Lesen mehr Frauen als Männer?

  • Vielleicht gucken wir alle mal dort, ehe wir uns gegensetig weiter die Lebensgeschichten beichten und von den Gewohnheiten ein paar Bekannter berichten.


    Geschlechtsspezifische Zurodnungen gehören zu den beliebtesten Topics der wissenschaftlichen Literatur. Wenn sie so abgenudelt sind wie auf dem Gebiet der Kommunikation und die Ergebnisse der Untersuchungen so signifikant gleich sind, macht es keinen rechten Sinn, sie im Plauderton in Frage zu stellen: Man macht sich ein wenig zum Narren damit. Und das, finde ich, sollte nicht sein, denn es führt zu nichts.

  • Zitat

    Original von Bell
    Haben wir wirklich keinen "Don't feed the Troll"-Smiley?


    Vielleicht genügt einfach der Hinweis auf dieses Post von agu , in dem eigentlich das Wesentliche gesagt ist (das sich durch die Nichtbeachtung der Bitte bisher schon bestätigt hat).



    Zumindest bei uns in der Familie (Ehefrau, Tochter und ich) ist es so, daß ich derjenige bin, der am meisten liest. Dabei hat die Schule eigentlich alles versucht, mir die Freude am Lesen auszutreiben. Ist ihr aber - zum Glück - nicht gelungen; obwohl - im Bezug auf zeitgenössische bzw. moderne Literatur schon weitgehend.


    :gruebel Wenn ich das so lese, wie Männer und Frauen sind bzw. ticken, stelle ich fest, daß ich wieder mal in keine Schublade passe. Und auch, was „man“ oder „frau“ so im Internet sucht, ist bei uns in der Familie etwas anders verteilt. Damit kann ich sehr gut leben. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Dirk, ich musste erst schmunzeln und dann habe ich laut gelacht. Ein herrlicher Text und sehr stimmig ;-)


    Comics in der Deutschstunde? Kombiniert mit Literatur? Kein Problem, Henrik Lange hat das mit «Weltliteratur für Eilige» vorgelegt :grin
    (Rezensionen sind auch bei den Eulen zu finden *g*)



    @ SiCollier, die Schubladen für mich und meine Familie sind auch noch nicht erfunden, und das betrifft mehr als das Leseverhalten ;-)
    Wir leben auch gut damit *g*



    Rezensionen zu "Weltliteratur für Eilige"
    [edit sagt: Link hinzugefügt]

  • Hallo fabuleuse


    Zitat

    Original von fabuleuse
    @ Dirk, ich musste erst schmunzeln und dann habe ich laut gelacht. Ein herrlicher Text und sehr stimmig ;-)


    Vielen lieben Dank :-]
    Mehr wollte ich gar nicht erreichen.
    Ein wenig Humor (auch auf eigene Kosten) nimmt jeder Diskussion die Schärfe (oder auch unnötige wissenschaftliche Tiefe ;-) Hier ist ja kein Kongress der Hochliteraten, sondern ein, wenn auch ernsthaftes und gut geführtes, Forum für Hobbyisten)
    Fazit:
    Klassenziel erreicht :-)


    Zitat

    Original von fabuleuse
    Comics in der Deutschstunde? Kombiniert mit Literatur? Kein Problem, Henrik Lange hat das mit «Weltliteratur für Eilige» vorgelegt :grin
    (Rezensionen sind auch bei den Eulen zu finden *g*)


    Ich hatte bisher nur von diesen Comics gehört und dachte, das wäre eine urbane Legende ?(
    Gut zu wissen, dass es sowas wirklich gibt und dass sie hier besprochen werden!
    Da werde ich mal reinschnuppern :knuddel1


    LG


    Dirk67 :wave

  • Die vorchristliche Sitte, die ÜberbringerInnen unbequemer Botschaften totzuschlagen oder ihnen wenigstens die Augen auszustechen und die Zunge herauszureißen, hat sich bis in die heutige Zeit als völlig unwirksam erwiesen. Selbst wenn man alle Spiegel der Welt zerschlüge, würde man damit die Wirklichkeit nicht aus der Welt schaffen.


