Strahlend schöner Morgen - James Frey

  • Im neuen Roman von James Frey „Strahlend schöner Morgen“ trifft man auf verschiedene Personen mit gänzlich verschiedenen Charakteren, die alle in Los Angeles leben.
    Man begegnet zum Beispiel dem obdachlosen Alkoholiker Old Man Joe, den Ausreißern Dylan und Maddie, dem homosexuellen Filmstar Amberton und der Einwanderertochter Esperanza. Frey erzählt deren Geschichten sehr lebendig und glaubhaft und durch die Fakten über L.A., die Frey immer wieder zwischen die Geschichten streut, bekommt der Leser auch einen ganz guten Überblick, was den Schauplatz L.A. betrifft.
    Durch Freys phänomenalen Erzählstil werden die Hoffnungen, Sehnsüchte und Wünsche der einzelnen Protagonisten gut zum Ausdruck gebracht und durch seine facettenreichen Schilderungen gewinnt dieses Buch auch eine ganz besondere Atmosphäre, so dass man ganz in der Handlung gefangen genommen wird und hofft, dass diese wunderbare Geschichte von den Schicksalen der einzelnen Personen nie endet. Auch schafft es Frey perfekt die einzelnen Gefühle dem Leser emotional sehr gut zu vermitteln, wo durch man selbst mit den einzelnen Charakteren mitfühlt und ein Teil der Geschichte wird.
    James Frey hat mit „Strahlend schöner Morgen“ ein grandioses Buch über bewegende, aber leider alltägliche Schicksale einzelner Personen geschrieben, welches ein Lesegenuss ist und gelesen werden muss!


    5 von 5 Sternen!

  • Ich habe bei vorablesen das Hörbuch gewonnen und war ziemlich begeistert. Allerdings ist das auch stellenweise gekürzt (fand ich ausnahmsweise positiv) und durch die unterschiedlichen Sprecher je Erzählstrang sehr abwechslungsreich. Von daher kann ich sowohl die guten als auch die nicht so guten Kritiken nachvollziehen ;-)


    Meine Rezi muss ich dann wohl in der Rubrik Hörbücher posten, gell?

  • ein Reiseführer mit Schicksalen neu
    Ich plane im nächsten jahr eine Reise nach LA und daher war das Buch für mich doppelt so spannend.


    In einer Zeit in der man an vielen Menschen vorbei läuft ohne sie zu beachten, ist dieses Buch doch ein schöner Augenaufmacher für das Leben das neben unserem statt findet.


    Es zeigt uns wie andere Menschen leben, ihre Wünsche und Ängste.


    Diese Geschichte beinhaltet 5 verschiedene Menschen/Familien. Die Stränge verlaufen nicht ineinander, aber ies stört beim lesen kein bisschen. Die Fakten zu Anfang eines Kapitels isnd interessant und man erfährt viel über LA, die Menschen die da leben, die Stadt, die Straßen etc. Für Menschen die sich für die USA oder spezielle LA interessieren, ist dieses Buch sicher interessant wenn man nicht nur Reiseführer lesen möchte.


    Mir hat dieses Buch sehr gefallen, denn durch es ist sprachlich so ansprechend, ohne kitschig zu sein, das mir die einzelnen Schicksale nahe gegangen sind.

  • Ein Mega-Werk über eine Mega-Stadt – dies fällt mir ganz spontan zu dem Buch ein, obwohl ich kein Freund von Superlativen bin. Frey erzählt nicht ein Schicksal, sondern hunderte, wenn nicht sogar tausende. Es sind Geschichten über Menschen wie sie unterschiedlicher nicht sein können, von Kriminellen und Obdachlosen über Einwanderer und Ausreißer bis hin zu Schauspieler und Stars. Er erzählt aber auch über Straßen und Stadtteile, über Alltägliches und Außergewöhnliches, über Vergangenheit und Zukunft. In erster Linie erzählt er von einer Stadt – von Los Angeles.


