'Der Orchideenpalast' - Seiten 299 - 460

  • „Etwas hatte sich verändert“ ist der erste Satz dieses Abschnitts. Die anfangs nur kaum wahrnehmbare bedrohliche Stimmung verstärkt sich nach meinem Empfinden.


    Audrey wird einmal mutig, als es um Alans Tochter geht, wird aber ganz schön abgekanzelt. Edward regiert sein Reich mit ein wenig Zuckerbrot und viel Peitsche, habe ich das Gefühl. Er hat etwas durchaus despotisches an sich. Und dass sich bei einer solchen Behandlung manche Ehefrau in Depressionen "geflüchtet" hat, kann ich mir sehr gut vorstellen.


    Die Szene zwischen Alan und Lavinia (ich meine das Gespräch nach Lavinias kleiner „Rache“) fand ich großartig. Ich habe das Gefühl, die beiden werden ein gutes Gespann abgeben. Lavinia ist eine ungewöhnliche Frau, sie weiß genau, was sie will, sie weiß, wie sie es bekommen kann und macht sich keinerlei Illusionen. Vielleicht wird auch Alan mutiger (und damit nicht mehr so langweilig), wenn sie ihn erst einmal einige Zeit unter ihren Fittichen hatte.


    Melissa ist eine großartige Fremdenführerin, trotzdem habe ich immer noch meine Vorbehalte. Ich werde nicht recht warm mit ihr, aber ich höre ihr überaus gerne zu.


    Und Elizabeth: Ich wusste ja, an dem Kind werden wir noch unsere Freude haben :fetch. Wie weit wird sie wohl noch gehen? Sie will anscheinend unbedingt Louis, der will Estella. Ich hoffe ja doch, dass aus den beiden noch ein Ehepaar wird. Aber warum kann ich es nur nicht glauben?


    Die Landschafts- und geschichtlichen/kulturellen Beschreibungen sind jedenfalls wunderbar. Ich habe alles vor Augen und ich finde, es passt einfach sehr, sehr gut in die Romanhandlung. :anbet

  • Eine Szene zwischen Edward und Louis bringt mich auf den Gedanken, dass Edward eventuell am Mädchen- oder Sklavenhandel beteiligt sein könnte. zu gleichgültig reagiert er darauf, als Louis ihn darauf anspricht, dass der Vorarbeiter sich eine 13jährige Einheimische ins Bett geholt hat. Oder besitzt Edward Edelsteinminen? Rubine und Mondsteine aus Ceylon kommen mir da in den Sinn. Dazu würde dann auch Kinderarbeit passen. Zutrauen würde ich dem alles.


    Gab es in Ceylon Opiumhöhlen? Soweit ich weiß, wurde in diesem Land nie Mohn angebaut.


    Sympathisch sind mir nur Lavinia, Estelle und Louis. Eine Elisabeth gibt es ja auch in anderen Büchern von Laila (In "Tage des Monsums" hieß sie Gillian.)


    Auf den letzten Seiten dieses Abschnitts kommt endlich etwas Bewegung in die Geschichte und ich bin gespannt, was am Ende von der Familie Tamasin übrigbleibt.

  • Meine Güte, jetzt kommt Bewegung in die Sache, wurde aber auch Zeit.....


    Hayden und Melissa sind immer leichtsinniger geworden und es hätte wohl nicht mehr viel gefehlt, dann hätte ihr Vater die beiden erwischt.


    Audrey ist immer noch so gefühlskalt und desinteressiert wie zu anfang, ich glaube, dass wird sich auch nicht mehr ändern....
    Elisabeth ist skrupelos ( in meinen Augen) sie verfolgt nur ihr Ziel und es ist ihr vollkommen egal wie andere Menschen fühlen und denken.
    Alan und Lavinia scheinen sich mit ihrer Ehe zu arrangieren, sie versuchen beide die Vorteile für sich daraus zu ziehen, achten sich aber gegenseitig und zollen dem Anderen Respekt.


    Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht, ob Hayden und sein Freund Andrew das Geheimnis lüften können? Wird die Wahrheit ans Licht kommen? Werden alle Liebenden zusammenkommen?

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Gab es in Ceylon Opiumhöhlen? Soweit ich weiß, wurde in diesem Land nie Mohn angebaut.


