District 9

  • Servus,


    hat jemand schon District 9 gehen (bzw. laeuft der in Deutschlands schon)?
    Ich war gestern im Kino, habe den Film gesehen und bin (nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe) ziemlich begeistert.


    Der Film hinterläßt einen zwiespältigen Geschmack im Mund, aber gerade deshalb bleibt er wohl auch hängen. Der Entwurf des Protagonisten ist mutig (weil es kein Held ist, nicht mal ein Antiheld, sondern einer, der entnervend realistisch reagiert), die Idee mit den Aliens neu und anders umgesetzt und die Location - Johannesburg - ebenfalls stimmungsvoll.
    District 9 beginnt wie eine Dokumentation, und kippt irgendwo im zweiten Drittel um in einen Actionfilm, ein Bruch, der ein bisschen seltsam anmutet (zumal der Protagonist überhaupt nicht dazu passt) - aber der Spannung hat es keinen Abbruch getan (jedenfalls nicht in meinen Augen).
    Ein paar Unlogiken gibt es, um die Handlung voranzutreiben :grin, aber das sei verziehen.


    Achso, die Spezialeffekte sind umwerfend (diese Aliens sind wirklich total glaubwürdig, vor allem in der Dokumentarfilm-Optik) und passend zum Südafrika-Background gibt es einen sehr eindringlichen Soundtrack, die Parallelen zu Blood Diamond sind unübersehbar.
    Und für die, die den Film im Original gucken: Dieses Africaans-Englisch mit wahlweise holländischem oder französischem Einschlag ist wirklich cool, das fand ich schon bei Blood Diamond :grin.


    - andrea

  • Nein, der Film läuft in deutschen Kinos noch nicht. Wurde aber erfreulicherweise vom ursprünglich geplanten Kinostart, dem 22. Oktober, auf den 10. September vorverlegt.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Wirklich, 10. September? Das freut mich, denn ich bin auf den Streifen wirklich gespannt. Die Kritiken waren bisher alle ziemlich gut, bei imdb.com hat er gerade eine Wertung von 8,7. Viel besser geht's nicht. Kommerziell gesehen ist er auch noch ein richtiger Überraschungserfolg.


    Ich merke gerade: ich gehe in letzter Zeit zu oft ins Kino :chen

  • Worum geht es in 'District 9'?


    Seit 20 Jahren schwebt ein gewaltiges Raumschiff über Johannesburg, über eine Million Aliens wurden seitdem in ein eigens geschaffenes Viertel - den sogannten District 9 - eingefercht, und leben dort wie Aussätzige. Nicht nur durch die fortwährende Vermehrung der Aliens, sondern vor allem der vermehrt auftretenden Gewalt zw. den Aliens und der einheimischen Bevölkerung droht die Situation zu eskalieren. Die MNU, zweitgrößter Waffenhersteller der Welt, die seit Jahren verzweifelt versucht sich die Alien-Technologie mitsamt Waffen zu Nutzen zu machen, leitet eine Art Räumungskommando ein - eine Evakuierung von knapp 2 Millionen Aliens in ein 'Konzentrationslager', 200km außerhalb von Johannesburg.


    Während der Evakuierung kommt Wikus van de Merwe, Leiter des Kommandos, in Kontakt mit einer Aliensubstanz. Die Folgen? Wikus' DNA vermischt sich mit der Alien-DNA, was eine Transformation zur Folge hat; Wikus mutiert allmählich zum Alien. Gleichzeitig ist er somit der einzige Mensch auf Erden, der in der Lage ist, die Alien-Waffen zu bedienen; er wird zum wertvollsten und meistgesuchten Objekt der Welt. Auftakt einer mehrtägigen Odyssey durch Johannesburg.


    ...


    Am erstaunlichsten ist vielleicht, daß das ganze Szenario in jeder Filmsekunde absolut realistisch und glaubwürdig daherkommt. Zum einen liegt das am besonderen Stil des Films, die gekonnte Vermischung von Dokumentation und Handkamera, immer wieder unterfüttert mit Interviewschnipseln. Alles wirkt authentischer, dreckiger, realer, als es mit einem Hochglanzlook möglich gewesen wäre. Wer Handkamera inklusive verwackelter Bilder und stakkatoartige Schnittfolgen nicht ab kann, sollte diesen Film tunlichst meiden.


    Bemerkenswert auch der scheinbar schwebende Übergang vom reinem Dokumentarfilm zum knallharten Actionfilm am Ende. Nimmt man aber erst nach dem Abspann so richtig wahr, denn während des Films wird einem keine Verschnaufpause gegönnt. Bereits mit den anfänglichen Szenen wird eine bedrohliche Stimmung geschaffen, der Zuschauer erfährt in kurzer Zeit per rasch aneinander gereihter Infohappen Unmengen an Wissen, und dann wird das Tempo gnadenlos angezogen.


