Die Caravaggio-Verschwörung - Nicole C. Vosseler

  • Kurzbeschreibung:


    Caterina und Riccardo sind ein heimliches Liebespaar. Als Riccardo in die Dienste des berühmt-berüchtigten Malers Caravaggio treten muss, flieht Caterina von zu Hause und schließt sich den beiden an. Und schon bald müssen Caterina und Riccardo erkennen, dass nicht die buntschillernde Welt eines begnadeten Künstlers auf sie wartet, son-dern Verrat und tödliche Intrigen.



    Über die Autorin:


    Nicole Vosseler stammt aus Villingen-Schwenningen. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz. Sie lebt und arbeitet in Konstanz.



    Meine Meinung:


    In ihrem zweiten historischen Jugendroman führt Nicole C. Vosseler ihre Leser nach Italien, genauer Neapel und Rom, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Tragende Figuren sind dabei Riccardo und Caterina. Riccardo ein Junge aus ärmlichen Verhältnissen, der durch einen Wink des Schicksals in die Dienste des Malers Caravaggio gerät. Caterina, Tochter eines wohlhabenden Gewürzhändlers, die von ihrem Vater verheiratet werden soll, sich aber bei den Festlichkeiten rund um San Gennaro in Riccardo verliebt und von nun an jede Gelegenheit nutzt, um sich aus dem väterlichen Palazzo zu schleichen, um ein anderes Leben zu erkunden.


    Auch wenn die tragenden Figuren die beiden Jugendlichen sind, so ist doch die eigentliche Hauptfigur Michele Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio. Wie ein dunkler Schatten liegt sein Charakter über der Handlung. Er bleibt über den gesamten Verlauf des Buches eine zwiegespaltene Figur. Schon im Prolog erfahren die Leser vom Ereignis, das sein Leben ändern wird, als ein Adeliger im Duell mit Caravaggio sein Leben lässt und dieser Rom verlassen muss. Die Leser lernen zuerst einen aggressiven, cholerischen, verrufenen Menschen kennen. Erst nach und nach verliert sich das Bild der Gerüchte, wenn sich die Leser durch die Augen von Riccardo und Caterina ihr eigenes Bild von Caravaggio machen können.


    Aber nicht nur der Mensch selbst, sondern auch seine Werke nehmen eine Hauptrolle ein. Wortgewaltig werden die Pinselstriche des Künstlers auf Papier beschrieben und eröffnen einen Zugang zu seinen Bildern. Wer bis jetzt noch nicht die Homepage von Nicole C. Vosseler in seinen Favoriten abgespeichert hat, sollte dies vor dem Lesen unbedingt tun. Man wird diese Seite während dem Lesen einige Male aufrufen wollen, wo als Bonusmaterial die im Buch beschriebenen Gemälde mit weiterführenden Hinweisen, abgebildet werden.


    Mit klarer Sprache wird so das 17. Jahrhundert lebendig. Nicole C. Vosseler unterfordert ihre jungen Leser jedoch nicht. Mit einem Stil, bei dem jedes Wort sitzt, schafft sie es ihre Figuren genau zu schildern und auch die Umstände der Zeit ansprechend festzuhalten. Gerade diese Mischung aus einer klaren Sprache und einem reichhaltigen Wortschatz macht dieses Buch für mich zu einem idealen Jugendroman, indem neben vielen wissenswerten Informationen zur Malerei und der Zeit, auch die Gesellschaft und die erste Liebe von Riccardo und Caterina für Jugendliche ansprechend dargestellt werden.


    Dem Gefühl nach, würde ich jetzt also auch im letzten Absatz in Lobeshymnen fortfahren, aber letztlich hat sich diesmal – im Vergleich zum Haus der Spione/jüngste Spion der Königin – doch ein Kritikpunkt eingeschlichen. An wenigen Stellen erschienen mir die Gedanken und Empfindungen zu modern. Auch wenn es nur selten vorkommt und ich über das Empfinden aus den Menschen des 17. Jhs. bestenfalls spekulieren kann, lief mir dadurch manches zu glatt, auch wenn dies nicht wesentlich in die Haupthandlung eingegriffen hat.