    Die Nummer mit den "Comics" gab's übrigens schon in der Antike; die sakralen Kreuzwege und die Moritaten- und Bänkelsänger haben sie bis ins zwanzigste Jahrhundert transportiert, wo sie vermöge der (farbgebenden) Rotationsdruckmaschine einen stürmischen Aufschwung erfuhren. Die versuchsweise Einführung in den Deutsch- oder Lateinunterricht in den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts erzielten nicht die erhofften Verbesserungen bei den Leistungsschwächlingen. Sie blieben danach nicht "Lehrmittel", sondern nur Gegenstand der Betrachtung.


    Der Vorschlag, Bildung mit Bilderbücherln zu erzielen, stimmt heiter. Er ist so ernst zu nehmen wie der Ansatz, Klavierspielen ginge ohne Noten. Ein bisschen geht's ja auch wirklich ohne, aber außer Klimnpern kommt nichts heraus dabei. Um den Jazz-Sachverständigen den Wind von vorn herein aus den Segeln zu nehmen: Oscar Peterson war und Herbie Hancock ist Notist, so wie es alle anderen, ernsthaften Jazzpianisten waren und sind.

  • Zitat

    Original von zenta
    Die vorchristliche Sitte, die ÜberbringerInnen unbequemer Botschaften totzuschlagen oder ihnen wenigstens die Augen auszustechen und die Zunge herauszureißen, hat sich bis in die heutige Zeit als völlig unwirksam erwiesen. Selbst wenn man alle Spiegel der Welt zerschlüge, würde man damit die Wirklichkeit nicht aus der Welt schaffen.


    *seufz*


    Da war er wieder.
    Der "Die-Welt-ist-doch-ach-so-grausam-zu-einem-Genie-Blues"


    *tiefes Doppelseufzen von hinterm Zwirnsfadenhorizont eines alten Mannes mit dicken Fingerknöcheln, der sich Gitarre spielen mittels Tabulatur beibrachte und auch ohne Noten lesen zu können, immer noch eine heiße Coverversion des Solos von "Comfortably Numb" zum Besten geben kann* :grin

  • Zitat

    Original von zenta
    Dass der Trend noch immer weiter in Richtung Mädchen geht, wird u. a. damit erklärt, dass die Verweiblichung des Lehrkörpers in den Grundschulen inzwischen ein nahezu hundertprozentiger ist und den Jungs deshalb spezifische Lesestoffe vorenthalten werden. Das klingt ziemlich plausibel.


    Zitat

    Original von zenta
    Der Vorschlag, Bildung mit Bilderbücherln zu erzielen, stimmt heiter. Er ist so ernst zu nehmen wie der Ansatz, Klavierspielen ginge ohne Noten.


    Ja was ist es denn nu? Erst beschwerst du dich, dass Jungs nicht die Lesestoffe bekommen, die ihnen ein besseres Lesen lernen erlauben wuerden - und das ist leider tatsaechlich vielerort noch der Fall. Und wird es dann doch gemacht, z.B. in Form von Comics, dann ist es auch falsch :rolleyes


    Im Bereich der Comics und Graphic Novels gibt es inzwischen einiges, das es durchaus mit der "grossen Literatur" mithalten kann. Und das kann auch im Schulunterricht Erfolg haben. Meine Tochter ist an ihrer Schule in einem Jahrgang, der 75% Jungs im Klassenraum hat. Da haben sie z.B. Auschwitz vom Franzosen Pascal Croci durchgenommen. Das Buch konnte auch mich als Nicht-Comic-Leser ueberzeugen. Die Schueler haben danach auch eigene Graphic Novels erstellt - und da sind neben denZeichnungen auch ansprechende Texte gefordert.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Ich habe mich nicht darüber beklagt, dass Mädchen besser, schneller, häufiger und anderes lesen als Jungs, sondern auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und ihn mit Literatur belegt.


