Seltsamerweise habe ich zwei Stunden vor meinem Lektürbeginn dieses Bestsellers Marlene Röders Kurzgeschichte "Wie man ein Klavier loswird" gelesen, wo ebenfalls ein hochbegabtes Zwillingsgeschwisterkind tragisch verunglückt. (Vielleicht hat Röder da Gioradnos Plot gestohlen...?)
Ich muss mich hier als absoluter Fan von Giordanos Sprache und Originalität outen. Problematisch finde ich allerdings u.a. folgende "Seltsamkeit", denn wenn man es genau bedenkt, dann ist an allem Unglück das italienische Schulsystem (so wie es Paolo Giordano seiner Meinung nach realitätsgetreu schildert ???) schuld.
War es in den frühen 80igern in Italien tatsächlich gesetzlich vorgeschrieben bzw. erlaubt, dass ein geistig schwerbehindertes Mädchen normal eingeschult wurde? Damit nahm das Unglück seinen Lauf: die Einladung zur Geburtstagsfeier kam von einem Klassenkollegen der Zwillinge, der eigentlich nur Mattia einladen wollte, aber letztendlich auch Michela quasi "im unvermeidlichen Doppelpack" nicht vergessen durfte.
Somit sind alle Kritiker dieses Debütromans des jungen Physikers Paolo Giordano eingeladen, den Roman "in die Realität zu transponieren". Meiner Meinung nach ist an der Genialität der ersten Episode (Die kleine Alice verunglückt auf 2.000 Metern "Schneehöhe" beim Kinderskikurs.) nicht zur rütteln.