Erschienen Februar 2007
278 Seiten
ISBN- 13: 978-3-832-18013-3
Kurzbeschreibung:
Marion trifft Luna durch einen Zufall wieder - in Paris, wohin sich beide geflüchtet haben. Vor ihrem Leben, vor den Männern, vor der Vergangenheit. Bei ihrem letzten Treffen waren sie Freundinnen, aber das ist sechs Jahre her. Die Bilder eines rauschhaften Sommers sind nur noch Erinnerung. Die abgeklärte Marion verfällt ihrer Faszination für die Andere ein zweites Mal. Luna ist wie ein Schmetterling, flatterhaft, unberechenbar und schön, auf charmante Weise lebensunfähig. Sie ist auf der Suche nach Viktor, den sie in jenem vergangenen Sommer für sich gewonnen zu haben glaubte. Doch ihre Sehnsucht läuft ins Leere.Luna macht sich Marions Zuneigung zunutze, um Einlass in Viktors Welt zu finden.
Über den Autor:
Susanne Heinrich wurde 1985 in Leipzig geboren. Im DuMont Literatur und Kunst Verlag erschien 2005 ihr Erzählband "In den Farben der Nacht". Susanne Heinrich lebt in Berlin.
Meine Meinung:
Warum lese ich so ein Buch?
Susanne Heinrich war Teilnehmerin am Wettbewerb in Klagenfurt, sie hat einen Band mit seltsam zu lesenden Erzählungen veröffentlicht und dies ist ihr erster Roman. Von der Generationenabfolge könnte sie im Verhältnis zu mir so etwas wie eine frühe Enkelin sein- von der Lebenserfahrung trennen uns also Welten. Das Buch lag in Hannover beim Eulentreffen auf dem Tisch, irgendwer da draussen hat es also schon gelesen und keiner Rezi wert befunden, warum also jetzt ich?
Susanne Heinrich beschreibt eine Geschichte aus einer Welt, die zu meiner Jugendzeit „jeunesse dorée" hieß, junge Leute deren Sorgen sich um ihr eigenes Ich drehen, da so banale Dinge wie arbeiten und Geldverdienen müssen zu diesen Sorgen nicht gehört. Man studiert so ein bisschen vor sich hin, weil Bildung auch immer „in“ oder heute würde man sagen „hip“ ist, ohne das aber in Stress ausarten zu lassen, feiert wilde Partys, natürlich mit allem was so an Bausteinen aus dem Chemieunterricht dazugehört und auch die biologische Betätigung kommt sicher nicht zu kurz, wenn sie in diesem Roman auch keine vordergründige Rolle spielt.
Der Roman beschreibt das Scheitern einer Suche nach Sinn, nach Liebe. Die Hauptprotagonisten sind dabei Luna, die Suchende, die abgrundtief sehnsuchtsvoll Liebende und Marion, die Ich- Erzählerin. Marion versucht distanzierte Beobachterin abseits des Geschehens zu bleiben, emotionsfrei zu sehen und zu berichten und bemerkt spät, letztlich zu spät, das ihr das nicht gelingt. Ihre bloße Anwesenheit ist kein Zufall, die Tatsache, dass sie beobachtet wirkt auf das Geschehen ein, sie wird, ob sie will oder nicht Teil des Ganzen und damit mitverantwortlich für das was geschieht. Dabei hat sie eigentlich genug eigene Probleme mit ihrer gerade gescheiterten Beziehung, an die sie ebenso große Erwartungen gesetzt hatte, wie Luna dies tut und an deren gelebter Realität sie gescheitert ist, sehr zur Verzweiflung ihres Partners, der sich in dieser Liebe, dieser Art von Beziehung eingerichtet hatte und wohlfühlte, während Marion die Routine, das längere Beieinandersein nicht als erträglich empfindet. Aus dieser Situation heraus verehrt, ja vergöttert sie geradezu Luna, die Absolute, für die alles entweder ätzende Langeweile oder glorreiche Erfüllung darstellt, die das Leben als ständiges Wechselbad der Gefühle wahrnimmt und gestaltet während Marion ihr Leben als gleichförmig, geordnet und eintönig empfindet. Luna bewundert an Marion diese Ordnung, die sie angeblich verachtet. Luna geht an ihrer Liebe zu Viktor auf und an dieser Liebe letzlich zu Grunde. Marion hingegen stellt die Ordnung wieder her in sich und in ihrem Leben- und damit ist auch in Ihr ein Scheitern.
Fazit: Ein sehr jetztzeitiges Buch, das zu Lesen sich lohnt.