    Beschweren tun sich die Üblichen wie üblich übel über die BotschafterIn. So what?


    Wer genau liest, erkennt in meinem letzten Posting die Aussage, dass Comics keine schulischen Lehrmittel sind, sondern Gegenstand der Betrachtung. Das gilt selbstverständlich auch für das Auschwitz-"Comic", mit dem den SchülerInnen der Holcaust erklärt werden will. Lesen lernen sie dadurch eher nicht, und Zugang zur deutschsprachigen Literatur finden sie auch keinen. Hier in diesem Thread gehts aber um ebendieses.

  • @ Bell, das gehört in die Kategorie einmal Troll, immer Troll.


    Solche Aussagen gehören zu seiner/ihrer Taktik, die immer gleichen allgemeinen Aussagen gebetsmühlenartig zu wiederholen.


    Aber die Eulen wissen schon seit jeher, dass mit x Mal das selbe sagen eine Aussage dadurch nicht wahrer wird.

  • Zitat

    Original von zenta
    Lesen lernen sie dadurch eher nicht, und Zugang zur deutschsprachigen Literatur finden sie auch keinen. Hier in diesem Thread gehts aber um ebendieses.


    Doch! auch gute Comics foerdern das Lesen. Wenn sie auch nicht direkt den Zugang zur deutschen Literatur oeffnen, so wird zumindest die Tuer dazu nicht verschlossen. Und letzteres passiert zu haeufig, wenn auf die individuellen Lern- und Lesetypen der Schueler nicht eingegangen wird: die Kinder wenden sich komplett vom Lesen ab und suchen sich andere Beschaeftigungen - der PC ist da ja gleich zur Hand. Inzwischen sagen viele Paedagogen, dass es wichtiger ist DASS die Kinder lesen als WAS sie lesen. Lesen als alltaegliche Angewohnheit kann man so auch erlernen. Es ist einfacher von Comics irgendwann mal auf "richtige" Literatur umzusteigen als vom NICHT lesen.


    Meine Toechter sind sehr gute Leserinnen in der englischen Sprache, aber deutsch ist schriftlich sehr schwer fuer sie. Ohne Comics wuerden sie NICHTS auf deutsch lesen. Umgekehrt kommen englische Comics auch gut bei deutschen Teenagern an, fuer die diese der erste Schritt in richtige englische Literatur sein kann. Es bildet das Selbstbewusstsein, dass man sich doch dran wagen kann.


    Damit sei nicht gesagt, dass Comics als Allheilmittel dagegen zu sehen sind, dass Jungs besser lesen lernen. Ist nur ein Beispiel unter anderen Lesestoffen, die u.U. besser dazu geeignet sind, als was derzeit zur Verfuegung steht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Über Crocis „Auschwitz-Comic“ darf man geteilter Meinung sein und es für alles Mögliche halten – „große Literatur“ erkannten seriöse Rezensenten jedenfalls nicht zwischen den Bildchen. Hierzulande fand das Bücherl im Deutschunterricht keine Verwendung. Dass man in Kanada den Schulkindern Deutsch über ein Holocaust-„Comic“ beizubiegen versucht, halte ich für keine besonders gute, völkerverständigende Idee, sondern reichlich unsensibel den damaligen Opfern gegenüber.


    Ich wiederhole: Sprechblasendeutsch führt nicht zu späterer Lesesorgfalt, sondern geradewegs – zack, rumms, thud – in die sprachliche Verblödung. Der fleißige Konsum von Micky Maus-, Fix und Foxi-, Sigurd-, Akim- und Tarzan-Hefterln hat die Schüler von damals nicht zu Leseratten gemacht, sondern ihnen schlechte Deutschnoten beschert. Die zeitgleich erscheinenden veritablen Jungenzeitschriften à la „Liliput“ oder „Rasselbande“ gingen alsbald Pleite (die Hereinnahme von Mädchenthemen kam zu spät), während die hauptsächlich von Mädchen gekaufte „Bravo“ bis heute existiert. Womit wir wieder beim Thema wären.