    Disctrict 9 ist jedoch kein stumpfer Actionfilm, Dokumentar-Stil hin oder her, sondern überzeugt durch ein erstaunlich tiefgründiges Drehbuch. Ständig präsent ist das Thema Apartheid, ohne daß mit dem Holzhammer zu Werke gegangen wird. Die Aliens sind keine bloßen Schießbudenfiguren, sondern intelligente, fühlende Wesen, die oft wehrlos der menschlichen Brutalität in all ihren Facetten ausgeliefert sind.


    Wikus ist weder sonderlich sympathisch, noch unsympathisch, zumindest ist einem sein Wohlergehen anfangs ziemlich egal. Im Laufe der Geschichte ändert sich das freilich, wobei angemerkt werden muss, daß Wikus seinem Charakter immer treu bleibt, und auch auf eine allzu kitschige Wandlung verzichtet wurde. Mit beeindruckender Intensität verkörpert wird die Figur von dem bis dato völlig unbekannten Südafrikaner Sharlto Copley. Mühelos trägt er von der ersten bis zur letzten Minute den ganzen Film auf seine Schultern.


    Die visuellen Effekte sind immer überzeugend. In Zeiten, da Filme ähnlichen Kalibers zw. 150 und 200 Mio. Dollar Budget veranschlagen, kann man sich nur darüber wundern, wie Regisseur Blomkamp und Produzenz Peter Jackson es angestellt haben, mit einem Budget von gerade einmal 30 Mio., solche Bilder auf die Leinwand zu zaubern.


    District 9 ist ein packender, rasanter Sci-Fi-Film, der unter dem Actiongewand erfreulich tiefgründig daherkommt, und viel Stoff zum Nachdenken liefert. Vor allem aber ist er in jeder Hinsicht ungewöhnlich; und steht erstmal bis auf Weiteres in dem breiten Feld der Sci-Fi-Filme für sich allein da.
    Am erfreulichsten fand ich die Konsequenz, mit der die Handlung vorangetrieben und zu Ende gebracht wurde. Keine Kompromisse, keine Zugeständnisse an den Zuschauer, kein plötzlich erhellendes Licht in der Finsternis. Und trotz allem auch ein wenig Hoffnung.


    Die letzte Einstellung des Films ist von solcher Wucht, daß sie zumindest mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.


    Großartig!

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -

  • Ich wurde gestern in den Film mitgeschleppt. Eigentlich ist das Thema Aliens überhaupt nicht mein Fall und ich habe eine Art Alien oder Predator-Metzel-Nieder-Kram erwartet. Aber es ist doch ein komplett anderer Film. Allein, dass Kommunikation zwischen Menschen und Aliens möglich ist, hebt ihn auf ein neues, irdisches Level (-> Thema Apartheid, wie Voland schon beschrieb).


    Den Anfang fand ich schon mal ziemlich ungewöhnlich, man wird direkt ins kalte Wasser geworfen, es gibt keine Eingewöhnungsphase. Mit dem Doku-Stil und den Interviews, in denen der Zuschauer das Wissen der Beteiligten erlangt, wird der Fokus auf eine spannende Art und Weise auf Wikus gelenkt. Schleichend kommt dann der Übergang in den Actionfilm, in dem seine Geschichte gezeigt wird. Am Ende schließt sich der Kreis nur oberflächlich, indem die Interviews wieder aufgegriffen werden, sich der Zuschauer jedoch inzwischen völlig distanziert hat.


    Eine Fortsetzung des Films ist möglich.



    Voland und agu: konntet ihr die Datumsangaben lesen? Bei meiner Vorstellung war der untere Rand etwas abgeschnitten. Ich meine, das Auftauchen des Mutterschiffes war 1987, die Sache mit Wikus 2008 und das Ende 2010?


    Dann hab ich mich gefragt...


    Und etwas nervig fand ich...

  • Wow, echt ein sehenswerter Film. Aber es war schon gut, dass ich keinen 08/15 Aliens-treffen-auf-Menschen-Film erwartet habe. Wenn man weiß, dass es gar nicht so eine Art Film sein soll, kann man sich eher auf das Thema einlassen.
    Sonst kann ich ja Filme nicht leiden, in denen mir die Hauptperson so unsympathisch ist, aber diesmal hat eindeutig zum Plott gepasst. Vorallem das Ende fand ich sehr stimmig.