    Beziehst du dich auf das Haus, in dem Louis und Hayden Opium geraucht haben? Mohn musste ja nicht direkt im Land, in dem er konsumiert wurde, angebaut werden, sondern Opium konnte wie jede Handelsware in verschiedene Länder importiert werden.


    Liebe Grüße,
    Laila

  • Zitat

    Original von Laila


    Beziehst du dich auf das Haus, in dem Louis und Hayden Opium geraucht haben? Mohn musste ja nicht direkt im Land, in dem er konsumiert wurde, angebaut werden, sondern Opium konnte wie jede Handelsware in verschiedene Länder importiert werden.


    Liebe Grüße,
    Laila


    Ja genau, das meinte ich. Hatte so eine Opiumhöhle à la Sherlock Holmes vor Augen :-) Irgendwie paßt Opium für mich nicht zu Ceylon.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ja genau, das meinte ich. Hatte so eine Opiumhöhle à la Sherlock Holmes vor Augen :-) Irgendwie paßt Opium für mich nicht zu Ceylon.


    Dass dort welcher angebaut wurde, wäre mir auch neu, aber die Ceyloner Gesellschaft waren zu der Zeit Engländer, und die haben Opium durchaus konsumiert.

  • [quote]Original von JaneDoe
    Oder besitzt Edward Edelsteinminen? Rubine und Mondsteine aus Ceylon kommen mir da in den Sinn. Dazu würde dann auch Kinderarbeit passen. Zutrauen würde ich dem alles.
    /quote]


    Das war auch mein Gedanke am ende des abschnittes. Und warte gespannt ob die beiden was raus kriegen werden.


    Ich bin sehr gespannt auch ob wir noch erfahren was Louis über den neben erwerb seines Vaters heraus gefunden hat.


    Elisabeth könnt ich kräftig durchschütteln. Mag keine Einheimischen schmeisst sich aber wie ein liebeskranker Teeni an Louis. :fetch


    Ich wünsche mir das Estella und Louis noch heiraten werden im letzten abschnitt. Und das Melissa und Hayden, die es ja wohl sehr ernst miteinander meinen, die Wahrheit erfahren das sie nicht Verwandt sind miteinander.


    Was mir auch sehr gefällt, das Hayden immer wieder sich gedanken darüber macht warum Edward oder Melissa nicht anderen Verwandetn ähnlen.

  • Nach wie vor gefallen mir Lavinia, Hayden und Louis am besten.


    Auch in diesem Abschnitt wird das Gehiemnis noch nicht gelüftet, warum Audrey keine Gefühle für ihre Tochter hat und ihr keine Mutter sein kann. Auch bei ihren Innensichten erfährt man kaum etwas darüber, warum sie so gefühlskalt ist... es ist auch fast so, dass sie ihrer Tochter ein freieres Leben nicht gönnen würde, weil sie selbst es nie gehabt hat. Bei Louis und Alan merkt man hingegen sehr, dass sie ihrer Schwester einen Mann wünschen, der sie liebt, damit sie glücklich wird. Trotzdem wollen in diesem Fall beide, dass Melissa Hayden vergisst, weil der Vater so unberechenbar ist und sie nicht wollen, dass irgendjemandem etwas passiert.


    Mir gefällt es ebenfalls, dass Hayden immer wieder das Bild seines Onkels mit der Wirklichkeit vergleicht und immer wieder denkt, wie sehr dieser sich doch verändert hat. Andrew hingegen bringt die Sache dann ja auf den Punkt, dass es sich nach Haydens Erzählungen niemals um den gleichen Mann handeln kann. Ich finde es sehr nett von ihm, dass er die Erkundigungen über Edward für Hayden einholen will, denn ganz ungefährlich scheint die Sache nicht zu sein.


    Elisabeth ist für mich die Hinterhältigkeit in Person. Ich habe mich schon gefragt, ob sie wusste, dass in Kandy irgendetwas los ist und unbedingt mit Estella hinreiten wollte, um diese in Schwierigkeiten zu bringen. :gruebel Sollte dies das Ziel gewesen sein, so ist das Vorhaben ja gründlich in die Hose gegangen, Estellas Vater ist ihr nur im ersten Moment böse, weil er sich Sorgen gemacht hat, glaubt aber danach ihrer Darstellung und als Louis dazu kommt und die gleiche Ansicht wie Estellas Vater vertritt, wird er zum ersten Mal freundlich aufgefordert doch zum Abendessen zu bleiben.