    Daher ein rundum gelungener historischer Jugendroman, der spannend unterhaltet und neue Welten eröffnet. Ich bin von diesem Buch begeistert.



    .

  • @ taciturus


    Die allererste Rezi zu einem neu erschienen Buch erwarte ich immer unter besonders heftigem gedanklichen Nägelkauen, so auch bei diesem.
    Ich hatte so sehr gehofft, dass Dir das Buch gefallen würde - aber Deine Rezi dazu hat mich wirklich überwältigt.


    Du hast so viel Schönes über das Buch hier niedergeschrieben, so Vieles, von dem ich mir gewünscht habe, dass jemand das mal über dieses Buch sagen würde - dafür vielen Dank von mir! :-)


    Zitat

    Original von taciturus
    An wenigen Stellen erschienen mir die Gedanken und Empfindungen zu modern. Auch wenn es nur selten vorkommt und ich über das Empfinden aus den Menschen des 17. Jhs. bestenfalls spekulieren kann, lief mir dadurch manches zu glatt, auch wenn dies nicht wesentlich in die Haupthandlung eingegriffen hat.


    Da wäre ich doch zu neugierig, welche das waren - magst Du nicht als Zaungast an der Leserunde teilnehmen? :wave


    Autorenherz-selige Grüße!



    @ twin


    Zitat

    Original von twin
    Meins ist heute angekommen und schon von der Aufmachung so schön *schwärm*.


    *freu* :-]

  • Als Zaungast werd ich wahrscheinlich zumindestens mitlesen, weil ich natürlich gespannt bin, wie die anderen das Buch lesen werden. Aber zu der Stelle, kann ich ja bereits etwas spoilern:



    Die zweite für mich etwas wakeklige Stelle, hat sich erst im nachhinein enttarnt. Als Riccardo Lehrling bei Caravaggio wird und die seine Verfolger mit der Begründung niemand anderen schaden zu dürfen, nicht eingreifen. Einerseits hätte es hier wohl andere Mittel gegeben, wie sie mit geringen Schaden für Riccardo, Caravaggio eine Falle hätten stellen können - wobei ich diese Erklärung an der Stelle geschluckt habe. Andererseits ist das Haupt der Verschwörung am Ende nicht zimperlich. Ich gebe schon zu, dann in einer für ihn wohl ausweglosen Situation, wenn es zum Kräftemessen mit dem Oberhaupt kommt, aber er hätte sich auch gar nicht in diese einlassen müssen, wenn er wirklich so sehr auf Schadensminimierung bedacht war.

  • @ taciturus


    Dankeschön - ich verstehe sehr gut, was Du meinst!
    Es wäre super, wenn Du diese Punkte zur Leserunde beisteuern würdest. :-]


    (ich hatte eigentlich vorgehabt, Dir jetzt schon was dazu zu schreiben, aber ich hab gemerkt, dass der Caravaggio derzeit sehr weit weg für mich ist; ich stecke momentan mit einem gehörigen Tunnelblick bis über beide Ohren in einer ganz anderen Geschichte, die mich ziemlich fordert. Ich hoffe, Du kannst mir das nachsehen... Spätestens wenn ich den Sansibar-Brocken bewältigt habe, schreib ich was dazu :wave)


    EDIT:


    Sodele, nachdem ich am Wochenende in einer Ausstellung war, die zwar kaum etwas mit Caravaggio zu tun hatte, mir aber tüchtig das Gehirn durchgepustet hat, möchte ich doch noch ein paar Gedanken zu Deinen Anmerkungen posten…
    (mein schlechtes Gewissen, das so lange rausgeschoben zu haben, hat mich doch tüchtig geplagt)


    Zitat

    Original von taciturus
    An wenigen Stellen erschienen mir die Gedanken und Empfindungen zu modern. Auch wenn es nur selten vorkommt und ich über das Empfinden aus den Menschen des 17. Jhs. bestenfalls spekulieren kann, lief mir dadurch manches zu glatt, auch wenn dies nicht wesentlich in die Haupthandlung eingegriffen hat.