  • Den hab ich am Dienstag mit meinen 2 Söhnen angesehen und kann ihn wirklich nur empfehlen. Endlich mal kein Hollywood-Hero-Alien-Gedöns sondern eine rasante Geschichte die schräg-realistisch beinhart-aufrüttelnd und fast ohne Sentimentalität - aber nicht ohne Charme - erzählt wird. Klingt nicht nach einem SF-Alien-Film? Also hier werden einfach Rassendiskriminierung, Ausländerfeindlichkeit, Polizeigewalt, etnische Säuberungsaktionen und noch einige andere Dinge in einen Film gepackt, dessen Genre mal dringend eine Auffrischung gebrauchen konnte. Hat mir gut gefallen und ist einer der Filme, die positiv in einem nachhallen. Aber Vorsicht - für zarte Gemüter: Sind eine paar wilde - fast splattermäßige - Blutszenen drinnen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Aber Vorsicht - für zarte Gemüter: Sind eine paar wilde - fast splattermäßige - Blutszenen drinnen.


    Das hatte mich auch etwas abgeschreckt. Bei Filmen ab 16 besteht die Gefahr, dass sie mir zu grausam sind. Aber hier ist es auszuhalten, ich habe kaum weggeguckt. Alles geht doch sehr schnell und man kann sich gut einreden, dass es eben eine Melone war, die geplatzt ist. :grin Ich hatte allerdings auch meinen Freund dabei (der als Gegenleistung mit in New Moon geht :-]), den ich fragen konnte, ob die Luft rein ist, als sich was anbahnte.

  • Verdient sind die Nominierungen auf alle Faelle! Fuer mich ist es jetzt auch schon ein paar Monate her, dass ich den Film gesehen hab - und er hat wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei war er auch durch die Bank spannend und unterhaltend. Das schaffen nicht sehr viele Filme.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Verdient sind die Nominierungen auf alle Faelle! Fuer mich ist es jetzt auch schon ein paar Monate her, dass ich den Film gesehen hab - und er hat wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei war er auch durch die Bank spannend und unterhaltend. Das schaffen nicht sehr viele Filme.


    :writeJa, dieser Film geht einem nicht aus dem Kopf. Ich werde ihn mir wohl auf DVD nochmals anschauen.

  • Ich habe den Film gestern im TV gesehen und fand ihn sehr gut. Der Darsteller von Wikus hat sich wirklich die Seele aus dem Leib gespielt, sehr beeindruckend. Es war auch eine glänzende Idee, als zentrale Person keinen Soldaten oder sowas zu nehmen, sondern einen kleinkarierten Bürokraten, der wirklich weit davon entfernt war, in irgendeiner Weise sympathisch zu sein.


    Sehr gut gemacht fand ich auch, wie mit den Sympathien gespielt wurde. Ich habe mich wundervoll manipulieren lassen und am Ende natürlich zum Alien und seinem Sohn (Kindchenschema funktioniert einfach immer) gehalten und mir fast gewünscht,


    Der einzige Kritikpunkt ist, dass das mit diesem Transformer-artigen Ding, in dem Wikus da gekämpft hat, ein bisschen arg ins Absurde abgedriftet ist.


    Aber trotzdem, guter Film, der einen mitreißt und ein wenig grübeln lässt und das magische "mal was ganz was anderes". Ich verstehe, warum er einst als "Bester Film" nominiert war.

  • Mir hat der Film auch sehr gefallen. Ich kenne ja so einige Alienfilme, doch dieser hat eine wirklich packende Handlung die so gar nichts mit dem üblichen Schema gemein hat. Sehr beeindruckend und empfehlenswert :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Huhu, ich habe mir den Film bei Amazon auf DVD gekauft, aufgrund der vielen positiven Bewertungen und muss sagen: Mir hat er auch sehr gut gefallen. Auch die Action fand ich gut, mit den Schießereien und Kämpfen und die Aliens wirklich gut gemacht. Ich habe den Film auch meinem Bruder geliehen und der fand in ebenfalls gut und wir beide wünschten uns noch eine Fortsetzung. Vielleicht wie Christopher und sein kleiner Freund nochmal wieder kommen und versuchen den Kerl (mir fällt gerade sein Name nicht ein) retten, oder so. Oder war er schon ganz zum Alien mutiert? Ich habs nicht mehr richtig mitgekriegt :bonk.


    Gruß :wave Feuerherz

  • Zitat

    Original von Feuerherz
    und wir beide wünschten uns noch eine Fortsetzung


    Regisseur und Drehbuchautor Neill Blomkamp hat einen weiteren Film im District 9 - Universum nicht ausgeschlossen. Zunächst aber will er erst einmal seinen nächsten Sci-Fi-Film "Elysium" fertigstellen - wieder mit Sharlto Copley, und dann u.a. noch Jodie Foster und Matt Damon. Man darf gespannt sein.

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -