Klett-Cotta, 2009, 208 Seiten
OT: A l’abri de rien
Aus dem Französischen von Oliver Ilan Schulz
Kurzbeschreibung:
Marie lebt mit ihrem Mann, einem Schulbusfahrer, und ihren beiden Kindern in einer nordfranzösischen Vorstadt. Früher war sie Kassiererin im Supermarkt, jetzt ist sie Hausfrau und lebt selbstverloren vor sich hin, zunehmend zermürbt durch ihr eintöniges Leben. Eines Tages wird sie durch Zufall auf ein Flüchtlingslager aufmerksam, sie schließt sich den freiwilligen Helfern an und teilt an Asylbewerber Essen aus. Mehr und mehr vernachlässigt sie ihre Familie, sie wird zu einer Aktivistin der Gestrandeten und gerät mit der brutalen Polizei in Konflikt. Denen, die gar nichts haben, gibt Marie alles. Und droht schließlich, ihre Kinder, ihren Mann und sich selbst zu verlieren. Olivier Adam hat mit »Nichts was uns schützt« ein kraftvolles und einfühlendes Buch geschrieben.
Über den Autor:
Olivier Adam, geboren 1974 und in der Pariser Banlieue aufgewachsen, hat bisher fünf Romane, drei Jugendbücher und einen Erzählband veröffentlicht. Sein Roman »Keine Sorge, mir geht’s gut« wurde verfilmt und erlangte in Frankreich und Deutschland Kultstatus. Adam lebt mit Frau und Tochter an der bretonischen Küste.
Meine Meinung:
Marie lebt ein ereignisloses Leben als Hausfrau und Mutter in einer Kleinstadt in Frankreich. Ihren Job als Kassiererin im Supermarkt hat sie verloren, das Leben füllt sie nicht aus, von ihrem Ehemann fühlt sie sich innerlich distanziert.
Das ändert sich, als sie durch Zufall auf illegale Immigranten trifft und im Flüchtlingslager als freiwillige Helferin mitarbeitet. Dort trifft sie Isabelle, die noch weiter geht, Illegale sogar beherbergt. Marie engagiert sich immer mehr.
Das ist gesellschaftlich nicht gewünscht und auch von Maries Ehemann missbilligt. Marie gerät mehr und mehr ins Abseits.
Olivier Adam fängt Stimmungen mit leichter Hand, aber voller Intensität ein.
Dabei ist vor allem das Portrait von Marie außergewöhnlich. Sie ist intelligent, aber ein einfacher Mensch. Ihre Gedanken und Emotionen durchziehen das Buch.
So wird ihre Situation verständlich, wenn sie sich körperlich und geistig immer mehr hineinsteigert, sogar Auseinandersetzungen und Übergriffe der Polizei erlebt.
Die Problematik der Flüchtlinge in Frankreich zeichnet der Autor Illusionslos, hoffnungslos.
Ob sich Marie wieder fangen wird, und nach all dem ein normales Leben führen kann, bleibt offen, doch Hoffnung besteht.