'Der Orchideenpalast' - Seiten 461 - Ende

  • Der letzte Teil hatte es aber wirklich in sich - und mit dem Ende hätte ich nicht gerechnet.


    Lavinia und ihre Mutter haben (im Gegensatz zu Melissa und Audrey) ein inniges Verhältnis und Lavinia ist sich der Liebe ihrer Eltern auch sehr sicher. So kann sie (sehr zu Schrecken Edwards) auch die kleine Justine begrüßen und sie mit in die Hochzeitsgesellschaft hineinziehen. Diese Szene hat mir sehr gut gefallen!


    Edward hat ja viel Dreck am Stecken - erst ist er ein Mörder, dann läßt er Kinderarbeit zu und schließlich ist er auch noch am illegalen Sklavenhandel verstrickt. Kein Wunder, daß er nicht möchte, daß dies alles bekannt wird!


    Daß Melissa mit ihrem Vater über Hayden's "Vermutungen" spricht ist nachvollziehbar. Für sie ist er ja der liebevolle Vater (im Gegensatz zu ihrer gefühlsarmen Mutter (auf jeden fall ihr gegenüber). Und dann erkennt Hayden, daß Edward nicht der ist, für den er sich ausgibt...Und Edward läßt ihn gehen (ich hatte schon mit einem weiteren Toten gerechnet). Als Louis von den Entdeckungen erfährt - und gleichzeitig auch noch Estrella verliert (da Elizabeth eher glauben geschenkt wird) ist es für ihn nur logisch, daß Haus anzuzünden bzw. anzünden zu lassen...



    Das Ende fand ich sehr traurig... Louis stirbt und Estrella verliert alles.... und auch seine Mutter stirbt- vor Kummer. Melissa und Alan haben da mehr Glück - sie finden Partner, die zu ihnen stehen. Elizabeth kann ich nicht bedauern - sie ist selbst an ihrem Unglück schuld...


    Laila - vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und die LR-Begleitung und für dieses wunderschöne Buch, daß mir schöne Lesestunden bereitet hat! :wave

  • Sturm und Stille fand ich sehr passend gewählt für den letzten Abschnitt.


    Irgendwie ist das wirklich ein Sturm der über die Familie Tamasin da hereinbracht. Ein Sturm, der sich zwar schon angekündigt hatte, aber trotzdem ein Sturm bleibt...


    Die Hochzeit von Lavinia und Alan konnte ich mir richtig gut vorstellen. Schön fand ich auch, dass die beiden sich im Endeffekt doch überraschend gut verstehen. Auch nachdem Alan eigentlich ein "Niemand" und dazu noch mittellos ist, kann ich mir gut vorstellen, dass eine Ehe zwischen den beiden funktionieren wird.


    Zu Louis kann ich nur sagen, dass ich seine Entwicklung sehr glaubhaft finde. Er ist zerrissen zwischen seiner Erziehung als Engländer und seiner tamilischen Herkunft. Irgendwie ist er damit weder Fleisch noch Fisch. Und Edward hat es wirklich übertrieben, ihn für etwas zu bestrafen, dass er augenscheinlich nicht getan hat.


    Für Estella fand ich es sehr schade, dass die beiden doch nicht heiraten konnten. Die Szene wo sie im Nachthemd ihren Schmerz herausschreit fand ich auch sehr plastisch. Hier fand ich ihren Vater toll, wie er sie da "gerettet" hat. Für sowas hat man Papas. :-]


    Hayden hab ich wenig verstanden. Dass er Melissa gar nicht böse ist, dass sie gleich zu ihrem Vater gerannt ist :gruebel
    Für mich war ihre Liebesgeschichte an sich nicht schlüssig, was genau hat Hayden denn an Melissa geliebt???
    Obwohl es mich für Melissa natürlich freut, dass sie Hayden schlussendlich doch heiraten kann und sicher noch einiges von der Welt zu sehen bekommt.


    Elisabeths Verhalten fand ich auf der einen Seite total dreist, auf der anderen Seite unglaublich naiv. Dass sie echt gedacht hat, sich auf diese Art Louis angeln zu können. Vielleicht tut der Aufenthalt in Amerika ihrer charakterlichen Entwicklung ja auch gut


    Gewundert hab ich mich über Audrey, die Edward tatsächlich verlassen wollte :yikes


    Auch wenn Edward kein Sympathieträger ist, fand ich sein Verhalten gut nachvollziehbar. Alles droht unter seinen Fingern zu zerrinnen und er schlägt zu, weil ihm einfach nichts anderes einfällt. Trotzdem natürlich ein sehr tragisches Ende, für das, was er aufgebaut hat. Natürlich hat er es auf einem und einer riesigen Lüge aufgebaut und das mit den Minen und dem Sklavenhandel ist wirklich auch schlimm, aber immerin hat er es geschafft, etwas aufzubauen. Wer weiß, was der "echte" Edward mit den gleichen Startvoraussetzungen geschafft hätte??? Deswegen fand ich Alans Haltung sich von seinem Erbe so fest zu distanzieren sehr radikal.


    Vielen Dank an Laila für die Begleitung der Leserunde :wave

  • Ich habe mir jetzt einige Tag überlegt ob mein folgender Kommentat in den Rezifred oder hierher gehört und mich jetzt entschieden:


    Nach der Hälfte des Buches habe ich erklärt, dass mir das Buch gefällt, weil es meine Erwartungen an ein Buch von Laila El Omari erfüllt, auch wenn es von Klappentext und Cover etwas anderes suggeriert. Diese Einschätzung hat sich nicht geändert, ein Buch das ich gerne gelesen habe und das neben einer glaubwürdigen und interessanten Geschichte auch wieder viel über Geschichte vermittelt.


