Andrew Taylor: Das Tote Herz

  • „Das tote Herz“ von Andrew Taylor ist nicht nur ein historischer Krimi, sondern auch eine Zeitreise in die 30er Jahre.


    London im Jahr 1934. Die junge Lydia Langstone flieht vor ihrem gewalttätigen Mann zu ihrem Vater, der in einem schäbigen Haus am Bleeding Heart Square mitten im Diamantenhändler-Viertel wohnt. Seltsame Dinge gehen in diesem Haus vor sich: Die Vermieterin verschwand vor einiger Zeit spurlos und vor der Wohnung des Hausverwalters werden immer wieder kleine Päckchen abgelegt, in denen sich verwesende Herzen befinden. Wo ist Lydia hingeraten?


    Eine Legende besagt, dass der Teufel höchstpersönlich eine Frau am Bleeding Heart Square verführt und im rasenden Tanz verzehrt haben soll, bis nur noch ihr Herz übrig war. Aber wer schenkt in der aufgeklärten Zeit solchen Legenden schon noch Beachtung? Lydia jedenfalls nicht. Doch die mysteriösen Vorkommnisse reißen nicht ab und irgendwann kann auch sie nicht mehr an einen üblen Scherz glauben...


    Mein Fazit:


    „Das tote Herz“ von Andrew Taylor ist nicht nur ein historischer Krimi, sondern auch eine Zeitreise in die 30er Jahre. Anschaulich skizziert er die angespannte Atmosphäre in der britischen Hauptstadt, die Arbeitslosigkeit und Armut in der wirtschaftlichen Depression nach dem großen Börsencrash, den Kampf der Linken und den Aufstieg der britischen Faschisten.


    Aber auch Themen wie häusliche Gewalt und die Schwierigkeiten allein stehender Frauen in einer rauen Gesellschaft greift Taylor auf. Ein authentisches Zeitbild und eine fesselnde Story um ein Geheimnis, dessen Lösung mit immer neuen Wendungen aufwartet.

  • Zoe kann ich mich bezüglich des dt. Titels nicht anschließen, der passt doch... Tote Herzen sind ein zentrales Element des Buches...



    So, nun hier meine Rezi:


    Inhalt:


    Die junge Lydia verlässt ihren gewalttätigen Ehemann Marcus und flieht zu ihrem Vater, Captain Ingleby-Lewis an den Bleeding Heart Square. Neben ihren Problemen mit dem Leben außerhalb der gehobenen Gesellschaft entdeckt sie auch noch, dass in dem Haus Geheimnissvolles vor sich geht: Die Besitzerin, Miss Penhow verschwand unter mysteriösen Umständen vor mehreren Jahren, der jetzige Hausverwalter und der damalige Liebhaber der Dame, Mr Serrige, übernahm das Haus und nun bekommt er merkwürdige Päckchen, die tote Herzen enthalten...


    Gleichzeitig zieht im Haus der junge Rory Wentwood ein, der mit der Nichte der Verschwundenen Verlobt ist und das Schicksal der Tante ergründen möchte.
    Wer sendet die Pakete mit dem sehr fragwürdigen Inhalt? Wer ist für das Verschinden der Tante verantwortlich zu machen, oder ist sie wirklich nur mit einem alten Liebhaber nach Amerika verschwunden? Und was hat der Polizist Narton damit zu tun, der Rory für seine Zwecke einzuspannen versucht?


    Eine Legende besagt, dass am Bleeding Heart Square einmal der Teufel eine Frau verführt habe und am Ende nur noch ihr blutendes Herz übrig blieb...


    Ein sonderbarer Zufall, eine übernatürliche Macht oder doch ein Zusammenhang zu den aktuellen Ereignissen?



    Meine Meinung:


    Das Buch ist mehr Gesellschaftsroman als Krimi - und als solcher auch nicht gerade spannend, sondern allenfalls als "cozy" zu bezeichnen. Erwartete ich doch beim Lesen des Klappentextes einen mysterisch angehauchten, spannenden Kriminalroman, so wurde meine Erwartung nicht erfüllt. Das Buch als solches hat mir trotzdem gut gefallen. Die wechselnden Perspektiven (Rory, Lydia, Miss Penhows Tagebuch) schaffen es, trotz fehlernder professioneller Ermittlertätigkeit, eine gewisse Spannung aufzubauen - und die Auflösung der zugegeben etwas verworrenen Geschichte habe ich auf keinen Fall vorhersehen können, sondern sie haute mich geradewegs vom Hocker. Das wichtigste Element des Buches ist nicht die Krimihandlung, sondern ein geradezu ausgeklügeltes Verwirrspiel, wer denn nun mit wem was zu tun hat und mit wem eben auch nicht, oder vielleicht doch. Da werden Verbindungen auf politischer Ebene ebenso thematisiert, wie Liebesbeziehungen, Konflikte auf Standesebene, aber auch gesellschaftliche Themen. Die Krimihandlung rückt wie gesagt etwas in den Hintergrund.


