Tod im Roman

  • Bei mir kommt es einerseits drauf an, wie sehr mir die Figur am Herzen liegt und andererseits, wie lange ich mich schon mit ihr beschäftigt habe. Kommt gleich zu Anfang jemand um, den ich gar nicht richtig ausgearbeitet habe, juckt mich das wenig. Kenne ich die Figur eine zeitlang, trifft es mich schon härter.
    In meinem letzten Krimi sterben die Leute wie die Fliegen, ohne dass mir das bei den meisten besonders an die Nieren ging. Aber als ich das letzte Sterben auf der allerletzen Seite beschrieb, hab ich beim Tippen Rotz und Wasser geheult. So verschieden kann das sein.


    Zitat

    Original von Vandam
    Es gibt literarische Todesfälle, die nehme ich den Autoren regelrecht übel. Da hat Elizabeth George lange vor dem entsprechenden Band angekündigt, dass eine ihrer Hauptfiguren aus den Lynley- und Havers-Krimis umkommen wird. Und dann bringt sie nur die zweitdümmste Kuh aus der Riege um. Ich bin heut noch sauer.


    :rofl :rofl :rofl :rofl


    Und wer ist die erstdümmste? Deborah? :chen

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Tod im Manuskript, das hatte für mich in jungen Jahren nicht wirklich eine Bedeutung.
    Aber in meinem letzten Manuskript ist mir bewusst geworden, was man damit so alles erreichen, beeinflussen und auch beenden kann.
    Nichts hasse ich mehr, als immer nur Blümchenhappyends zu lesen, oder wie knapp der Protagonist zum hundertsten Mal unversehrt einer Bedrohung entkommen ist, vorzugsweise gleich der ganze Trupp :rolleyes.
    Da muss ich dann Tom Recht geben, im normalen Leben sterben Personen doch schließlich auch.
    Aber es entscheidet schlußendlich jeder selber, wenn er/sie die Geschichte schreibt :-). Trotzdem sehr schön mal hier die unterschiedlichen Meinungen und Vorgehensweisen zu lesen.
    Lg Merrit

  • Zitat

    Original von Vandam
    Es gibt literarische Todesfälle, die nehme ich den Autoren regelrecht übel. Da hat Elizabeth George lange vor dem entsprechenden Band angekündigt, dass eine ihrer Hauptfiguren aus den Lynley- und Havers-Krimis umkommen wird. Und dann bringt sie nur die zweitdümmste Kuh aus der Riege um. Ich bin heut noch sauer.


    Ich hab irgendwie nicht wirklich verstanden, was dich sauer macht. :gruebel Dass der Tod so großartig angekündigt wird, und es dann gar kein so wichtiger Charakter ist???

  • :wave Ich bin auch eine fleißige Geschichtenschreiberin (Autorin!! ;-) !!) und das mit dem Tod ist da so eine Sache...


    An einer Geschichte an der ich fünf Jahre geschrieben habe :write hatte ich auch bei manchen meine Probleme damit sie "sterben zu lassen" ! Es stimmt wenn man richtig in die Geschichte reinwächst wird sowas schwierig. Auch wenn man weiß, dass man viel zu viel Personen in der Geschichte hat oder die jeweilige Person dann eine von "den Bösen" ist. Trotzdem ist es nicht gerade leicht.


    Aber nach ein paarmal durchlesen und nachdenken :gruebel klappts dann doch noch...

  • Zitat

    Passt jetzt vielleicht nicht wirklich zur Eingangsfrage, aber: Wieso findest du einen sinnlosen Tod so ärgerlich?


    Eine etwas verspätete Antwort, aber besser spät als nie:


    Sinnlos meinte ich in der Bedeutung von überflüssig, wirkungslos. Im Gegensatz zum Leben erzählen die meisten Bücher fiktive Geschichten, die möglichst unterhalten sollen. Folglich versuchen Autoren, Szenen und Handlungsstränge, die überlüssig oder reines Füllsel sind, zu vermeiden.


    Zum unnötigen Füllsel gehört meiner Meinung nach auch das Ableben von bestimmten Figuren. Wenn ein Autor beispielsweise eine Figur sterben lässt, damit er einen "Quotentoten" hat, weil er z.B. glaubt, dass dies der Handlung mehr Tiefe verleiht oder damit sich endlich etwas tut, halte ich dies eher für überflüssig. Ein sinnloser Tod also.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Um noch mal auf die Bösewichte zurückzukommen: Verhandlungen sind eine sehr gute Lösung, finde ich.
    Ansonsten sind Tote manchmal praktisch, um einen anderen Charakter etwas zu verdeutlichen, ihn zum Nachdenken anzuregen oder um einfach der Geschichte eine neue Wendung zu geben. Ebenso mit Verrätern...