    Aber:


    Laila El Omari wird beim nächsten Buch mich von weit her abholen müssen. Nach dem vierten Buch mit gleichem Grundschema tritt das Risiko von Langeweile auf. Natürlich kann ein Autor 15 Krimis über einen Ermittler schreiben (Donna Leon ist das beste Beispiel, dass das auch irgendwann sinnlos wird- Ian Rankin das Beispiel, dass das sehr lange geht). aber die Familiengemälde aus der Kolonialzeit irgendwann wird das Thema unüberraschend und die hundertfünfziste Tanzveranstaltung mag ich dann nicht mehr lesen. Das wäre aber schade sich von dieser Autorin keine Geschichten mehr erzählen zu lassen.

  • Das Buch hat mir wieder mal sehr gefallen - Danke für die wundervolle Entführung in ein Ceylon der Kolonialzeit die ich noch nicht kannte.


    Anders als in den früheren Romanen wurde ich immer wieder in Schicksalswendungen hineingeführt, die ich ein paar Zeilen davor nie ermöglicht hätte....
    Auf der anderen Seite habe ich mich immer wieder gefragt wann denn bestimmte Szenen auftauchen würden und fand gerade am Ende die Geschichte um die Familie Tamasin recht kurz erzählt.
    Danke für das Lesevergnügen :bluemchen



    :wave

  • Das Buch habe ich jetzt durch und möchte auch meinen abschließenden Kommentar dazu geben.


    Die Geschichte hat mich überrascht, gefesselt, fasziniert und den Atem anhalten lassen.
    Die Entwicklung der einzelnen Charaktere, letztendlich der Tod von zwei, für die Handlung bedeutenden, Figuren...
    Melissa erschien mir naiv und neugierig - auf das Unbekannte. Sie konnte sich ein Leben mit Liebe und außerhalb der Gewaltausschreitungen ihres Vaters ja schon gar nicht vorstellen, also flüchtet sie sich so überstürtzt in Haydens Arme.
    Audrey blieb mir bis zum Ende etwas zu undurchschaubar. Diese Frage, wie sie Melissa im Buch auch konkret formuliert hat ("Warum hat sie mich nicht geliebt?") wurde ja wenigstens von der Seite ihrer Mutter kurz zur Sprache gebracht. Vielleicht aber auch besser, so kann sich der Leser die Sache selbst weiterspinnen.
    Mir hat es gut gefallen, dass letztendlich die Sache mit James/Edward doch noch aufgeflogen ist. Da kam dann recht rapide Salz in das köchelnde Süppchen. Warum er aber seine Gewalt immer an seiner liebsten Melissa ausgelassen hat und dann auch immer mit so einer Wucht. Das war schon ziemlich hart.


    Alles in allem eine gute Handlung, wenn auch der Mittelteil größtenteils so Unterhaltung ist, wärend zum Ende dann ein gewaltiges Finale über die Bühne geht. Im Vergleich zu der Mitte ist es vielleicht etwas zu kurz geraten.
    Ich hätte gerne noch ein wenig konkreter gewusst, was denn nun mit Melissa und Hayden geschehen ist.


    Es war mein erstes Buch aus deiner Feder und ich habe große Lust, die anderen auch noch zu erforschen.

  • Im letzten Abschnitt gerät der Felsbrocken, der Edwards Vergangenheit ist und der die ganze Zeit bedrohlich über allem hing, ins Rollen, unaufhaltsam nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Hayden bringt in Erfahrung, was sich hinter Edwards Geschäften in Ratnapura verbirgt. Melissa will ihren Vater zur Rede stellen, verplappert sich sehr glaubwürdig und wird eingesperrt (eine hochspannende Szene). Ich finde es übrigens durchaus nachvollziehbar, dass Melissa ihren Vater mit ihrem Wissen konfrontieren will. Er ist ihr Vater. Sie war ihm immer näher als ihrer Mutter. Warum sollte sie einfach so glauben, was sie da plötzlich über ihn erfährt? Würden wir das denn tun, wären wir in der gleichen Situation?
    Im nächsten Augenblick ist es dann Edward, der sich gegenüber Hayden verrät. Auch dies sehr glaubwürdig dargestellt. Es ist nicht leicht, eine Rolle zu spielen.
    Durch Elizabeths Intrige rückt Louis und Estellas Möglichkeit zu heiraten in weite Ferne. Wenn ich es jetzt so bedenke, könnte ich sie doch schütteln, aber sie tut mir auch Leid. Das Ende vom 25. Kapitel, wo Estella versucht, etwas zu sagen und keine Worte findet, ist für mich eine absolute Gänsehaut-Szene.
    Dann überschlagen sich die Ereignisse quasi. Audrey stirbt. Auch am Ende des 26. Kapitels zieht es mir den Magen zusammen: „Warum, dachte Melissa, warum hat sie mich nicht geliebt?“
    Wenig später ist es Hayden, der Melissa (und uns) darauf hinweist, dass Melissa ihrem Vater ähnlich sieht, Alan jedoch Audrey. Außerdem erfahren wir noch, dass Audrey nach Manjulas Eintreffen zu ihren Eltern geflohen ist. Edwards Verhalten war ihr also nicht gleichgültig und trotzdem hat man sie an ihren Platz zurückgedrängt. Ich finde es erleichternd, dass Melissa nun aus dieser Enge ausbrechen kann.
    Am Ende ist Zhilan Palace zerstört, auch Louis und Edward sind tot. Was ich mir - neben einem besseren Leben für Justine - noch wünschen würde wäre, dass Estella ihre Ruhe findet.
    Vielen Dank für den schönen Roman, liebe Laila!