    Ich selbst finde Caravaggios Zeit relativ schwer zu fassen.
    Die Recherchen zum Hintergrund (das zersplitterte Italien in den entsprechenden Jahren) glichen einem Riesenpuzzle, dessen einzelnen Teile mühselig zusammenzuklauben waren – und die dann zwar passten, aber kein einheitliches Bild zeigten; etliche fehlten ganz, blieben unauffindbar.


    Was sich jedoch im Lauf der Zeit erkennen ließ: wie sehr im Umbruch jene Jahre waren, im Spannungsfeld zwischen Aufbruch in modernere Zeiten (wie er sich z.B. in der Entwicklung der Wissenschaft darstellte) und einer starken konservativen Strömung, die teilweise einen massiven Rückschritt bedeutete (die Gegenreformation). Es war nicht mehr ganz Renaissance, aber auch noch nicht das, was wir heute als Barock bezeichnen, eine widersprüchliche, nachgerade chaotische Zeit, in der vieles erstaunlich modern war und mindestens ebenso vieles noch (oder wieder) erschreckend altmodisch.


    Mein Eindruck von den Menschen jener Zeit – zumindest in den Regionen, in denen der Roman angesiedelt ist und mit denen ich mich beschäftigt habe - war ein ganz ähnlicher: zerrissen zwischen Althergebrachtem und neuen Einsichten. Einerseits engstirnigen Konventionen verhaftet, andererseits willens und fähig, sich davon zu lösen. Oder sie entschieden sich für den umgekehrten Weg, vom freidenkerischen, unkonventionellen Leben hin zum braven Bürger (wie das Beispiel Mario Minniti zeigt – und das zeigt vor allem auch, wie flexibel die Gesellschaft sein konnte).



    Ich bin auch davon überzeugt, dass Federico di Salerno nicht die Entwicklung durchgemacht hätte wie geschildert, wäre die Familiensituation eine andere gewesen. Hätte Caterinas Mutter noch gelebt oder ihre Geschwister – dann wäre sicher alles ganz anders gekommen, auch im Inneren Federicos. Mag’s auch ein Klischee sein – es gehört für mich zu den Klischees, die halt einfach wahr sind: der Familiensinn der Italiener ist im Ernstfall nicht zu unterschätzen…


    Diese Vater-Tochter-Beziehung mit allen Missverständnissen, Aneinandervorbeireden, Kämpfen und doch Einander-Lieben, mit Sehnsucht und Fehlereinsicht – die ist für mich ziemlich zeitlos.
    Aber ich gebe zu, dass der dringende persönliche Wunsch dabei Pate stand, dass der Handlungsfaden um Federico ein gutes, versöhnliches Ende nehmen würde – auch wenn ich mir selbst grausam vorkam, ihn fünf Jahre ohne Nachricht zu lassen.


    Was nonna angeht: ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, ob sie Caterina deshalb ermutigt hat, weil sie an einem Punkt in ihrem Leben angelangt war, an dem nur noch die wirklich wichtigen Dinge im Leben zählen – wie eben die Liebe. Oder ob sie deshalb so reagiert hat, weil sie etwas dachte wie: „Mach ruhig, Mädel, versuch’s, sammel deine Erfahrungen – wer weiß, wann du auf den Ernst des Lebens prallen magst.“ Mir persönlich gefällt die erste Alternative besser, aber ich kann mir durchaus auch die zweite vorstellen. (Ich find’s selber immer aufs Neue verblüffend, wenn ich einen Romancharakter nicht bis in jeden Winkel seines Seins ausloten kann, wenn einzelne Facetten für mich rätselhaft bleiben.)


    Der Hintergrund zu Deiner zweiten Anmerkung ist wesentlich komplexer und hat fast nur mit den bekannten Fakten um Caravaggio zu tun bzw. mit den rätselhaften Lücken dazwischen.