    Diese Ansammlung von Einzelgeschichten, mal ausführlicher, mal mit zwei, drei Wörtern treffend skizziert, vermittelt ein umfangreiches Bild vom Leben in einer amerikanischen Megacity. Kaum vorstellbar, aber durchaus faszinierend. Interessante geschichtliche Details werden geschickt mit fiktiven Erzählungen gemischt. Immer dann, wenn ich mich eingelesen hatte, floss das Buch nur so dahin. Allerdings musste ich dazu immer erst eine gewisse Hemmung überwinden, dieses umfangreiche Machwerk in die Hand zu nehmen. Lesefluß wollte sich nicht einstellen, vor allem da die vielen unzusammenhängenden Einzelgeschichten keine Spannung aufkommen lassen. Die vier Erzählstränge, die sich durch das gesamte Buch ziehen, wecken zwar oft den Wunsch weiterzulesen, aber nachdem dann wieder ganz andere Personen auftauchen, geraten die Hauptprotagonisten ins Hintertreffen. Zu viele Namen und dazugehörende Geschichten verwirrten mich und der Versuch auch nur Bruchteile des Gelesenen zu behalten, ermüdet.


    Den „strahlend schönen Morgen“ gibt es für die meisten Personen des Buches nur im Hinblick auf das Wetter. Ansonsten handelt es oft von unerfüllten Träumen und gescheiterten Lebensentwürfen. Schade, denn die Ansammlung vieler gescheiteter Existenzen wirkt auf mich mehr abschreckend als anziehend, Lust, selbst L. A. zu besuchen bekomme ich so nicht.


    Die Sprache des Buches würde ich als kühl und distanziert beschreiben, was aber durchaus zu den Emotionen des Buches passt. Genauso die abgehackten und kurzen Sätze, die ebenfalls die etwas düstere Grundstimmung unterstreichen. Mit dem Weglassen der Anführungszeichen habe ich mich noch anfreunden können, schließlich war wörtliche Rede zumindest durch neue Zeilen abgesetzt. Nicht aber mit der inflationären Verwendung von „spricht“. Dieses Verb passt für einen Nachrichtensprecher, weniger aber für „normale“ Menschen in „normalen“ Unterhaltungen.


    Mit dem Bewerten tat ich mich schwer. Auf der einen Seite diese interessanten Details über viele zahlreiche Leben, auf der anderen die fehlende Spannung. Deswegen gibt’s von mir 6 Punkte.


    Fazit: Viele kleine Einzelgeschichten in einem großen Werk über eine große Stadt. Faszinierend, aber etwas langatmig ohne Spannung.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Obwohl dieses Buch ja genau in mein Beuteschema passt, war ich zunächst skeptisch, sind doch (zu) hohe Erwartungen nicht selten der Grund für einen tiefen Fall.


    Umso mehr freue ich mich, jetzt sagen zu können: Volltreffer!


    Vielleicht lag es daran, dass meine vorige Lektüre die eines sprachverliebten Sätzedrechslers war, dass mir diese sehr komprimierte, fast drehbuchartige Sprache sehr gut gefallen hat. Unter anderem das hat dafür gesorgt, dass ein dreidimensionales Modell Los Angeles' in meinem Hirne entstanden ist, wie es keine wortgewaltige Familiensaga hätte entstehen lassen können.
    Dabei zeigen die kurzen Auftritte einzelner Bewohner aber auch die ausführlicheren Beschreibungen der Hauptpersonen zwar teilweise berührende Schicksale, doch blieben sie mir irgendwie fremd, lediglich Mittel, um diese seltsame Stadt zu charakterisieren. Das, wie auch die kurzen Einschübe zur Stadtentwicklung, machen deutlich, wer die eigentliche Hauptperson dieses Romans ist: der betongewordene (Alp)Traum Amerikas, LA.


