Bush oder Kerry?

  • Historikus
    Wie wäre es, wenn Du auch mal auf die anderen Punkte eingehst, die von Dyke so treffend formuliert wurden? Was ist denn mit den Wertevorstellungen und den Respekt, die die Aussenpolitik der USA gegenüber anderen Kulturen an den Tag legt? Was ist denn mit dem anscheinend nur von den USA legitimierten und exklusiv verwendeten Begriff "Freiheit" im eigenen Land und in den Ländern, die die USA mit selbiger beglücken wollen?


    Die Aussenpolitik der USA in den vergangenen Jahrzehnten war alles andere, als eine Glanzleistung. Wenn die größte militärische Macht auf dieser Erde immer noch einer Kanonenboot-Diplomatie anhängt, wie sie vor über 100 Jahren gang und gäbe war und aus Geschichte nichts gelernt hat, dann ist das einfach ein geistig/politisches Armutszeugnis.


    Deine Sympathie den US-Amerikanern gegenüber in allen Ehren, aber manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß Du Deine Kritikfähigkeit gerade bei diesem Thema am Eingang abgibst.


    Gruss,


    Doc

  • Hi Doc,


    Dyke sprach von der US-Administration, nicht vom "amerikanischen Volk". Es ist leider schon soweit, dass die US-Administration mit dem amerikanischen Volk verwechselt bzw. gleichgesetzt wird.


    Es gibt wohl nichts schlimmeres als diese US-Administration, eine Schande, ein Chaos, verabscheuungswürdig, aber ich kann es nicht mehr ab, wie in diesen Diskussionen mit einer gewissen Arroganz gepaart mit Nichtwissen und Halbwissen (Moore scheint zur Bibel geworden zu sein) ein ganzes Volk als dumm bezeichnet wird.


    Ich kann es nicht mehr ab, dass Dokumentarfilme und Bücher über Amerika, die bekanntlich massenhaft Unwahrheiten verbreiten und voller Fehler sind, als die absolute Wahrheit in Europa angesehen werden, nur weil der Inhalt Futter zum Draufprügeln gibt.


    Mit sachlicher Kritik hat das teilweise nichts mehr zu tun.


    Zitat

    Wie wäre es, wenn Du auch mal auf die anderen Punkte eingehst, die von Dyke so treffend formuliert wurden? Was ist denn mit den Wertevorstellungen und den Respekt, die die Aussenpolitik der USA gegenüber anderen Kulturen an den Tag legt?


    Das die Aussenpolitik Amerikas momentan zu wünschen übrig lässt, da bin ich deiner Meinung.


    Zitat

    Was ist denn mit dem anscheinend nur von den USA legitimierten und exklusiv verwendeten Begriff "Freiheit" im eigenen Land und in den Ländern, die die USA mit selbiger beglücken wollen?


    Der Patriot act ist sehr bedenklich, und ich befinde ihn für falsch. Doch überall, wo große Terroranschläge passierten, wurden die Freiheiten eingeschränkt. Aktuelles Beispiel ist nun wohl Holland ...


    Zitat

    Wenn die größte militärische Macht auf dieser Erde immer noch einer Kanonenboot-Diplomatie anhängt, wie sie vor über 100 Jahren gang und gäbe war und aus Geschichte nichts gelernt hat, dann ist das einfach ein geistig/politisches Armutszeugnis.


    Wie hättest du denn zB das Problem Afghanistan gelöst, wo tatsächlich die Terroristen frei herumhüpften?


    Lassen wir den Irakkrieg aussen vor, denn da sind wir sicher einer Meinung, dass der falsch war.


    Gruß

  • Zitat

    Der Patriot act ist sehr bedenklich, und ich befinde ihn für falsch. Doch überall, wo große Terroranschläge passierten, wurden die Freiheiten eingeschränkt. Aktuelles Beispiel ist nun wohl Holland ...


    Und sehr oft völlig unnötig, wie z.B. in Deutschland. Allerdings darf man nicht vergessen, daß´dmait die Terroristen zumindestens ein Teilerfolg erreicht haben ...

    Menschen glauben etwas, weil sie es glauben wollen, oder weil sie Angst haben, es könnte wahr sein.


    (Zitat)

  • Zitat

    Original von Historikus
    Man nenne mir einen Beweis, dass in Amerika homosexuelle Partnerschaften nicht anerkannt sind?


