Das Ikarus-Mädchen – Helen Oyeyemi

  • 375 Seiten
    Taschebuch-Ausgabe: bvt
    Hardcover: Bloomsbury Berlin


    OT: The Icarus girl
    Übersetzt aus dem Englischen von Anne Spielmann


    Kurzbeschreibung:
    Jessamy Harrison ist ein sensibles und phantasievolles Mädchen. Als Tochter eines englischen Vaters und einer nigerianischen Mutter wächst sie zwischen zwei Kulturen auf und fühlt sich einsam und nirgends zugehörig.
    Bei ihrer ersten Reise nach Nigeria lernt sie die mütterliche Großfamilie kennen und trifft in einer verlassenen Hütte TillyTilly, ein Mädchen ihres Alters. Es scheint, als ob Jessamy endlich eine Freundin gefunden hat. Aber es gibt ein Geheimnis um TillyTilly: Warum kann niemand außer Jessamy sie sehen, und ist sie tatsächlich so harmlos, wie sie wirkt?


    Über die Autorin:
    Helen Oyeyemi, geboren 1984 in Nigeria, zog mit vier Jahren nach London. Sie schrieb "Das Ikarus Mädchen", als sie noch Schülerin war. Inzwischen studiert sie Politologie und Sozialwissenschaften in Cambridge.


    Meine Meinung:
    In das Ikarus-Mädchen dominiert die Perspektive eines 8jährigen Mädchens. Kinderperspektiven können leicht misslingen, sogar nerven, aber in diesem Roman funktioniert das besonders gut, da Jessy ein intelligentes, fantasievolles Mädchen und auch etwas anders als die anderen ist. Das wirkt besonders glaubhaft und realistisch.
    Jessy ist kulturell etwas aus dem Kurs geworfen, ihre Mutter stammt aus Nigeria, der Vater aus London. Sie leben in London, Jessy ist ziemlich einsam. Dann reisen sie nach Nigeria, um die Familie dort zu besuchen und auch um Jessy ihre kulturellen Wurzeln zu zeigen. Das heiße, fremde Nigeria ist wie ein Schock für das Mädchen und sie findet hier zum ersten mal eine ungewöhnliche Freundin, die sie TillyTilly nennt, da sie den eigentlichen afrikanischen Namen nicht aussprechen kann. Schnell wird deutlich, dass TillyTilly kein normales Mädchen ist, außer Jessy sieht sie niemand und sie hat anscheinend außergewöhnliche Kräfte.
    Als die Familie nach England zurückkehrt, ist plötzlich auch TillyTilly da.
    Das Ikarus-Mädchen ist kein Stephen King-Roman, so ist TillyTilly kein Monster oder Geist. TillyTilly ist anscheinend auch mehr als nur ein eingebildeter Spielkamerad eines fantasiereichen Kindes. Jessy Schwierigkeiten in der Familie und der Schule mehren sich und leben sich durch TillyTillys Taten aus. Der Grund für TillyTillys Existenz bleibt im dunklen, Oyeyemi bewegt sich mit der Handlung zwischen psychologisch realistischen und Mysteriösen.


    In der Familie kommt es wegen Jessys ungewöhnlichen Verhalten zu Anspannungen, dazu kommt ein dunkles Familiengeheimnis, dass Jessy durch Tilly-Tilly erkennt.
    Das ist psychologisch fein gezeichnet und nie übertrieben. Jessy ist ein komplexer Charakter und von Helen Oyeyemi, die in Nigeria geboren wurde, aber in London aufwuchs, wunderbar gestaltet.
    Die relativ wenigen Nigeria-Szenen besitzen eine starke Stimmung, die beeindruckt.
    Ein atmosphärisch unglaublich dichter Debütroman. Die Autorin hat inzwischen schon 3 Romane geschrieben.

  • Jetzt, da ich das Buch beendet habe, kann ich sagen, dass es mir gut gefallen hat.
    Im ersten Drittel war ich recht hin- und hergerissen und wusste nicht recht, was ich von diesem eigenartigen Buch halten soll. Oder besser von diesem eigenartigen Mädchen und deren seltsamer Freundin.


    Es passierten äusserst merkwürdige Sachen und man war oft nicht sicher, was nun real ist und was nicht. Das fand ich alles gar nicht schlimm - eher spannend - aber es machte alles keinen Sinn. Erst ab vielleicht der Buchmitte bekam das Ganze einen Hintergrund vor dem vieles verständlicher für mich wurde.


    Ein Thema das ich sehr spannend finde. Auch wenn jetzt in diesem Fall nicht direkt darauf eingegangen wird, so ist es dennoch die Ursache für so manches.....


    Ich finde nicht, dass der Grund für Tilly Tilly´s Existenz so völlig im Dunkeln bleibt.


    Oft dachte ich, dass es ziemlich gruselig wäre in einer Verfilmung.