Mit Tad Williams kann man bei mir nicht viel falsch machen, ich liebe seine Schreibe und habe so ziemlich alles von ihm zu Hause im Regal stehen. Also war auch die Tinkerfarm ein Muss, Jugendfantasy hin oder her.
Kurzbeschreibung:
Eigentlich sollte es ein ganz normaler Ferienaufenthalt auf dem Land werden, aber was die Geschwister Tyler und Lucinda auf der geheimnisvollen Tierfarm ihres Onkels erleben, übersteigt jede Vorstellungskraft. Der erste Band einer spannenden Fantasyserie von Bestsellerautor Tad Williams und Deborah Beale.
Zum Autor:
Tad Williams, 1957 in Kalifornien geboren, studierte in Berkeley und arbeitete anschließend in vielen verschiedenen Jobs - als Sänger, Schuhverkäufer, Zeitungsjunge, Radiomoderator, am Theater, beim Fernsehen, als Lehrer, in einer Computerfirma. Er schreibt neben Fantasy-Bestsellern Comics, Drehbücher und Hörspiele. Seine bekanntesten Werke: Die Osten-Ard-Saga, die Otherland-Reihe, Der Blumenkrieg und die aktuelle Reihe Shadowmarch.
Das Buch hat Tad Williams zusammen mit seiner Frau Deborah Beale geschrieben. Deborah Beale war Lektorin für Fantasybücher in London, bevor sie ihre eigene Karriere als Autorin begann.
Zum Inhalt:
Tyler und Lucinda erhalten die Einladung, den Sommer auf der Farm eines entfernten Großonkels zu verbringen. Davon sind sie rein überhaupt nicht begeistert, aber da es ihrer Mutter perfekt in den Kram passt, gibt es darüber keine langen Diskussionen.
Auf der Tinkerfarm geht es ziemlich geheimnisvoll zu, seltsame Gebäude, seltsame Geräusche, keine Tiere die man hier erwarten würde und niemand will den Kindern auch nur einen Piep erklären. Stattdessen werden sie darauf vertröstet, Onkel Gideon würde ihnen alles Nötige sagen, wenn es an der Zeit wäre. Aber wie Kinder eben sind, haben sie ihre Nasen überall da wo sie nicht sein sollten und so decken sie schnell ein Geheimnis der Tinkerfarm auf: Hier gibt es Drachen. Und nicht nur die, allerhand Fabelwesen werden hier gehütet.
Aber das ist nicht das einzige Mysterium vor dem Tyler und Lucinda stehen. Die Tiere müssen ja irgendwo her gekommen sein, in der Bibliothek scheint es zu spuken und die Needles sind auch nicht wirklich geheuer.
Meine Meinung:
Als ich begonnen habe zu lesen, war ich erstmal der Meinung ein reines Kinderbuch in der hand zu haben. Die Sprache einfach gehalten und vor jedem Kapitel eine passende Zeichnung (die sich allerdings irgendwann wiederholen). Auch die Überschriften sind eher kindgerecht, "Humpty Dumptys Taschentuch" oder "Fliegende Affen und feuerspeiende Kühe" sind nichts was man in einem Jugendbuch erwartet. Auf einer schlauen Buchseite war als Altersempfehlung ab 14 angegeben. War mein erster Eindruck der, dass man es problemlos ab 10 lesen könnte, musste ich meine Altersempfehlung aber zumindest zwei Jahre nach oben korrigieren, als pseudowissenschaftliche Themen angeschnitten wurden. Denn dass ein 10-jähriger etwas mit einer vierten Dimension, Fibonacci-Spirale oder einer Verwerfungsspalte etwas anfangen kann, wage ich zu bezweifeln.
Wer hier die typische Tad Williams Schreibe erwartet - episch breit, weit ausholend und bis ins kleinste Detail durchdacht - den muss ich enttäuschen. Entweder hatte mehr seine Frau Deborah das Sagen, oder er schreibt für Kids eben anders. Ein paar Logikfragen bleiben schlichtweg ungeklärt. Die Mutter kennt Onkel Gideon eigentlich überhaupt nicht - bis auf die Tatsache dass es ihn gibt - aber schickt ihre Kinder ohne mit der Wimper zu zucken den ganzen Sommer zu ihm. Und Gideon hat eigentlich keinerlei Interesse an den Kindern, aber lädt sie ein? Gibt Wahrscheinlicheres.
Aber gut, darüber kann man hinweg sehen. Denn für ein Kinderbuch ist Die Drachen der Tinkerfarm schlichtweg genial. Lucy und Tyler decken häppchenweise die Geheimnisse der Farm auf, auch wenn sie dabei durchaus Schwierigkeiten überwinden müssen. Denn nicht jeder nimmt sie mit offenen Armen auf. Misses Needle, eine Art Haushälterin, ist von Anfang ziemlich suspekt. So hat sie Spaß daran kleine Tiere zu quälen und entpuppt sich schnell als eine Art Hexe. Es wird zwar gesagt, dass sie ziemlich hübsch ist, ich hatte trotzdem immer eine Art weiblichen Severus Snape vor Augen. Auch ihr besserwisserischer Sohn Colin scheint von der orte zu sein, dem man besser nicht den Rücken zudreht.
Lucy und Tyler sind ziemlich typisch für ihr Alter. Tylers größte Sorge besteht darin, ob es auf der Farm wenigstens Strom gibt, damit er seinen Gameboy anstecken kann - könnte glatt mein Sohn sein. Er ist zwar jünger als Lucinda, macht aber mehr den Anführer und wirkt eigentlich älter und vernünftiger als seine Schwester. Die hat ein paar zimperliche Züge, aber gut, ist halt ein Mädchen.
Spannung und Geheimnisse baut Tad Williams gewohnt gut auf. Der Band ist zwar einigermaßen abgeschlossen, aber es bleiben genügend fragen und Möglichkeiten offen, um das Verlangen aufkommen zu lassen gleich weiter lesen zu wollen. Dummerweise werde ich mich da vermutlich mindestens ein Jahr gedulden müssen, da Tad ja auch an seiner Shadowmarch-Reihe zu schreiben hat.
Eigentlich mag ich ja solche Vergleiche nicht, aber die Tinkerfarm hat das Potential ein ähnlicher Erfolg wie Harry Potter zu werden. Von mir gibt's eine Leseempfehlung.
Edit: Nachdem ich das hier freigegeben habe hatte das Buch sofort die erste Bewertung. Ich habe zwar bei den Rezensionen unter Tad Williams geguckt, aber falls ich den Thread übersehen haben sollte, bitte ich um eine Zusammenlegung!