    Also eine unbedingte Empfehlung von einer, die sich ansonsten nicht die Bohne für Los Angeles interessiert.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zum Inhalt muss ich nicht viel schreiben, denn der wurde weiter oben schon ausgiebig erwähnt.
    Es handelt sich um vier parallel verlaufende Geschichten von Menschen, die ihr Glück in L. A. suchen.
    Zwischen diesen Kapiteln treten kleinere Abschnitte über die Geschichte Los Angeles auf und hin und wieder auch Listen, in denen z. B. die Naturkatastrophen aufgelistet werden, die in L. A. zwischen den Jahren 1781 und 2000 stattfanden. Darüber hinaus auch kleinere Stories von Leuten, die mit den vier Hauptgeschichten nichts zu tun hatten.


    Mich hat weder dieser Wechsel gestört, noch der Schreibstil, der zugegebnermaßen teilweise recht knappe Sätze liefert. Es mag daran liegen, daß ich kurz zuvor mit dem Roman Mitternachtskinder begonnen hatte und es somit genießen konnte auch mal wieder kurze knappe Informationen zu erhalten ;-).


    Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, trotzdem würde ich es nur bedingt weiterempfehlen, da es schon ein sehr eigenartiger Schreibstil ist, den ich bis jetzt auch mit keinem anderen Buch vergleichen kann, das ich gelesen habe.


    Und ich würde es auch nur bedingt als Reiseführer bezeichnen, denn ich war bisher noch nicht in L. A. und dieses Buch hat mich auch nicht für diese Stadt als Reiseziel begeistern können.

  • Ich bin jetzt knapp bei Seite 400 (von knapp 600 beim Hardcover) und ich glaube, dass das Buch morgen den Tag bei mir nicht überstehen wird und ich es zurücktrage in die Bibliothek....


    Manche Geschichten-Stränge gefallen mir ja schon, wie z.B. der mit Esperanza und Doug, aber spätestens bei der seitenlangen Beschreibung über die Straßennamen/-nummern hats bei mir aufgehört. Das habe ich dann nur überblättert, ebenso wie die "lustigen" Facts über LA. Denn ich fand da keinen von den ersten lustig, den Rest hab ich überflogen, und den letzten Rest eben überblättert.


    Ich denke, cih werde wohl einfach immer wieder vorblättern und nur noch die Passagen lesen, die von den Geschichten handeln, die ich nicht total langweilig fand ;-) Ich finde das alles sehr nichtssagend, seitenlange Name-Alter-Beruf-Nichts erreicht Listen geben mir nichts beim Lesen.


    Die Begeisterung hier am Anfang von den Rezensionen kann ich definitiv nicht teilen :wow

  • Zitat

    Original von dschaenna
    Ich finde das alles sehr nichtssagend, seitenlange Name-Alter-Beruf-Nichts erreicht Listen geben mir nichts beim Lesen.


    Die Begeisterung hier am Anfang von den Rezensionen kann ich definitiv nicht teilen :wow


    Ich konnte die Begeisterung auch nicht teilen und habe bei der Hälfte (ebenfalls beim HC) aufgegeben. Allerdings fand ich das Buch vor allem anfangs schon irgendwie faszinierend aufgrund des eigenwilligen Stils, der wohl die unglaubliche Vielfalt in L.A. spiegeln soll. Auf mehreren hundert Seiten allerdings ist mir das auch zu mühsam gewesen.
    Und die L.A.-Facts sollen wohl gar nicht lustig sein, auf die Idee bin ich jedenfalls gar nicht gekommen.

  • Zitat

    Original von mankell
    Und die L.A.-Facts sollen wohl gar nicht lustig sein, auf die Idee bin ich jedenfalls gar nicht gekommen.