  • Zitat

    Original von zenta
    Dass man in Kanada den Schulkindern Deutsch über ein Holocaust-„Comic“ beizubiegen versucht, halte ich für keine besonders gute, völkerverständigende Idee, sondern reichlich unsensibel den damaligen Opfern gegenüber.


    Das ist ein Missverstaendnis, der Comic war nicht Teil des Deutschunterrichts, sondern Teil der faecheruebergreifenden Projektarbeit in der 5./6. Klasse einer englischsprechenden Grundschule.


    Das faecheruebergreifende Lernen kann uebrigens auch mithelfen, Jungs zum lesen zu bekommen, wenn dabei Themen mit reingenommen werden, die sie mehr ansprechen. Es ist kein Zufall, dass bei PISA und aehnlichen Studien Kanada erheblich besser abschneidet als Deutschland. Ich treffe hier wiederholt Eltern, deren Kinder beide Schulsysteme erlebt haben und sie sind alle der Meinung, dass das kanadische System sehr gut hilft, insbesondere die (lese)schwaecheren Schueler mitzuziehen.


    Deutschsprachige Comics sind Angebote meinerseits an meine Kinder, um wenigstens etwas Schriftdeutsch zu vermitteln. Und da sind es in erster Linie Asterix und eine japanische Mangaserie, die es meiner Tochter angetan hatte. Da gefiel ihr u.a. dass man in der deutschen Uebersetzung alle japanischen Namen beigehalten hatte, waehrend diese in der englischen durch in Nordamerika gebraeuchlichere ersetzt wurden. Auch wenn ich persoenlich Comics nicht lesen mag, so sehe ich nicht wie diese Comics bei meinen Kindern zur Verbloedung fuehren koennen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Der Thread heißt Lesen mehr Frauen als Männer?


    Ich wiederhole: Lebensbeichten und persönliche Ansichten über Kindererziehung helfen bei der Umdeutung des erschöpfend vorhandenen, einschlägigen Schrifttums kaum weiter. Ich glaube nicht, dass kanadische Jungs mehr lesen als deutsche, und auch nicht, dass "Mangas" sprachbildend wären. Vielleicht in der Vorschule à la "Ball", "Reifen" und "Stock"?


    Ein Lob den kandischen Schulen für ihre guten PISA-Testergebnisse, vor allem beim Lesen. Nur - wer keinen vergleichbar großen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in den Grundschulklassen sitzen hat, kann leicht aus der vollen Hose stinken.

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Deutschsprachige Comics sind Angebote meinerseits an meine Kinder, um wenigstens etwas Schriftdeutsch zu vermitteln. Und da sind es in erster Linie Asterix und eine japanische Mangaserie, die es meiner Tochter angetan hatte. Da gefiel ihr u.a. dass man in der deutschen Uebersetzung alle japanischen Namen beigehalten hatte, waehrend diese in der englischen durch in Nordamerika gebraeuchlichere ersetzt wurden. Auch wenn ich persoenlich Comics nicht lesen mag, so sehe ich nicht wie diese Comics bei meinen Kindern zur Verbloedung fuehren koennen.


    Beatrix, ich finde es spannend, wie du deinen Kindern die deutsche Sprache vermittelst. Mit den Comics sehen sie Text und Bild zusammen und realisieren schnell, ob sie den Text auch richtig verstanden haben. Mündlich ist die Sprache wohl kein Problem, nehme ich an.
    Ich erinnere mich noch gut, wie meine Schwester dank Lucky Luke lesen gelernt hat, ihr Held war das Pferd, nicht der Reiter ;-)
    Deine Kinder werden mit den Comics so wenig verblöden wie meine Schwester. Im Gegenteil :-)