    Außerdem haben mir sehr das Gespräch zwischen Lavinia und ihrem Vater, sowie das zwischen ihr und Alan gefallen. Sollte es dann zu der Hochzeit kommen, so ist diese zwar nicht auf Liebe Begründet aber immerhin auf Respekt und das ist zu der damaligen Zeit wohl auch schon viel Wert.

  • Die Mitte des 19. Jahrhunderts war doch eine große Umbruchzeit, nicht nur die gescheiterten demokratischen Revolutinen (hier ist von 1847 die Rede, 1848 war in Deutschland das Bürgertum in Waffen), auch auf tieferen Ebenen gab es Wandel, die romantische Liebe wurde "entdeckt", die Solidarität mit den Armen, die Sklaverei wurde verboten- immerhin haben wir bis zum amerikanischen Bürgerkrieg mit Sklavenbefreiung noch ein Vierteljahrhundert, aber der Manchesterkapitalismus mit der skrupellosen Ausbeutung der Industriearbeiter unterscheidet sich von den Verhältnissen auf Ceylon mit den Landarbeitern wenig. Heftig was da den Bergbau und die Arbeitsbedingungen angeht- aber ist das der genannte "gerade noch legale" Arbeitszeig von Edward oder das wirklich dunkle an seinen Geschäften? Elisabeth ist eine zickige, verwöhnte Göre, deren Verhalten gerade wegen des Gegensatzes zu Lavinia so massiv negativ auffällt- dabei ist Elisabeth eher die"zeitgemäße", die aufgrund ihrer Erziehung mit den ihr zur Verfügung stehenden Mittel versucht durchsusetztn, was sie will- immer im Bewußtsein dessen, dass ihr Wille eigentlich niemanden interessiert. Wenn sie also die Eingeborenen geistig auf eine Stufe mit Affen stellt, verhält sie sich nicht anders als heute Zoobesucher, die Affen beobachten und auch nicht davon ausgehen, dass die Affen auf einmal, wenn die Respektdistanz unterschritten wird, sich gegen die Beobachter wenden könnten. Lavinia ist die "modernere" in ihrer Zeit und versucht sich durchzusetzen unter Einsatz von eigentlich "männlichen" Mitteln- Verstand und Logik. Schliesslich war sich die Wissenschaft einig, dass das weibliche Hirn zum logischen Denken nicht in der Lage sei. Das Frauen etwa selbst entscheiden dürfen über die Begründung eines Arbeitsvertrages stammt bei uns aus 1977, als 150 vom Geschehen dieses Buches voraus und nur 30 Jahre zurück von unserer Zeit.

  • @beo
    Ich war bei den Recherchen verblüfft, wie lange die Sklaverei z.B. in Britisch-Indien noch gängig war. Während die Engländer selbst die Sklaverei schon lange abgeschafft hatten, duldeten sie sie dennoch längere Zeit in den Ländern, in denen sie Landesherren waren.


    Liebe Grüße,
    Laila

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das Frauen etwa selbst entscheiden dürfen über die Begründung eines Arbeitsvertrages stammt bei uns aus 1977, als 150 vom Geschehen dieses Buches voraus und nur 30 Jahre zurück von unserer Zeit.


    :yikes
    Dass das so lange gedauert hat, habe ich nicht gewusst...


    Immerhin dürfen Frauen in Deutschland seit 1919 wählen.


    Zitat

    Original von Lipperin


    Die Szene zwischen Alan und Lavinia (ich meine das Gespräch nach Lavinias kleiner „Rache“) fand ich großartig. Ich habe das Gefühl, die beiden werden ein gutes Gespann abgeben. Lavinia ist eine ungewöhnliche Frau, sie weiß genau, was sie will, sie weiß, wie sie es bekommen kann und macht sich keinerlei Illusionen. Vielleicht wird auch Alan mutiger (und damit nicht mehr so langweilig), wenn sie ihn erst einmal einige Zeit unter ihren Fittichen hatte.


    :write


    Die Szene hat mir auch sehr gut gefallen, da war mir Lavinia unglaublich sympathisch :-)
    Ich fand den Gedanken auch schön, dass wenn die beiden sich schon nicht lieben, sie sich doch gegenseitig respektieren. Mir scheint das war für die damalige Zeit eine gute Basis für eine Ehe!


    Mir haben die eingeflochtenen Landschaftsbeschreibungen und die Beschreibungen vom Kaffee oder vom Kartenherstellen sehr gut gefallen. Sehr passend und nicht aufdringlich belehrend.


