Nachdem ich das Buch gerade beendet habe, kann ich nun auch meine 5 Cents dazu geben
Hätte ich nicht gewusst, dass mich hier ein Roman erwartet, der aus der Sicht des 21. Jahrhunderts für Leser des 21. Jahrhunderts geschrieben wurden und dementsprechend modern "daher kommt", sprich in einer lockeren und auf heutige Verhältnisse angepassten Sprache geschrieben ist und dessen Protagonisten mehr nach heutigen Vorstellungen handeln, dann wäre ich, genau wie taciturus, wirklich enttäuscht gewesen. Der Roman könnte eigentlich genauso gut im Frankfurt des Jahres 2009 spielen. Die historische Kulisse ist schön aber - bis auf die kriminalistischen Ermittlungsmethoden - fast durch die heutige Zeit austauschbar.
So bin ich mit einer anderen Ewartungshaltung als sonst an das Buch gegangen und habe mich gut unterhalten gefühlt, denn beim Lesen habe ich mich das ein oder andere mal herzhaft über die Protagonisten amüsiert. Der Kriminalfall selbst rückt eher in den Hintergrund. Ich muss gestehen, ich fand ihn eher uninteressant, weil der Leser durch den Prolog eigentlich schon weiß, was passiert ist, er tappt nur bis zum Schluss im Dunkeln, was den Täter und das Motiv angeht. Damit ist dem Richter Heinz Blettner und seiner Frau Hella einen Schritt voraus.
Der Höllenknecht ist für mich ein Roman, der in die Kategorie Wohlfühlkrimi fällt. Gut lesbar, liebenswerte Protagonisten, deren Probleme hier in diesem Buch einen großen Raum einnehmen und ein übersehbares Maß an Gewalt - hier unterscheidet sich der Höllenknecht wirklich von der Galgentochter, was mich sehr angenehm überrascht hat. Das historische Frankfurt ist für mich immer wieder eine Reise in die Vergangenheit wert, und gerade die im Roman stattfindende Herbstmesse ist laut, bunt und voller Leben. Die Stadt platzt aus allen Nähten und dieses Ambiente wurde von Ines Thorn sehr gut eingefangen. Die Protagonisten muss man allerdings wirklich so nehmen, wie sie sind - modern und nicht immer zeitgemäß. Wenn man das schafft, dann ist dies der richtige Roman für einen gemütlichen Sonntag auf der Couch.