  • Was für ein grässlicher Schreibtag.
    Ich habe heute zwei verdammt nette Menschen dahingemeuchelt und dabei einem meiner ohnehin schon arg gebeutelten Protagonisten jahrzehntelange Trauer und Wut aufgebürdet.
    Ich muss gestehen, dass ich mich gerade etwas durchgeschüttelt fühle. Am liebsten hätte ich die beiden verschont. Ging aber nicht, denn für Rache, die nach zwanzig Jahren noch lodert, braucht's einen verdammt starken Auslöser.


    So viel zum Tod in meinem jetzigen Roman.
    Dafür kann ich morgen zwei andere Figuren wieder zum Leben erwecken. Hat auch was :grin


    :wave SteffiB

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Ich muss gestehen, dass ich mich gerade etwas durchgeschüttelt fühle. Am liebsten hätte ich die beiden verschont. Ging aber nicht, denn für Rache, die nach zwanzig Jahren noch lodert, braucht's einen verdammt starken Auslöser.


    Zwanzig Jahre Rache ... ich hab mich gerade erst vor ein paar Tagen entschieden, mit einem Tod zu beginnen, der erstmal jahrelang ungesühnt bleibt, dann jahrelang zu rächen versucht wird und am Ende kommt der Bösewicht davon, weil der Rache-Engel beschließt, dass der es doch gar nicht wert ist.


    Hoffentlich lehne ich mich mit der "Moral" eines verjährten Rachegefühls, und dass andere Sachen wichtiger sind, nicht allzu weit aus dem Fenster ... :rolleyes

  • Zitat

    Original von Susanne Ruit.
    Das erinnert mich daran, wie wir bei einem Krimiprojekt im Grüppchen im Restraurant saßen. Genau in dem Moment, in dem das Essen kam, fragte jemand "Bringen wir jetzt den Banker oder den Firmenchef zuerst um?" :lache


    Das erinnert mich wiederum an ein Autorentreffen in Mannheim in einem Lokal (warst Du sicher auch dabei), als die Herrschaften am Nebentisch sehr ängstlich zu gucken anfingen, als ich eine Mitautorin fragte: "Ich möchte gern jemanden mit einem Dolch umbringen, aber nachher darf kein Blut auf meiner Kleidung sein. Hast Du da eine Idee?" :lache


    Mir fällt es immer sehr schwer, im Roman jemanden umzubringen. Aber manchmal weiß ich einfach ganz plötzlich: diese Person muss sterben, auch wenn sie dir noch so sehr am Herzen liegt. Und dann gibt es kein Zurück mehr. Dann muss ich da durch.

  • Nachdem ich bisher nur ein paar Nebenfiguren und einen wichtigeren Unsympathen um die Ecke gebracht habe, schreibe ich langsam auf das Ende des aktuellen Buchs zu, wo der Tod eines sehr liebgewonnenen Protagonisten auf mich lauert. Ganz ehrlich, mir graut jetzt schon davor, ihn sterben lassen zu müssen. Ist aber unvermeidlich. :-(

  • Ich mag es als Leser nicht, wenn eine Figur stirbt, die ich gern habe.
    Darum überlege ich als Autorin mehrmals bevor ich eine positive Figur sterben lasse, die den Leser durch viele Seiten des Abenteuers begleitet hat.


    Ein Beispiel eines Todes, den ich als Filmzuschauer absolut feige fand (vom Drehbuchautor) war der im Conan Film, als seine kämpfende Begleiterin (Name entfallen) sterben musste. Nur damit er sich kurz danach dieser nutzlosen dummen Jungfrau in Not um den Hals werfen konnte und es keinen Konflikt zwischen den beiden Frauen gab.


    Und da gab es vor Jahren dieses Fantasybuch (wer den Titel kennt, bitte melden) wo ein Zwerg und eine Barbarin (oder war es eine Elfe? jedenfalls war sie größer als er) losgezogen sind, um eine Aufgabe zu lösen, sich eine Liebesgeschichte entwickelte und die Frau kurz vor Ende höchst traurig in seinen Armen starb. Ich verzeihe meiner Schwester nie, dass sie mir das verheimlichte, als sie mir das Buch mit Leseempfehlung überreichte. Mir hat die Liebesgeschichte so gut gefallen, und dann macht der Autor sie so kaputt. Ich habe das Buch nicht zu Ende gelesen.