    Angenommen, Caravaggios Fluchthelfer aus der Guva und von Malta war tatsächlich derjenige, den ich im Roman angebe (und dafür spricht Einiges) – was hätte das für diesen bedeutet, wäre das je ans Licht gekommen?
    Weiterhin angenommen, der Mordanschlag (der offenbar gut vorbereitet war; alles deutet auf eine wirkliche Falle hin) hinge auch mit eben dieser Flucht zusammen, mit der Zeit auf Malta? Auch dafür spricht Einiges.
    Aber was könnte der Grund gewesen sein? Eine Fehde? Was uns wieder zu den Rittern und der mysteriösen Flucht aus der Guva bringt…
    Eine Sache, rein unter Rittern, Caravaggio gegen einen mächtigen Feind - das wäre eine mögliche Erklärung für das Ereignis in jener Oktobernacht vor der Locanda del Cerriglio.


    Von dieser Mischung aus Fakten und Wahrscheinlichkeiten ausgehend habe ich mir im Hinblick auf das Finale dann folgende Fragen gestellt:


    Was wäre gewesen, hätte dieser Feind herausgefunden, wer Caravaggio zur Flucht verhalf?
    Was stünde dann auf dem Spiel – für beide Seiten?
    Und wie viel wäre dann das Leben zweier Unbeteiligter wert, die zwischen diese Fronten geraten – auch aus der Perspektive beider Seiten?
    Welche Bedeutung bekommen diese Unbeteiligten – auch für beide Seiten?


    Auf dieser Basis erschien mir das Verhalten des Bösewichts plausibel - aber ich kann nachvollziehen, dass Dir eine andere Lösung besser gefallen hätte. :-)


    Ich hoff auf ganz viele solche Diskussionen in der Leserunde! :wave

  • Meine Meinung:
    Der Maler Michele Michelangelo Merisi, Caravaggio genannt, muss im Jahr 1606 überstürzt Rom verlassen, da er im Duell einen Adeligen getötet hat. Über Caravaggio wird die Todesstrafe verhängt, er ist somit vogelfrei.


    Seine gefahrenreiche Flucht führt ihn über Malta und Sizilien nach Neapel. Dort leben die 14-jährige Caterina und der ein Jahr ältere Riccardo. Caterina di Salerno, Tochter eines wohlhabenden Gewürzhändlers, und der aus ärmsten Verhältnissen stammende Riccardo sind ein heimliches Liebespaar.


    1609 kreuzen sich ihre Wege mit dem von Caravaggio als Riccardo, der als Aushilfe in einer Taverne arbeitet, vom Wirt praktisch an den Maler „verhökert“ wird.
    Riccardo wird Caravaggios Gehilfe. Als die Lage für diesen in Neapel brenzlig wird und sein Todesurteil in Rom aufgehoben zu werden scheint, will Caravaggio nach Rom zurück. Neben Riccardo begleitet ihn auch Caterina, die so auch einer Verheiratung mit dem wohlhabenden Marchese di Polignano entgehen möchte. Die Drei können beim Verlassen von Neapel nicht ahnen, welche Gefahren und Turbulenzen sie auf ihrer Reise erwartet.


    Nicole C. Vosseler hat in diesem Jugendroman gekonnt historische Fakten von Anfang des 17. Jahrhunderts, Fakten von Leben und Werk Caravaggios mit einer fiktiven Geschichte verwoben.


    Caravaggio lernt man als impulsiven, unbeherrschten und leicht reizbaren Menschen kennen, der schnell handgreiflich wird, sich dadurch mit Vielen überwirft und einen ausnehmend schlechten Ruf genießt. Aber durch die Augen von Riccardo und Caterina lernt man auch eine andere Seite des Malers kennen, der für Riccardo fast eine Vaterrolle einnimmt.
    Interessant zu lesen ist auch das, was die Autorin zu den Werken Caravaggios schreibt. Wenn er malte war er wild, wie besessen setzte er Farben und Pinsel ein.Er lebte seine Kunst. Erstaunlich auch, dass er für seine Heiligenbilder, die damals sehr begehrt waren, als Modelle häufig Menschen von der Straße oder Menschen, die ihn umgaben, nahm.
    Dies alles fließt in die Geschichte ein, die auch eine Geschichte über die Liebe des ungleichen jungen Paares Caterina und Riccardo ist.


