Titel: Elsas Blaubeeren
Autorin: Marion Boginski
Verlag: Aufbau Verlag (Februar 2009)
ISBN: 978-3351032616
€ 18,95
Kurzbeschreibung
Üppige Familienlegenden rankten sich um das Haus der Großeltern, denn gleich nach Kriegsende hatte man eine Mauer um die Siedlung gezogen und russische Offiziersfamilien dort einquartiert. So war es doppelt unerreichbar, ein Sehnsuchtsort, besonders für die jüngere der beiden Schwestern. Nach dem Mauerfall erhält die Familie das Haus völlig heruntergekommen zurück. Zwar zieht die große Schwester ein, aber jedes Mal wenn die jüngere von einem Mann verlassen wird, sucht sie dort für genau zweieinhalb Tage Zuflucht. Als sie Heiligabend wieder heulend vor der Tür steht, ist auch der Schwager verschwunden. Diesmal bleibt sie länger, stupst die Schwester ins Leben zurück und nimmt dabei mehr und mehr von dem Haus Besitz. Eine Geschichte von ansteckender Lebenslust, in der am Ende aufgegessen wird, was bestimmt war, aufgegessen zu werden.
Über die Autorin
Marion Boginski wurde 1959 geboren. Sie lebt in Eberswalde. Bisher veröffentlichte sie Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien. 2008 erhielt sie den Ehm-Welk-Literaturpreis.
Meine Meinung:
Und wieder einmal ist etwas schief gegangen in einer der vielen Liebesbeziehungen der Ich-Erzählerin. Und wieder einmal sucht sie Zuflucht bei ihrer Schwester im ehemaligen Russenhaus, das nach neunundvierzig Jahren wieder der Familie gehört - mit all seinen unzähligen Geschichten.
Clara läßt ihre Schwester bleiben, wie immer zweieinhalb Tage.
Doch dieses Mal wird aus der sonst üblichen Zeit mehr, denn ganz schnell stellt sich heraus dass Hannes, Claras Mann abhanden gekommen ist. Ohne ein Wort hat er seine Anteile an der Firma verkauft und ist einfach verschwunden. Also bleibt die Protagonistin mit ihrem pubertierenden Sohn, dessen Wortschatz aus "Ja" und "Nein" und "Manchmal" und "Vielleicht" zu bestehen scheint und kümmert sich fortan um ihre Schwester. Auch wenn diese sich zunächst dagegen sperrt.
Einmal in der Woche besuchen die beiden Schwestern die Mutter im Pflegeheim und einmal im Monat treffen sie sich dort mit den Heimbewohnern zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel.
"Als wir am Abend zu unserer Mutter fuhren, mit all dem Staub des Tages auf und in uns, und ihr das Blaubeerglas zeigten (1938 eingekocht!!!), drückte sie es an sich, als wäre es ein Neugeborenes, was es in gewissem Sinn auch war, und sagte: Ein Familienerbe, wir haben ein Familienerbe."
Und so erzählt die Ich-Erzählerin die Geschichte ihrer "personenarmen Familie" die nach neunundvierzig Jahren das Haus zurückbekommt das Oma Elsa und Opa Richard mit eigenen Händen erbaut hatten.
Elsas Blaubeeren ist für mich ein versöhnliches und warmherziges, ein humorvolles und originelles Buch, das einfach gute Laune macht und bekommt deshalb von mir 9 Punkte.