Inhalt (Klappentext frei nach Amazon):
Dies ist ein weiterer Roman um den Restaurator und Mossad-Killer Gabriel Allon.
Sechs Monate nach den dramatischen Ereignissen in Moscow Rules ist Gabriel nach Italien zurückgekehrt, um die Flitterwochen mit seiner neuen Frau Chiara fortzusetzen und ein Altargemälde aus dem 17.Jahrhundert für den Vatikan zu restaurieren.
Doch seine Idylle wird einmal mehr erschüttert durch schockierende Neuigkeiten aus London. Der Überläufer und ehemalige russische Geheimdienstoffizier Grigori Bulganov, der Gabriel in Moskau das Leben rettete, ist spurlos verschwunden. Der britische Geheimdienst glaubt, dass er die ganze Zeit ein Doppelagent war, doch Gabriel weiß es besser. Und er weiß auch, dass er ein Versprechen gegeben hat.
Weißt Du, was wir mit Verrätern tun, Gabriel? Viele Dinge in Russland haben sich geändert mit dem Sturz des Kommunismus. Doch die Strafe für Verrat ist die gleiche geblieben. Versprich mir eines, Gabriel. Versprich mir, dass ich nicht in einem namenlosen Grab enden werde.
In den Tagen darauf finden sich Gabriel und sein Team in einem tödlichen Nervenspiel mit einem der mächtigsten und rücksichtslosesten Männer der Welt: dem mörderischen russischen Oligarchen und Waffenhändler Ivan Kharkov. Von den stillen Vororten Londons verschlägt es ihn zu den Ufern des Lake Como, den glitzernden Straßen von Genf und Zürich und schließlich, in einem atemlosen Höhepunkt in die tief verschneiten Birkenwälder von Russland.
Gabriel droht das zu verlieren, was er am meisten liebt und muss sich Herausforderungen stellen, nach denen sein Leben nie mehr so sein wird wie zuvor.
Meine Meinung:
Seit dem ersten Buch um Gabriel Allon bin ich ein großer Fan von Daniel Silva und erwartete jeden neuen Roman von ihm mit großer Spannung - auch ein Grund, warum ich irgendwann von den deutschen zu den englischen Ausgaben gewechselt habe (die Originalausgabe erscheint immer ca. 1 Jahr vor der deutschen Übersetzung).
Über die Jahre hat sich Silvas Stil allerdings verändert. Ich habe sehr die Art geliebt, wie er seinen Helden auf eine unaufdringlich emotionale Weise in Szene gesetzt hat - man fiebert mit und entwickelt einen Grad an Zuneigung oder Leidenschaft für den Protagonisten, wie das in Thrillern mit (auch) politischem Hintergrund eher selten der Fall ist. Dieses Element geht mir langsam verloren, und in keinem Buch ist mir das so deutlich aufgefallen wie in diesem. Silva bewegt sich weg von der heldenzentrierten und sehr emotionalen Perspektive, hin zu einer distanzierten und kühleren, viel mehr auf Fakten orientierten Erzählweise. Das macht 'The Defector' nicht zu einem schlechteren Buch, verschiebt das Leseerzählerlebnis aber mehr in Richtung der klassischen amerikanischen Politthriller.
Das mag auch daran liegen, dass der Autor seinen Helden inzwischen so gut kennt, dass er ihm kaum noch Inneneinsichten gönnt. Was ich als Leser etwas schade finde. Davon abgesehen ist es ein spannendes Buch, auch wenn ich den Stil der 'alten' Gabriel Allon Bücher etwas vermisse.
Nun aber noch ein Wort zur Handlung selbst:
Wie immer wirkt Daniel Silvas Setup glaubwürdig und außerordentlich gut recherchiert, der Plot ist verwickelt und voller Wendungen und bleibt immer interessant. Gabriel Allon wird hier vor eine Extremsituation gestellt, die Entführung seiner Frau durch einen Todfeind, und entwickelt eine neue Kälte und Brutalität, die man so nicht von ihm gewöhnt ist. Gerade das läßt ihn aber auch realistischer erscheinen.
Mich hat das Buch alles in allem gefesselt, ich habe es gern gelesen und kann es weiterempfehlen.
- Elena