Marlen Haushofer: DIE WAND

  • Ich habe, wie weiter oben schon geschrieben, das Buch Ostern noch einmal gelesen. Wirklich neue Antworten habe ich nicht gefunden. Allerdings war das Auftauchen des Fremden und der Tod der Tiere nicht so plötzlich und schockierend wie beim ersten Mal; deshalb war ich nicht ganz so verstört und entsetzt.


    Warum sie sich nicht unter der Wand durchgräbt? Das habe ich mich auch gefragt. Und ich bin für mich zum Ergebnis gekommen: Sie will da gar nicht weg. Wenn man sich vorstellt, worauf sie verzichtet! Draußen muss es ja unermesslich viele Reichtümer geben, in ihrer Situation brauchbare Sachen wie Lebensmittel, Saatgut, Medikamente, Baumaterial, Zündhölzer, Bücher ... eben einfach alles. Aber sie will es nicht. Sie spielt mit dem Gedanken, sich irgendwann vielleicht mal unter der Wand hindurchzugraben (und ein großes Tor mit Steinen zu befestigen, damit auch die Tiere raus können :-] ), aber ich weiß nicht, ob sie es ernst meint. Ich glaube, im Grunde ist sie zufrieden mit dem neuen Leben, weil sie sich selbst, ihr wahres Ich neu entdeckt. Der erste Sommer auf der Alm, als sie jeden Abend den Nachthimmel beobachtet und die Sterne kennenlernt, ist doch Ausdruck höchster Zufriedenheit. Oder?
    Aber ob sie es ohne Hund noch lange aushält?


    Immer noch Fragen über Fragen!

  • Zitat

    Original von Ida
    Sie spielt mit dem Gedanken, sich irgendwann vielleicht mal unter der Wand hindurchzugraben (und ein großes Tor mit Steinen zu befestigen, damit auch die Tiere raus können :-] ), aber ich weiß nicht, ob sie es ernst meint. Ich glaube, im Grunde ist sie zufrieden mit dem neuen Leben, weil sie sich selbst, ihr wahres Ich neu entdeckt. Der erste Sommer auf der Alm, als sie jeden Abend den Nachthimmel beobachtet und die Sterne kennenlernt, ist doch Ausdruck höchster Zufriedenheit.


    Hallo Ida...
    ja, das stimmt, der Gedanke war mir beim Lesen zwar auch gekommen, aber dadurch, dass du das jetzt ausgesprochen hast, wird mir das klarer, dass sie eigentlich ja gar nicht raus will...
    Und ja, vielleicht berührt das Buch so, weil dieser Zustand des Allenseins, des Eins-Seins, des Zufriedenseins (darin steckt ja "Friede"...) so klar herausgearbeitet wird...

  • Wenn ich mal eure Gedanken aufgreifen darf ...


    Es mag auf den ersten Blick wie "Zufriedenheit" aussehen, aber die wäre ja dann nur möglich durch eine völlige Isolation .. (die Wand als Metapher dafür).
    Außerdem ist ihre Idylle immer noch bedroht .. ob es nun "der Mann" ist oder das Leben als solches, was zu ihr vordringt. Diese latente Gefährdung ist auch immer spürbar.
    In letzter Konsequenz heisst das: Innerer Frieden ist nur zu dem Preis der Abwesenheit anderer Menschen zu erlangen.
    Der Gedanke ist ja nicht neu - Eremiten gab es immer.
    Marlen Haushofer hat das zuende gedacht und genial erzählt.

  • es ist schon ein paar jahre her, dass ich das buch gelesen habe, aber es ist mir wirklich noch gut im gedächtnis.
    mich hat fasziniert, dass die protagonistin innerhalb des territoriums, in dem sie hinter der gläsernen wand eingeschlossen war, überleben muss

  • Mich wundert, dass ich gar nichts dazu geschrieben habe... ich hab mir eingebildet, ich hätte...



