'Mängelexemplar' - Seiten 011 - 099

  • Na ja, der Schreibstil ist immer noch gewöhnungsbedürftig aber langsam werde ich ein wenig mit Karo warm.


    Ich kann durchaus hinter ihrer Fassade eine sensible und intelligente Frau sehen und ich finde es wird langsam etwas ruhiger und tiefgründiger.


    Ich finde auch, dass S. Kuttner es versteht, dem Leser deutlich zu machen, dass Karo am Limit angekommen ist und ich habe richtig Mitleid als Nelson sie, aufgrund ihres Nervenzusammenbruches in die Klinik fährt. Karos kläglichen Versuche, die Situation ins Komische zu verdrehen misslingen und trotzdem muss ich manchmal schmunzeln.


    An manche Vekälausdrücke, wie Kacke und Du Fotze kann ich mich auch noch nicht gewöhnen.... aber es sind ja auch die Gedanken, die in Karos Kopf schwirren und sie ist durchaus höflich genug, dass nicht laut zu sagen ;-)


    Interessant finde ich auch, die Zusammenhänge, die so langsam aus ihrer Vergangenheit auftauchen und etwas erklären, warum Karo so ungeduldig und gezwungen unernst ist. Als sie bei Annette zusammenbrach, als diese nur sagte, dass Karo als Kind zuviel alleine gelassen wurde, brechen bei dieser alle Dämme. Auch dass Karos Mutter unter Depressionen leidet und dass schon als diese noch ein Kind war... Karo also eigentlich schon immer selbständig sein musste, ist gut erklärt.


    Sarah Kuttner finde ich, nimmt doch recht gekonnt den Puls der Zeit auf... .die Depression ist ja heute nunmal eine Gesellschaftskrankheit.... wir sind mittlerweile alle so unter Druck, Leistung zu bringen und normal zu ticken....und nicht unhäufig führt das zu Burn Outs.....


    Was meint ihr bis jetzt?? Haltet ihr noch durch?
    :lesend

  • Ach so ja, dann gab es da ja noch Karos Freund Philipp....


    Der arme konnte ihr wirklich nichts recht machen oder war Philipp wirklich so grundweg negativ eingestellt??


    Ich kenne auch solche Beziehungen. Da lebt man nebenher aber geht sich schon bei der kleinsten Kleinigkeit auf den Keks....
    Wie viele machen sich vielleicht wirklich was vor?? Halten an Gewohntem fest vor lauter Angst, danach alleine zu sein.
    Ich frage mich, ist man nicht eher mehr alleine, wenn man nur so vor sich hinlebt ohne was zu ändern??


    Und bei Karo ändert sich ja gerade einiges....


    Wer hätte keine Angst oder gerät nicht sogar in Panik, wenn er plötzlich Arbeit und Beziehung hintereinander verliert??


    Und dann versucht man immer noch stark zu sein oder so zu spielen, dass niemand auf die Idee kommt, man nehme sich da jetzt etwas zu sehr wichtig....

  • nach den ersten 20 Seiten dachte ich, das kennst du doch von Erzählungen. Vieles hast du schon gehört. Die Einfraushow, Kindheitserlebnisse, das Aufbrausen, laut sein etc. Sicher gut getroffen um das Chaos zu verdeutlichen. Auch interessant wo die tragenden Säulen beschrieben wurden, die ein Mensch hat. Familie, Freunde, Arbeit, Beziehung, Zuhause. Karo werden zwei davon weggenommen. Beim lesen habe ich mich gefragt warum sie in eine Depression rutscht und andere denen es ähnlich ergeht nicht. Angesprochen wird ja auch eine genetische Disposition. Und ihre Kindheit. Mir persönlich fehlt das nachvollziehen können. Für mich werden da die Brocken hingeworfen ohne das ich dich Situation greifen kann. Mir ist es zu oberflächlich.


    Karos Arbeit ist weg. Die Beziehung auch. Das Angst entsteht kann ich nachvollziehen, aber nicht das eigentlich kaum etwas von ihren Ängsten geschildert wird. Egal ob es um das Alleinsein geht, oder vielleicht auch die Existenzängste die entstehen können. Alles wird nur oberflächlich behandelt, wenn überhaupt.


    Ich lese zu Ende, tapfer wie ich bin. Karo ist nicht symphatisch und der Schreibstil von Frau Kuttner schon gar nicht :-(

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Ich könnte mir das so erklären, dass Karo es bis jetzt einfach noch nicht zugelassen hat, tiefer in sich hineinzuhören.... Ich glaube sie weiß bis jetzt noch nicht, welche Ängste sie hat.


    Ganz kurz kam die Vergangenheit ans Licht, doch all die unangenehmen Dinge verdrängt Karo gleich wieder. Z. B. die Geschichte mit ihrem Onkel, der sie sexuell belästigt hat als Kind. Sie tut es ab, als wäre es nicht sonderlich erwähnenswert.


    Ich glaube Karo fühlt sich momentant noch sehr schuldig an ihrer eigenen Misere und kämpft dagegen an unter der Oberfläche zu kratzen.


    Mal sehen, wie es weitergeht und ob Frau Kuttner uns Karos Seelenleben noch tiefer ergründen lässt.


    Ich bin gespannt :lesend