    Steht da nicht "lustige Facts über LA"? (Ich habs schon weggeräumt - ich lass das jetzt sein mit lesen :-) )
    Ich fands zu Anfangs auch gut, vor allem hat mir gefallen, dass eben immer die eine Geschichte und dann die andere wieder hochkommt, aber als dann eben immer mehr einfach nur seitenlange uninteressante nichtssagende und für mich gähnendlangweilige Aufzählungen (ehrlich gesagt - Holly, 23, aus Pennsylvania, möchte Schauspielerin werden. - oder so ähnlich: JA UND? Eine Seite hätte gereicht, um mir die Botschaft rüberzubringen....) hatte das Buch eindeutig an Charme verloren.


    Und ich glaube auch nicht, dass es sich hier um ein "Buch zur falschen Zeit" handelt, weil das glaub ich einfach so grundunterschiedlich zu meinen Leseerwartungen ist, dass wir nicht zusammenkommen werden, das Buch und ich :lache

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ich habe das Hörbuch gehört und dieses hat mich absolut begeistert. :anbet :anbet


    Mir ging es ähnlich, hatte ich ja schon weiter oben geschrieben. Das Hörbuch ist teilweise gekürzt, was diesem Buch anscheinend eher gut getan als geschadet hat. Obwohl das Hören bei mir jetzt schon ziemlich lange her ist, geht mir die Geschichte irgendwie immer noch nach... Gutes Zeichen!

  • Ich lasse das Buch nun sein.... vielleicht ist das Hörbuch ja wirklich bessern, aber das Hardcover wird wieder in die Bib zurückgetragen :-) Warum hab ich hier zusammengeschrieben:


    Ich habe nach den ersten Rezensionen ja wirklich gedacht, dass es sich bei "Strahlend schöner Morgen" um ein tolles Buch handelt und - nachdem ich es in der Bibliothek gesehen habe - auch sofort mit dem Lesen angefangen. Leider konnte mich die Begeisterung nur bis knapp über die Mitte des Buches tragen, dann habe ich es abgebrochen und werde es wohl auch zu einem anderen Zeitpunkt nicht mehr in die Hand nehmen.


    Die Gründe dafür sind auch recht einfach aufgezählt: Genau so etwas hat das Buch definitiv zu viel. James Frey listet seitenweise Namen, Berufe, zerplatzte Träume und Alter sowie Herkunft auf. Im Stil à la James. 42. Cleveland. Schriftsteller. Ex-Drogensüchtiger. werden Seiten gefüllt, die immer wieder unterbrochen werden von (wirklich interessanten) historischen Begebenheiten und auch immer wiederkehrenden Personen, deren Leben irgendwie in Verbindung steht mit Los Angeles.


    Genau diese immer wieder auftauchenden Personen haben es mir bis in die Mitte des Buches geholfen - zum Beispiel die Geschichte von Esperanza, der amerikanischen Mexikanerin, fand ich toll. Ebenso die des pseudo Heteros und seinen Liebschaften - ja, wenn eben nicht der Rest des Buchs gewesen wäre. Denn ich musste viel "lustige" oder auch weniger interessante, nichtssagende und gleich wieder vergessene Tatsachen und Fakten zu mir nehmen, bis ich wieder an einer Stelle war, die ich wirklich lesenswert fand. Die einzelnen Stränge sind aber immerhin so schön voneinander durch die "Stadtgeschichte" getrennt, dass man wenigstens gut weiterblättern kann und die uninteressanten Stellen überblättern kann.


    Da das aber nicht mein Verständnis von "ich lese ein Buch" ist, habe ich das Buch nun wirklich zur Seite gelegt. Wer aber interessiert ist an zahllosen fast schon wissenschaftlichen Beschreibungen, welche Straße wie heißt, wie sie genannt wird und warum, und am Ende doch nur erfährt, dass die Bewohner von LA die Straßen nach den Nummern "rufen", der ist hier wirklich gut aufgehoben. Ich konnte mit dem Stil von James Frey nichts anfangen und habe auch so absolut keine Lust auf die Stadt bekommen - denn alles, was ich an Schilderungen gelesen habe, war entweder falsch und vorgetäuscht oder unfreundlich, heruntergekommen und lieblos.