    Was ich auch nicht mag als Leser sind Tode als PR-Masche. "Es wird jemand sterben" - als Werbung für einen Band einer Reihe, nur damit mehr Spannung aufkommt. Das ist so ein Tod, der vor Erscheinen des Buches den Beigeschmack bekommt, nur Werbemittel aber sonst nutzlos zu sein.

  • Ich mag es auch nicht, wenn ich ein Buch lese und dann eine nette Person stirbt... Wenn es sozusagen "der oder die Böse" ist, dann: Gut so! Aber wenn es z.B. ein Familienmidglid der Hauptfigur ist, finde ich es schon schade... Aber für mich steht eines fest: Wenn es eine Liebesgeschichte ist und die eine auptfigur stirbt, lege ich das Buch immer aus der Hand! Ich kann sowas nicht haben, da muss ich immer weinen.... Aber manchmal ist es ja auch wichtig, dass eine "nette" Figur stirbt! Denn es wäre ja auch langweilig, wenn ALLES immer gut gehen würde.... ;-)


    Liebe Grüsse M.T

    What would you do if the man you love is your enemy?
    If all his friends were against you?
    :lesend Das kann ich leider nicht sagen, da ich nie länger als einen Tag an einem Buch habe... :grin

  • Ich habe während "The green Mile" Rotz und Wasser geheult. Ich habe eine derartige Bindung zur Hauptfigur aufgebaut, dass ich mich kaum mehr beruhigen konnte.
    Ich glaube, es kommt auf das persönliche Befinden an. Und wie sehr einem eine Figur ans Herz wächst.


    Bei "P.S. ich liebe dich" habe ich nicht eine einzige Träne vergossen. Und auch kein weiteres Buch der Autorin gelesen.


    Der Schluss von "die Bücherdiebin" war auch sehr schlimm und tagelang danach hatte ich noch Pipi in den Augen.


    "Das Hotel New Hampshire" ebenso. Der Selbstmord der jüngsten hat mich in ein Tränental gestürzt. Obwohl in dem Buch ja laufend Menschen sterben.


    Ruhrmaus

  • In der Reihe von Lara Adrian sterben ja auch öfters hauptfiguren... das finde cih so traurig! Aber irgendwie... na ja, irgendwie lässt das die Geschichte dann reallistischer erscheinen. Denn im echten Leben sterben die Menschen ja auch....

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    :lesend Das kann ich leider nicht sagen, da ich nie länger als einen Tag an einem Buch habe... :grin

  • Ich persönlich liebe traurig dramatische Bücher. Bücher, die mich gut unterhalten sind toll - aber wirklich unvergesslich werden für mich nur jene, bei denen ich Rotz & Wasser heule.


    Daher kommt es in meinen Manuskripten auch ab und an zu Todesfällen. Nachdem ich in meinem ersten Manuskript eine Figut habe sterben lassen, die nicht nur Protagonistin, Antagonistin, Hass- und Mitfühl-Figur zugleich war - und nebenbei noch von allen Charakteren die größte Entwicklung durchgemacht hat -, sondern auch meine absolute Lieblingsfigur aller meiner bisher geschaffenen Charaktere UND die Geliebte meines Helden ...
    ... sollte mich eigentlich nichts mehr schocken können.


    Andererseits wäre es gelogen, zu sagen, dass ich das professionell kühl sehen kann. Ich kann die Sterbeszenen selbst nicht lesen, ohne dass ich diese elende Schwermut im Magen drücken fühle.
    Das mag kindisch und albern scheinen - aber ich traure. Ja.


    Mein nächster "Sterbefall" ist zwar "nur" ein Nebencharakter, aber einer meiner liebsten (meine Lieblingscharaktere leben immer gefährlich). Leider ist es für den Plot unabdingbar, zudem braucht eine gute Buchreihe (Trilogie) für mich auch einen schmerzhaften Verlust.
    Bücher von Autoren, bei denen von Anfang an klar ist, dass immer alle Hauptfiguren ihr Happy End bekommen, langweilen mich.


    LG Jenny

  • Ich sollte in meinen Büchern wohl auch mal jemanden sterben lassen.... aber ich kans nicht!!! :cry Ich müsste selbst sosehr weinen, dass ich ihn dann durch irgend ein Wunder retten würde! Aber ich sollts doch mal versuchen....

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    :lesend Das kann ich leider nicht sagen, da ich nie länger als einen Tag an einem Buch habe... :grin