    Mir ist ein Homo-Ehepaar persönlich sehr gut bekannt, ich war sogar zur Hochzeit geladen. Die Heirat fand auf einem deutschen Standesamt statt.
    Der eine Partner (Us-Bürger) wurde für einen gewißen Zeitraum (mehrere Monate) von seiner Firma in die USA versetzt. Er wollte für diese Zeit seinen Partner mitnehmen, wie es bei US-Ehepaaren üblich ist.
    Das wurde ihm von den USA-Behörden verweigert, da er für sie nicht verheiratet ist, da die USA keine Homo-Ehe anerkennt.
    Der deutsche Partner mußte die normale Einreise-Prozedur vornehmen.


    Nach Deinen Ethik und Moralwünschen kann ich hier zur Untermauerung keine weiteren Details nennen.


    Zitat

    Original von Historikus
    Wie hättest du denn zB das Problem Afghanistan gelöst, wo tatsächlich die Terroristen frei herumhüpften?


    Wenn ich das richtig verstehe, hätte die BRD in 70er + 80er Jahren Syrien, Libanon, Lybien und die DDR angreifen müssen, den dort wurden Terroristen ausgebildet und hüpften auch fast alle RAF-Mitglieder herum.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Das ist genau jene Arroganz in unseren Breitengraden, die ich bedenklich finde. Die "Amis" sind dumm - Die Blondinen sind dumm - Die Türken sind Folterer, Geiferer, schauen unseren Frauen nach - die "Jugos" sind faul und Schmarotzer - die Ossis sind generell schlechter als die Wessis, und etc. Alles Pauschalierungen über Ethnien der gleichen schlimmen Sorte!!!


    Zitat

    Das beweist mir, dass die meisten "Euris" (Gibt es eigentlich auch eine abwertende Bezeichnung für uns Europäer?), die ganz Amerika als dumm bezeichnen, oft kaum etwas über das wirkliche Amerika wissen.

    Ich hab halb Amerika als "dumm" bezeichnet- da etwa die Hälfte Bush gewählt hat. Nix Pauschale.


    Zitat

    Schon die zwei Gründe bestätigen doch schon alle Vorurteile, die man als Europäer über die "dummen Amis" haben kann. Trauriger geht's nimmer.


    Eben. Gegen Homosexualität und Abtreibung- willkommen im 19. Jh.!


    Zitat

    Solange sie nicht durch Kriegstreiberei versuchen anderen Kulturen ihre Wertvorstellungen aufzuzwingen, können die von mir aus machen, was sie wollen...in ihrem eigenen Land.

    Genau. Warum halten die ihr System für das beste, wenn die Welt dagegen ist (ich erinnere an dieses Klimaabkommen...)?


    Zitat

    Das die Aussenpolitik Amerikas momentan zu wünschen übrig lässt, da bin ich deiner Meinung.

    Und das ist noch nett ausgedrückt....


    Aber wie wirs auch drehen und wenden, Bush ist für 4 Jahre "gewählt" (ich bin mir da immernoch nicht so sicher) und wir müssen ihn wohl oder übel ertragen. Hoffen wir, dass er die Erde ganz lässt...


    P.S.: Warum darf eigentlich die USA Atomwaffen haben und andere Länder nicht? Warum darf die USA die Erde verschmutzen durch nicht unterzeichnete Klimaverträge und die ewige Streiterei um Öl? Ich versteh nicht, was der USA so eine Sonderposition in der Welt gibt.

  • Zitat

    Original von hinterwäldlerin
    Warum darf eigentlich die USA Atomwaffen haben und andere Länder nicht? Warum darf die USA die Erde verschmutzen durch nicht unterzeichnete Klimaverträge und die ewige Streiterei um Öl? Ich versteh nicht, was der USA so eine Sonderposition in der Welt gibt.


    Da hab' ich mal eine ganz einfache Antwort: Es sind 26 aktive Flugzeugträger. So traurig das auch ist.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo,


    Zitat

    Ich hab halb Amerika als "dumm" bezeichnet- da etwa die Hälfte Bush gewählt hat. Nix Pauschale.


    Also sind für dich sage und schreibe 59 Millionen Menschen dumm, weil sie Bush gewählt haben? Sind für dich alle Menschen dumm, die nicht deiner politischen Meinung sind?


    Condoleeza Rice zB, die neue Aussenministerin, hat einen IQ jenseits der 140, hat in ihrer Schulzeit mehrere Klassen übersprungen, war mit 26 Jahren schon Professorin und Beraterin von George Bush senior in osteuropäischen Fragen.


    Die Einstellung eines Menschen muss nicht heißen, dass dieser dumm ist. Es gibt genug gescheite Menschen, die Bush gewählt haben, einfach aufgrund dessen weil sie konserativ denkende Menschen sind, denen Religion wichtig ist.


    Menschen als dumm zu bezeichnen, weil sie so frech sind, nicht Europas Meinung zu sein, dass finde ich schon eine gehörige Pauschalierung.