    Nicole C. Vosseler schreibt sehr wortgewandt und bildhaft. Durch diese Lebendigkeit fühlt man sich ins 17. Jahrhundert versetzt und fiebert mit den Hauptprotagonisten mit. Zum Ende hin wird es so spannend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.


    Mit diesem Buch hat die Autorin einen anspruchsvollen historischen Jugendroman geschrieben, der auch sehr gut für Erwachsene lesbar ist.



    @ Nicole: im Schreiben von Rezis bin ich nicht so gut. Oft kann ich das, was ich sagen will schwer rüberbringen. Aber ich hatte wirklich wunderschöne Lesestunden mit deinem Buch. Caterina und Riccardo sind mir so ans Herz gewachsen, aber auch nonna und andere. Ich habe wirklich mit ihnen gefiebert. Vielen Dank dafür :anbet.


    Und deine HP ist echt klasse :fingerhoch.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • @ twin


    Ich hab zu danken für Deine Rezi - sehr sogar!
    Für mich hat sie jede Menge rübergebracht, an Eindrücken, Gefühlen und Gedanken zum Buch. Danke, das bedeutet mir sehr viel! :knuddel1


    (Das Lob für die Website reiche ich an meinen Webmaster weiter, der das alles umgesetzt hat, was ich mir dafür ausgedacht, geschreibselt und zusammengesammelt hab :-) )

  • taciturus und twin haben ja wirlich sooo tolle Rezis geschrieben, das geht gar nicht mehr zum Toppen.


    Ich habe mich nicht bis zur Leserunde gedulden können, irgendwas hat mich an diesem Buch angesprochen und ich mußte es jetzt gleich sofort lesen und habe es in zwei Tagen verschlungen.


    Nicole, es war ein reines Vergnügen. Bei beiden Rezis kann ich nichts hinzufügen.


    Von mir 10 Punkte

  • Was soll ich noch sagen, was noch nicht gesagt wäre?
    Was könnte ich noch anfügen, was ich noch nicht in der Leserunde gesagt hätte?
    Im Grunde nichts, und das hängt nicht im Mindesten damit zusammen, dass ich die "Drumherumgeschichte" eventuell nicht mögen würde. Ich mag sie sogar sehr, auch wenn sie mir stellenweise ein wenig zu rasch ging und zu viel passierte. Ich würde gerne bei Caterina und Riccardo einkaufen, wenn sie ihr eigenes Kontor haben, ich hätte gerne eine Nonna wie diese, ich hätte gerne Caterinas Vater und Riccardos Mutter geströstet und ja, auch das, ich hätte gerne Radolovich malträtiert.


    Aber dieser Aspekt, die "Drumherumgeschichte", ist für mich eindeutig in den Hintergrund getreten, weil da eben dieser eine Mensch eine Rolle spielte, dessen Werk mich so überwältigt hat, mich immer noch so gefangen nimmt, dass ich beim Schauen Stunden zubringen kann: Caravaggio. Allein dieser Name ist Musik für mich, dunkel und ein bisschen geheimnisvoll und immer ist da auch diese unendliche Traurigkeit, diese Spur von Einsamkeit, die vielleicht auch den Menschen hinter dem Namen ausmacht. Den Maler liebe ich zu sehr, um den Menschen nicht achten zu können - wobei eine Frage für mich immer bleiben wird: War er wirklich so, wie er geschildert wurde? Oder wurde da nicht hin und wieder auch etwas dazu getan, weil man vielleicht sein eigenes Handeln zu rechtfertigen hatte? Wir werden es wohl niemals wissen.
    Was bleibt, ist sein Werk, und was auch bleiben wird, ist meine Verehrung und meine Dankbarkeit dafür.
    Was ebenfalls bleibt, ist mein tiefer Dank für dieses Buch.

