Der Setzerjunge - Lloyd Alexander

  • Westmark I: Westmark
    Lloyd Alexander, 1981

    Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe:
    Firebird, 2002,ISBN: 978-0141310688


    Es existiert eine deutsche Ausgabe unter dem Titel "Der Setzerjunge" bei Lübbe (ISBN: 978-3404204946).


    Mit Westmark nimmt die gleichnamige Trilogie Lloyd Alexanders ihren Anfang und stößt den Leser in das Land Westmark, das von politischen Unruhen geprägt ist. Der König trauert seiner gestorbenen Tochter hinterher, wird krank und kränker und hängt seine Hoffnung an jeden Scharlatan, der behauptet Kontakt zur Geisterwelt herzustellen. Zum Regieren taugt er nicht mehr, die Regierungsgeschäfte liegen schon lange in den Händen des ersten Ministers Cabbarus, der das Volk schröpft, die Presse verstummen lassen möchte und Intrigen nicht abgeneigt ist. Vor allem nicht den Intrigen gegen den königlichen Hausarzt, der den König das ein ums andere Mal aus seinem Dämmerzustand der Trauer reißen möchte.


    Und schließlich haben wir natürlich noch den Teil der Bevölkerung, der unter den noblen Herrschaften leidet. Zuvorderst der zu naive, aber dadurch sympathische Held unserer Geschichte, der Setzerjunge Theo, dem die deutsche Ausgabe ihren Namen verdankt. Auf der Flucht vor ungerechtfertigter Verurteilung schloss er sich dem quacksalbernden Spitzbuben Las Bombas und dessen zwergwüchsigem Reisgefährten Musket an. Bald stößt auch noch das junge Straßenmädchen Mickle zu ihnen, das das Quartett mit Bauchrednerkünsten komplettiert.


    Doch lange hat es nicht Bestand. Zu sehr widerstrebt dem ehrlichen Theo die Gaunerei und trotz seiner schnell entstandenen Gefühle für Mickle macht er sich aus dem Staub. Um dann mit Revolutionären zusammenzugeraten, bis schließlich das Schicksal des ganzen Königreichs auf den Schultern der Gaunertruppe lastet...


    Und somit die Handlung eines äußerst gewöhnlichen Fantasyabenteuers entsteht. Junger Held mitsamt Freunden rettet das Königreich, seine Liebe "and they all lived happily ever after"
    Wir haben mit dem leicht lächerlichen Las Bombas eine lustige Figur, wir haben den naiven Held, wir haben einen guten, aber vom bösen Berater unterdrückten König, und ein wenig Kampfgeschehen. Die Figuren wirken zum Teil wie Pappschablonen, die ihren Zweck erfüllen, weil sie auf dem kurzen Raum ungenügend charakterisiert werden, die Handlung ist überaus einfach vorauszusehen und mit der Reflexion über den "conflict between good and good, noble ideas broken even for a good cause" wird nicht tiefgehender als in der Äußerung des Autors über das Buch (aus der das Zitat entnommen wurde) der Zusammenhang zwischen Zweck und Mittel ergründet.


    Viel zu obeflächlich und penetrant will der Autor auf den unter 200 Seiten aufzeigen, dass Ungerechtigkeit nicht mit Ungerechtigkeit, Gewalt nicht mit Gewalt bekämpft werden muss, und kotrastiert etwas plump mit dem zwar sympathischen Revolutionsführer Florian, der allerdings nicht vor Gewalt zurückschreckt, und dem königlichen Leibarzt, der die Monarchie unter einem gutmeinenden König erhalten will. Zu offensichtlich wird hier eine Auffassung präsentiert, ohne den Leser selbst nachdenken zu lassen.


    So sehr es hier sein Ziel verfehlt hat, lässt sich dem Buch jedoch nicht die Spannung absprechen, die die junge Zielgruppe fesseln wird und auch mich davon abhielt, das Buch beiseite zu legen. Zu geschickt wird aus den Allerweltszutaten ein zwar nicht überragendes, aber doch zum Großteil stimmiges kleines Abenteuer geschaffen, das ungemein von etwas mehr Seiten und Details profitiert hätte.


    6/10 Pkt.


    Liebe Grüße,
    bartimaeus