    Mir hat das Buch, und irgendwie schein ich damit allein zu stehen, gar nicht gefallen! Die Idee mit der Wand ist super, das find ich auch, aber mit dem Schreibstil von Miss Haushofer kann ich mich gar nicht anfreunden. Langatmig und zäh wie Kaugummi, da hilft die beste Grundidee nicht über 100e Seiten hinweg. :-(


    Außerdem fand ich die Anzahl der Tiere, die umgekommen ist, ein bisschen überzufällig...

  • Es ist eines der wenigen Bücher, die mich richtiggehend gelangweilt haben. Uns wurde das Buch in der Schule als "Robinsonade" und zum Thema "Sprache" ans Herz gelegt. Nach dem Abi habe ich mich dann mal durchgequält. Jetzt steht es irgendwo in zweiter Reihe in meinem Bücherregal. Nochmal würde ich es nicht lesen. Da muß mich schon eine ganz seltsame Stimmung befallen.

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Und ich habe gerade überlegt, ob ich es noch mal rausholen und ein zweites Mal lesen sollte... :gruebel


    :write


    Das Buch hatte mich völlig gefangen genommen.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Bin gerade durch Zufall hier gelandet und wollte doch auch nochmal meinen Senf abgeben, nachdem ich mich durch das Thema gelesen habe.


    Ich habe das Buch vor gut 10 Jahren gelesen und fand es unglaublich faszinierend. Mir sind sehr ähnliche Gedanken wie Euch gekommen, wenn ich mich auch nicht mehr an alles erinnere. Was mich dann aber doch später schockiert hat war, als mir jemand erzählte, dass Marlen Haushofer an Krebs erkrankt war und mit diesem Buch wohl angeblich die veränderte Lebenssituation verarbeiten wollte... Da musste ich erstmal schlucken und kann nur sagen, wenn das stimmt, ist das genial gelungen. Da steckt soviel drin in dem Buch, wenn Sie auch selber wohl keine definitive Aussage dazu gemacht hat :gruebel

  • Dieser Thread hat mich daran erinnert, dass ich dieses Buch schon immer mal lesen wollte.
    Die Postings dazu fand ich sehr interessant. Bücher, die Spielraum für eigene Gedanken lassen, mag ich sehr gerne.
    Muss ich glatt auf meinen SUB noch draufpacken (damit er nur ja nicht so schnell schrumpft).

  • Also Spielraum für die eigenen Gedanken hast Du bei diesem Buch auf jeden Fall. Das Buch ist wirklich eindrucksvoll, und jeder kann seine eigene Erkenntnis daraus ziehen, wie ich finde.

  • Ja, danke, fürs Hervorkramen dieses Threads, Ballerina!


    Aber so geht es einem bei den Eulen. Da liegt der SUB knapp unter 100 Büchern, aber statt abzubauen findet eine wundersame Vermehrung statt, weil immer wieder jemand etwas Interessantes ausgräbt oder rezensiert.

  • Wem sagst Du das... Nicht nur, dass die Bücher sich vermehren, ganz schlimm wird es, wenn man aufgrund Threads wie diesem wieder anfängt die alten Bücher noch einmal zu lesen, bin schon fast dabei :lache

  • Mir geht es auch oft so. Man wird gerade dazu verführt die alten Bücher nochmals zu lesen. Das ist aber manchmal sehr spannend, weil man nach vielen Jahren oft eine ganz andere Einstellung dazu hat. So gesehen ist die Zeit ja auch nicht verloren, obwohl man angesichts der vielen Neuerscheinungen ja noch ein paar Leben brauchen würde um nur einen Bruchteil davon lesen zu können.

  • es ist eines der wenigen Bücher die ich 2 mal gelesen habe. Es hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es bei mir im Lesekreis nicht so gut angekommen ist. Den meisten war sie (die Hauptperson, ich hab ihren Namen vergessen) zu unsympathisch/phlegmatisch.