  • Nach euren Rezis weiss ich gar nicht mehr, was ich noch schreiben könnte.
    Gefallen hat mir das Buch, auch wenn ich mehr das Gefühl hatte Caterinas und Riccardos Geschichte zu lesen. Caravaggio war für mich mehr der Rahmengeber, der das Leben der beiden mit Abenteuern gefüllt hat, ohne es selbst so zu beabsichtigen.


    Die Sprache hat mir ausgesprochen gut gefallen, ich konnte Neapel vor mir sehen, obwohl ich es nicht kenne und Rom und Valetta wurden mir zurück ins Gedächtnis gerufen (wobei ich letztens auch zufällig meine Malta-Bilder wiederendeckt hatte...)


    Alles in allem hat das Buch gehalten, was der Name der Autorin versprochen hat: Gute Unterhaltung gemischt mit historischem Wissen, das ich mir hier wieder aneignen konnte

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen und es hat mir (wie immer) gut gefallen. Einzig die Tatsache, daß mir Caravaggio zu sehr der "heimliche Star" des Buches war, hat das Lesevergnügen etwas getrübt. Ansonsten kann ich eigentlich nur wiederholen, was ich in jede Rezi zu Nicoles Büchern schreibe: die Handlung war spannend und abwechslungsreich sowie die Geschichte sorgfältig recherchiert.


    Obwohl mir der Handlungsort besser liegt als England in ihrem vorherigen Jugendbuch, wird es wird nicht mein Liebling werden. Aber ich muß auch einräumen: ich meckere hier auf hohem Niveau und trotz meiner Kritik ist das Buch immer noch um Klassen besser als das Gros der anderen Bücher in dieser Sparte.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • @ Lipperin, streifi und grottenolm


    Vielen, vielen Dank für eure Rezis hier, für Lob und Kritik und dass ihr in der Leserunde mit dabei wart! :knuddel1
    Ich freu mich sehr, dass ihr schöne Stunden mit dem Buch hattet. :-)

  • Nicole C. Vosseler hat unter der Tarnbezeichnung Jugendbuch einen klassischen historischen Roman über eine umstrittene und zerissene Persönlichkeit - den Maler Michelangelo Merisi genannt Caravaggio geschreiben. Das Buch ist kein Jugendbuch mit Zielgruppe, sondern ist in einer klar verständlichen Sprache für alle Altersgruppen lesbar und empfehlenswert.


    Zwei Jugendliche aus zwei (gesellschaftlichen) Welten finden zueinander und geraten in den Bann der faszinierenden und schillernde Persönlichkeit des Malers in einer Zeit der Gegensätze und des Umbruchs zwischen Tradition und Unsicherheit, Reformation und Gegenreformation, Renaissancekunst und deren Überwindung im entstehenden Barock.


    Die Kunst ist wichtig für die Mächtigen, den mit ihr ist man der Lage Seelen zu fangen und drum wird der Künstler zum Spielball der Mächte und letztlich zwischen Mächtigen zerrieben, doch vom Künstler bleibt sein Werk- lange nachdem die Mächtigen, die im Leben viel Staub aufwirbelten selbst zu Staub geworden sind.

  • TOLL! Genau richtig für ein kaltes, vorwinterliches Wochenende, wo man Zeit zum lesen hat. Nicole C. Vosseler ist wieder da, so charmant, so intelligent, so ehrlich und unterhaltsam wie in ihren vorhergehenden Romanen, die ich von ihr gelesen habe. Und wie ´zuvor begegnen uns zahlreiche historische Persönlichkeiten, allen voran Alof de Wignacourt, dessen genaue Rolle in der Verschwörung ungeklärt bleibt, und natürlich vor allem Michelangelo "Michele" Merisi da Caravaggio, der es als Emporkömmling weit gebracht hat und nun im Visier der Verschwörer steht. Wieder versteht es Nicole C. Vosseler , durch liebevoll gezeichnete Figuren und eine spannende Handlung zu fesseln. Ein ausführliches Glossar auf ihrer Webseite erleichtert den Einstieg in die Welt von Caterina und Riccardo, die obwohl erfunden, eine nicht unwichtige Rolle in ihrem Roman übernehmen.