    Ingesamt gebe ich für diesen historischen Krimi mit ländlichem, gemütlichen Flair und ausgeprägt gesellschaftlichen Elementen eine 7.5 von 10.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • x Autor: Andrew Taylor
    x Übersetzerin: Isabel Bogdan
    x Titel: Das tote Herz
    x Originaltitel: Bleeding Heart Square
    x Genre: historischer Krimi
    x Erscheinungsdatum: 17. Oktober 2011
    x 480 Seiten
    x Goldmann Verlag
    x ISBN: 3442476755
    x Erste Sätze: Manchmal machst du dir selbst Angst. Aber was genau bedeutet diese Angst? Ist sie eine Strafe? Verzweiflung? Erlösung? Darauf hast du keine Antwort. Du sagst dir selbst, dass es mehr als vier Jahre zurückliegt, dass es egal ist, und dass nichts, was du heute tust, noch etwas ändern könnte.


    Klappentext:


    London, 1934: Eine junge Frau flieht vor ihrem Mann und gerät in das Haus des Teufels …


    Der Legende nach soll einst der Teufel am Bleeding Heart Square in London getanzt und eine Frau verführt haben. Alles, was von ihr übrig blieb, war ihr Herz. Doch im Jahr 1934 glaubt man nicht mehr an den Teufel. Auch Lydia Langstone nicht, die die dortige Wohnung ihres Vaters nur als Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann gesucht hat. Dann aber erfährt sie von dem plötzlichen Verschwinden der Hausbesitzerin. Und von den Päckchen, die regelmäßig vor der Tür des Hausverwalters gefunden werden – und die alle ein verwesendes Herz enthalten …


    Rezension:


    Das kann man von Andrew Taylors “Das tote Herz” sagen – das Cover ist ein absoluter Blickfang und sieht richtig unheimlich und mysteriös aus. Gepaart mit dem Klappentext scheint sich im Inneren des Buches eine tolle Geschichte zu verbergen. Leider war dem nicht so.


    Der Schreibstil des Autors ist nicht unbedingt schlecht, aber oft verzettelt er sich mit völlig unnötigen Sätzen und so langweilte ich mich immer wieder und musste ganze Seiten noch einmal lesen, weil ich mich vor Desinteresse völlig in Gedanken verlor.


    Während der Geschichte wird ein ganz genaues Schema verfolgt – wenigstens der Aufbau ist somit übersichtlich. An jedem Anfang von 25 der insgesamt 26 Kapitel befindet sich ein in kursiver Schrift abgedruckter Text, der Tagebucheinträge der verschwundenen Hausbesitzerin, Phillipa Penhow, darstellt. Die Einträge stammen aus dem Jahr 1930, also vier Jahre vor dem Handlungszeitpunkt. Dazu werden diese noch von einer unbekannten Person, welche erst am Schluss aufgedeckt wird, recht garstig kommentiert.


    Erzählt wird in der dritten Person, während dabei Augenmerk auf mehrere Personen gelegt wird, vor allem aber auf Lydia Langstone, die ihren Mann verließ und bei ihrem Vater in einem weniger guten Viertel Londons Unterschlupf sucht. Kurz nach Lydia zieht noch ein junger Mann namens Rory in das Haus am Bleeding Heart Square, der bei von seiner Verlobten, der Nichte Phillipa Penhows, abserviert wurde und nun aufdecken möchte, was mit der Tante seiner Angebeteten passiert ist. Weitere Personen, die im Verlauf der Geschichte noch wichtig werden sind Lydias Vater, der eindeutig ein Alkoholproblem hat und der Hausverwalter, ein richtig seltsamer und schmieriger Typ.


    Eine Nebenrolle spielt der aufkommende Faschismus in London, dessen Bewegung sich Lydias gewalttätiger Ehemann anschließt. Aber irgendwie ist dieser Teil der Geschichte völlig unnötig und trägt überhaupt nicht zum Kriminalfall bei. Ein Pluspunkt wäre diese Erwähnung, wenn man dabei Fakten erfahren würde – was aber nicht der Fall ist. Völlig überflüssig sorgen diese Szene also nur für noch mehr Verwirrung in der ohnehin schon von Personen überladenen Story.


    Mir hat “Das tote Herz” absolut nicht zugesagt, weil ich mir darunter etwas vollkommen anderes als einen langweiligen, oft verwirrenden historischen Krimi vorgestellt habe.


    Fazit:


    Ein trockener, oft wirrer Krimi im London der 1930er Jahre. Konnte mich leider absolut nicht fesseln.


    Bewertung:


    4 von 10 Punkten