Er ist der Wundermacher
und der „schärfste Kettenhund Seiner Heiligkeit“:
Monsignore Hester McAteer.
Dem irischen Priester obliegt als Promotor fidei – als Glaubensanwalt – in der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse der katholischen Kirche die Prüfung von Voraussetzungen im Heiligsprechungsverfahren, insbesondere die Überprüfung von Wundertaten, die man den jeweiligen Frauen und Männern zuschreibt, die kanonisiert werden sollen. McAteer gilt dabei als absoluter Experte. Ihm eilt der Ruf voraus, er sei „eine Art James Bond in Sachen Glaubenskriminalität und Kirchenspionage“. So leicht macht niemand ihm etwas vor, denn er kennt sämtliche Tricks und jegliche Art von Hokuspokus, mit denen sich im Lauf der Kirchengeschichte Betrüger als Wundertäter ausgegeben hatten. Überhaupt gibt es für ihn nur zwei Möglichkeiten von Wundern: Betrug, den er aufdecken kann, oder Betrug, vor dem er kapitulieren muss.
Wer also wäre da besser geeignet für die heikle Angelegenheit, die Kardinal Avelada, den Präfekten der Glaubenskongregation, ausgerechnet am Abend des Gründonnerstags ereilt, als dieser scharfsinnige und absolut unbestechliche Wunderexperte?!
Ausgerechnet in McAteers irischem Heimatdorf Graiguenamanagh soll ein Wunder schier unvorstellbarer Größe stattgefunden haben: In der dortigen Abteikirche ist in den Nachmittagsstunden in himmlischem Lichtglanz ein verwirrter junger Mann vom Kreuz herabgestiegen, mit blutenden Wundmalen an Händen und Füßen. Er spricht fast ausschließlich in Bibelzitaten und dies auch noch auf Hebräisch. Er nennt sich selbst Jeschua. Ist er der zurückgekehrte Messias, der das Weltende und den Zorn Gottes bringt? Dies zumindest glauben die Menschen in Graiguenamanagh sehr schnell, denn eine ganze Reihe Todesfälle kommen mit der Ankunft Jeschuas daher, die tatsächlich an das Jüngste Gericht erinnern.
Schon vor seiner Ankunft steht für McAteer fest, dass es sich bei dem Wunder der Wiederkunft Christi nur um eine spektakuläre Show oder gar um eine Verschwörung handeln kann. Während die ganze Welt bereits den wiedergekehrten Messias feiert, setzt McAteer als Sonderermittler des Bischofs von Kildare und Leighlin alles daran, den Wunderschwindel aufzudecken. Noch ahnt der „schärfste Kettenhund Seiner Heiligkeit“ nicht, in welche persönlichen Zweifel ihn die Ermittlungen führen werden und wie ihn seine eigene Vergangenheit in Irland einholen wird.
Das Wunder von Graiguenamanagh entfesselt Kräfte, die nicht nur den brummigen Wunderskeptiker McAteer herausfordern …
Die tiefe Sehnsucht nach Spiritualität und die Hoffnung auf ein Mehr, als das Sichtbare und als das vielfältige Leid in der Welt, ist in Menschen aller Jahrhunderte verwurzelt. Ob in evangelistischen Heilungsshows aus Amerika oder an katholischen Wallfahrtsorten wie Fatima und Lourdes, ob esoterischer Hokuspokus oder Zukunftsdeutung durch Astrologie und Tarotkarten – Menschen sehnen sich auch heute nach übernatürlichen Erfahrungen und hoffen auf göttliche Sicherheiten. In seinem neuen Roman „Messias“ entspinnt der großartige deutsche Fantasy-Autor Ralf Isau aus diesem Hintergrund heraus eine ebenso spannende wie aktuelle Story. Sein Hauptprotagonist Monsignore Hester McAteer erscheint dabei als der Prototyp des Zweiflers, der die Wundergläubigkeit mit äußerster Skepsis verfolgt. Zu Beginn des Romans noch fest davon überzeugt, dass es keine echten Wunder sondern höchstens unerklärte Phänomene gibt, gerät McAteers Unglaube im Lauf seiner Ermittlungen kräftig ins Wanken.
Ralf Isau legt einen wirklich spannenden Mystery-Thriller vor, der ganz sicher auch in den Leserinnen und Lesern einen ständigen Wechsel von Zweifel und Glauben hervorruft. Gibt es Wunder wirklich oder ist alles nur Einbildung, Lug und Trug? Geschickt versteht es Isau, hochaktuelle kirchenpolitische Themen aufzugreifen und in seine Story einzuarbeiten. Dabei spart er auch nicht mit deutlicher Kirchenkritik, ob aus dem Munde Jeschuas oder eingewoben in die Handlung der Personen, immer aber auf angemessenem Niveau.
Dass Ralf Isau seinen „Messias“ zudem mit viel Ironie und Humor würzt, krönt diesen spannenden Thriller zu einem rundum gelungenen Lesehochgenuss.
„Wer Wunder nicht wahrhaben will, wird immer eine ‚vernünftige‘ Erklärung finden und sie anzweifeln. Das ist ja das Wesen des Glaubens: Man muss sich auf ihn einlassen.“ Diese Worte schreibt Isau sicher nicht nur für den brummigen irischen Monsignore …