    Herzlichen Dank an Nicole, dass sie uns bei dieser Leserunde begleitet hat und dafür, dass sie mich und uns zu den Schauplätzen von Carravaggios faszinierenden Leben entführt hat. :anbet

    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

  • Neapel 1609. Caterina und Riccardo lieben sich. Eine Liebe, die nicht sein darf, denn beide gehören unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Während Caterina nach einer Möglichkeit sucht, die Standesunterschiede zu überwinden, und Riccardo gesellschaftsfähig zu machen, hat ihr Vater schon andere Pläne mit ihr. Riccardo higegen gerät durch widrige Umstände in den Haushalt des unberechenbaren und aufbrausenden Malers Caravaggio. Sieht es zunächst so aus, als kämen Caterina und Riccardo durch diese Verbindung vom Regen in die Traufe, entwickelt sich zwischen den dreien bald so etwas wie eine Freundschaft, die auf so manch harte Probe gestellt wird.


    Nicole C. Vosselers zweiter Jugendroman verflicht die Lebensgeschichte des Malers Caravaggio mit der fiktiven Lebensgeschichte von Caterina und Riccardo, einem Liebespaar, das seine Liebe nicht offen ausleben darf. Die Freundschaft zum Maler Caravaggio erweist sich als Fluch und Segen zugleich, da durch dessen aufbrausende Art bisweilen brenzlige Situationen entstehen, die es zu meistern gilt, andererseits aber der Maler für eine gewisse Beständigkeit steht auf die sich das Liebespaar verlassen kann. Während zunächst die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, rückt im Verlauf der Geschichte der Maler Caravaggio, der ab einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens zur Fluch gezwungen war, ein wenig in den Vordergrund. Welche Umstände hinter dieser Flucht stecken, versuchen Caterina und Riccardo während der ganzen Geschichte herauszufinden. Dabei geraten auch sie in so manch gefährliche Situation.


    Nicole C. Vosseler fesselt auch in ihren Jugendbüchern mit einem Erzählstil, der es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Ich hatte das Glück, es während meines Urlaubs lesen zu können, sodass ich für die Lektüre nur wenige ungestörte Stunden gebraucht habe. Auch wenn Caravaggio im Verlauf der Geschichte ein wenig in den Vordergrund rückt, ist die Geschichte um Caterina und Riccardo doch eindeutig der Schwerpunkt dieses Buches und wird damit der eigentlichen Zielgruppe dieses Buches völlig gerecht. Für den erwachsenen Leser, der gerne noch mehr über Caravaggio erfahren hätte, mag das bedauerlich sein, aber wenn ich mir überlege, was mich als 15jährige an einem Buch interessiert hat, dann wohl nicht unbedingt ein Maler, der schon viele hundert Jahre tot ist. In dem Alter habe ich lieber über die erste Liebe gelesen, die sich hier wie ein roter Faden sensibel durchs Buch zieht.


    Nicole C. Vosseler schildert glaubhaft die Gefühle vom Erwachsen werden, den Schwierigkeiten, die damit einher gehen, vom Entdecken der körperlichen Liebe, der Übernahme von Verantwortung und den damit verbundenen Konsequenzen, ebenso das Erleben und den Umgang mit dem Tod. Das sind Szenen, die auch den erwachsenen Leser nicht kalt lassen, ihn anrühren und ihn nachdenken lassen.


    Dieses Buch mag nicht ganz so poetisch und bildhaft sein wie die Bücher für Nicole Vosselers erwachsene Leser, es schlägt einen leiseren Ton an, aber es nimmt einen trotzdem mit auf eine Reise zu den Erinnerungen an das eigene Erwachsen werden.