    Melissa muss einige für sie harte Dinge über Zhilan Palace und ihren Vater lernen. Hier fand ich sehr schön, dass Hayden für sie so viel Geduld hatte. Ich hätte nicht so viel gehabt, immerin hätte sie ja eigentlich nur mal ihre Auge aufmachen können, dann hätte sie gemerkt, wie die Tamilen behandelt werden.


    Elisabeth ist echt eine richtig unangenheme Person. :rolleyes
    So eine verwöhnte Göre!


    Schön fand ich, dass sich nach dem "Ausflug" von Estella und Elisabeth Loius und Estellas Papa so gut miteinander verstanden haben. Ich wünsche den beiden, dass der Papa die Verbindung doch noch gutheißen kann.


    Gut gefallen hat mir auch die Szene, wo Edward Melissa in sein Büro ruft und sie denkt, dass er alles mit Hayden herausgefunden hat...


    Ach ja, der Einwurf Haydens, dass man ja auch super Tee hier anbauen könnte und Melissas Entsetzten darauf - herrlich :rofl

  • Zitat

    Original von Königstochter
    Ach ja, der Einwurf Haydens, dass man ja auch super Tee hier anbauen könnte und Melissas Entsetzten darauf - herrlich :rofl


    Ich konnt's mir einfach nicht verkneifen. :lache

  • Zitat

    Original von Laila


    Ich konnt's mir einfach nicht verkneifen. :lache


    Eine wunderschöne Szene!


    Melissa ist ganz schön mutig - es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann sie und Hayden von Edward überrascht werden (und ihre Brüder wissen ja längs bescheid). Elizabeth macht einfach was sie will - ohne sich um die Konsequenzen zu scheren - sehr Gewissenslos. Lavinia gefällt mir immer besser - sie und Alan werden sicher ein interessantes Paar werden. Aber mit Audrey kann ich einfach nicht warm werden - Melissa wird von ihr einfach nur abgefertigt - und für Alan's Tochter setzt sie sich (sogar gegen Edward) ein. Unglaublich! :fetch

  • Hier erfährt man meines Erachtens alles über die angespannte Situation innerhalb der Familie, deren Gefühlschaos und die Empfindlichkeit Edwards, wenn seine Vergangenheit zur Sprache kommt.

    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

  • :gruebel ich werd aus der Mutter einfach nicht schlau----


    edit - also so langsam aber sicher kommen wir hinter das Geheimnis von der 2. Einnahmequelle von Edward Tamasin...

  • Nun habe ich den dritten Teil des Orchideenpalastes beendet. Die ersten Sätze sind bezeichnend für die Entwicklung des Buches. Das finde ich auch: „Etwas hatte sich verändert. Es waren nur Nuancen, aber Audrey war empfänglich für Stimmungen.“
    Ich kann Audreys „Gefühlskälte“ gegenüber Melissa übrigens gut verstehen, wenn ich sie auch nicht gut heiße. Ich denke, der Umstand, dass Melissa eine Frau ist, mit allen Beschränkungen, die Frauen in diesen Kreisen auferlegt werden, spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch Lavinia wünscht sich aus diesem Grund an einer Stelle einen Jungen.
    Die Art, wie Audrey der Realität auf den Tamansinschen Kaffeefeldern aus dem Weg zu gehen sucht - „Sie hasste die Erntezeit.“ - hinterlässt bei mir ein flaues Gefühl, wenn ihr Verhalten auch absolut glaubwürdig ist.
    In diesem Abschnitt habe ich immer wieder Lavinia, Audrey und Melissa verglichen, die jeweils auf ihre Art den Beschränkungen ihres Alltags begegnen: Lavinia mit Vernunft, Audrey mit Resignation und Melissa, die ein wenig dazu tendiert, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
    Interessant waren für mich auch die Beschreibungen von Kaffeeernte und Verarbeitung – ich liebe Kaffee! Bei Haydens Vorschlag, Tee zu pflanzen und Melissas Reaktion darauf, musste ich natürlich ebenfalls lachen. Interessant war auch zu erfahren, wie weit der singhalesisch-tamilische Konflikt schon zurückreicht.
    Als sich Melissa nachts in Zhilan Palace zu Hayden schleicht, habe ich den Atem angehalten.
    Jetzt geht’s auf zum letzten Teil. :cry


    LG


    Kirsten