "Der Fürst". Ich musste es für ein Referat bzw. für eine Hausarbeit lesen und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich es beendet hätte, hätte ich nicht "gemusst". Ich finde die Kernaussage des Buches - erfolgreiches regieren und Moral gehen zusammen nicht gut - zwar sehr spannend, aber irgendwie ist mir zu viel historisches Blabla und zu viele Beispiele drum herum. Das hat mich irgendwann genervt, so dass ich mich, auch wenn die Sprache an sich nicht sehr schwer war, doch irgendwie durchkämpfen musste. Gut, dass es relativ kurz ist. :rolleyes


    Da es irgendwie ein Klassiker der Politikwissenschaft ist und immer wieder darauf Bezug genommen wird, bereue ich es trotzdem nicht, das Buch gelesen zu haben.

  • grad das blabla und die beispiele sind das interessante daran, denn ganz nebenbei erklärt er eine rationalistische interpretationsmöglichkeit älterer geschichtsschreiber, wie auch seiner jüngeren zeitgenossen, was ihn auch zu einem wichtigen politischen historiker und zum ersten neuzeitlichen soziologen macht.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    grad das blabla und die beispiele sind das interessante daran, denn ganz nebenbei erklärt er eine rationalistische interpretationsmöglichkeit älterer geschichtsschreiber, wie auch seiner jüngeren zeitgenossen, was ihn auch zu einem wichtigen politischen historiker und zum ersten neuzeitlichen soziologen macht.


    Ich denke, es liegt vielleicht daran, dass ich mich mit der Geschichte dieser Zeit viel zu schlecht auskenne. Und dann vieles von dem, was Machiavelli schreibt, nicht wirklich einordnen kann. Wäre das Buch 300-400 Jahre später geschrieben worden, hätte ich diese Art des Schreibens auf die dann aktuellen Ereignisse bezogen vielleicht auch spannend gefunden...

  • Oh, da muss man aber nachlesen, das kann man nicht so stehen lassen... :wow ich hab mich vor Machia auch nur mässig im damaligen Italien ausgekannt, aber er sollte ein anstoß zu tieferer lektüre sein :wow Italienische lokalgeschichten und geschichtchen begonnen von den verwirrenden kämpfen zwischen Guelfen und Ghibellinen und der schwarzen und weissen partei sind durchaus eine lektüre wert.
    :alter
    Es gibt kaum eine spannendere zeit in der europäuschen geschichte als das italienische spätmittelalter und seine umformung zur renaissance, wie auch die dortige renaissance höchstselbst... - es gibt einen grund, warum die besten shakespeare-stücke im Italien dieser zeit spielen. Man findet sich fast in der gegenwart wieder - allerdings minus elektrizität und deren weiterführende möglichkeiten -, dort war die welt am kochen, voller neuer ideen, eine zeit voller beweglicher, aufmüpfiger, selbstherrlicher geister, die alles besser als die alten, und mindestens so gut wie die uralten machen wollten, und alles für möglich und erlaubt hielten, denn dem, der's wagt, hilft das glück... eine zeit voller aufstände gegen die obrigkeit und den klerus, voller unruhen, voller ungewissheit, künstler, glücksritter, wagemutige kämpfer und findige kaufleute, religiöse sektierer; diesen abschnitt darf man nicht versäumen, denn nie war geschichte spannender und leidenschaftlicher als damals... kein erfundener 'mittelalter'-roman ist auch nur halb so gut, wie die biographien der leute, die damals tatsächlich gelebt haben...


    *meint MagMa ganz treuherzig*


    und stelllt nach einer kurzen pause fest, ihre beschreibung klingt fast nach einer werbung für Assassins Creed2 - 'nehmen Sie daran teil: morden Sie sich durch die Renaissance'

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Hihi. Gibt es denn ein bestimmtes Buch, das du empfehlen kannst? Deine Beschreibung macht Lust auf mehr...
    [SIZE=7]Übrigens warte ich auch immer noch auf die ab18-Version von Tintenherz! ;-)[/SIZE]

    In der Einsamkeit wird Liebe entstehen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Glass ()

  • Ich habe das Buch jetzt auch endlich noch mal gelesen, damals habe ich nicht viel davon behalten. Es war die logische Konsequenz, im Sinne von Bücher führen zu Büchern, weil ich davor einen Roman (Samuel Black/The ground is burning) gelesen habe, in dem Machiavelli und Cesare B. zwei der Hauptfiguren waren. War ganz witzig, hier Machiavellis Aussage zu lesen, dass man das Glück "wie ein Weib unterjochen" solle, speziell weil er das im Roman auch gesagt hat, und Leonardo da Vinci daraufhin trocken meinte, ihm täte Machiavellis Frau leid. :lache


    Irgendwie liest sich das Buch wie der Inbegriff des Zynismus, wobei er ja tatsächlich nur das beobachtet und zu Papier bringt, was einfach üblich war.


    Interessant fand ich es auch in Hinblick auf Borgia, weil ich immer wieder über die Behauptung gestolpert bin, Cesare wäre der Inbegriff des "Fürsten", was so ja nicht stimmt. Als leuchtendes Beispiel zitiert ihn Machiavelli ja eigentlich nur in der Kategorie derer, die durch Glück und Unterstützung anderer an die Macht kamen und sich (bis das Glück ausgelaufen ist bzw. der Kardinal(!)fehler begangen wurde) auch halten konnten. Und für "sinnvollen" und dosierten Einsatz von Gewalt.


    Damals habe ich mich gefragt, warum das Buch dermaßen oft auch als Grundlage für Managementliteratur herhalten muss, weil es mir eigentlich auf die italienischen Stadtstaaten zugeschnitten erschienen ist. Aber man kann da schon einiges umlegen. Oder eben nicht "umlegen" im anderen Sinn, sondern schlicht die alte Führungsriege entlassen, zB, nach unfreundlicher Übernahme. So gesehen ist es gar nicht so unaktuell, wenn auch vieles eben mit gesundem (fiesem, machtgierigem) Menschenverstand ohnehin logisch erscheint.


    Über einen scharfen Verstand und eine gute Beobachtungsgabe, gepaart mit einschlägigem Geschichtswissen scheint Machiavelli auf jeden Fall verfügt zu haben.


    Ich habe u.a. recht günstige Ausgabe in Besitz und gelesen.
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