    Apropo findest du diejenigen Menschen auch dumm, die in Europa konserative Parteien wählen? Die sind unter anderem auch gegen die Homoehe, und besonders gegen die Abtreibung.


    Zitat

    Eben. Gegen Homosexualität und Abtreibung- willkommen im 19. Jh.!


    Dir fehlt es wirklich etwas an Wissen. Bush ist für homosexuelle Partnerschaften, aber gegen die Homo-Ehe. In Amerika werden Homosexuelle genauso in der Gesellschaft diskriminiert wie in Europa.
    In Deuschland und Österreich wird es Frauen, die ihr Kind abtreiben wollen, immer noch so schwer wie möglich gemacht.


    Zitat

    P.S.: Warum darf eigentlich die USA Atomwaffen haben und andere Länder nicht?


    Weil in Nordkorea, Iran und Co. totalitäre Regimes herrschen, und dort leicht eine Atombombe in radikale Hände kommen sollte.


    Übrigens, warum folgt eigentlich nie ein Aufschrei gegen Russland? Die bauen gerade ebenfalls an neuartigen Atomraketen, und morden munter in Tschetschenien weiter. Ach ja, habe ich ja vergessen, Russland ist ja nicht Amerika. :lache


    Zitat

    Ich versteh nicht, was der USA so eine Sonderposition in der Welt gibt.


    Weil die USA die Frechheit besessen hat, die erfolgreichste Politik der Welt zu machen, und mysteriöserweise so die größte Wirtschaftsmacht aller Zeiten aufgebaut hat.


    Man könnte aber auch sagen, Europa und andere Kontinente waren einfach zu blöd, mitzuhalten und ein gutes Gegengewicht zu sein. Dann würden sich die Amerikaner nicht trauen, sich über internationales Recht hinwegzusetzen.


    Gruß

  • Zitat

    Dir fehlt es wirklich etwas an Wissen. Bush ist für homosexuelle Partnerschaften, aber gegen die Homo-Ehe.


    Dann warte einmal ab, bis er seine drei neuen Richter ernannt hat. Dann wird es wohl eher in Richtung "christlicher Gottesstaát" gehen.


    LG Dyke

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    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Uups, das war doppelt, bitte nicht mitzählen, sonst bekomme ich noch einen schlechteren Ruf


    LG Dyke

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    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Original von Historikus
    Muss man denn bei Amerika-Kritik so übertreiben?


    Bitte präzise nciht "Amerika-Kritik". sonder Kritk der amerikanischen Regierung.
    Sehr viele der "fortschrittlichen " Urteile sind mit einer Stimme Mehrheit (5 zu 4) zu Stande gekommen (waren noch Clintons Richter). Und wenn die Porträts der wahrscheinlichen Kandidaten stimmen, habe ich nicht übertrieben.
    Da ist unser "Hamburger Richter" ja noch fast ein Lamm dagegen.


    LG Dyke

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  • Zitat

    Original von Historikus
    Menschen als dumm zu bezeichnen, weil sie so frech sind, nicht Europas Meinung zu sein, dass finde ich schon eine gehörige Pauschalierung.


    Sorry, aber ... wie war das noch mit dem Glashaus?


    Zitat

    Dir fehlt es wirklich etwas an Wissen. Bush ist für homosexuelle Partnerschaften, aber gegen die Homo-Ehe. In Amerika werden Homosexuelle genauso in der Gesellschaft diskriminiert wie in Europa.


    Da bist du allerdings auf dem ganz falschen Dampfer: GWB ist strikt gegen Homosexualität, hält selbige für eine Verirrung, für eine Geisteskrankheit, für schwere Sünde -- das hat er in vielen Interviews und Verlautbarungen immer wieder betont.


    Zitat

    In Deuschland und Österreich wird es Frauen, die ihr Kind abtreiben wollen, immer noch so schwer wie möglich gemacht.


    Du bist nicht im Bilde. Die US-Neokons beabsichtigen, Abtreibung grundsätzlich unter Strafe zu stelle. Die dafür nötige, die Gesetzgebung betreffende Verfassungsänderung ist kurz vor der Wahl sang- und klanglos in Kongreß und Senat von der GOP-Mehrheiten abgesegnet worden -- unter Ausschluß der Öffentlichkeit, denn die wird von den Massenmedien berieselt, und wo die stehen, weißt du ja hoffentlich selbst.


    Zitat

    Weil in Nordkorea, Iran und Co. totalitäre Regimes herrschen, und dort leicht eine Atombombe in radikale Hände kommen sollte.


    Wieder falscher Dampfer: Nordkorea muß keine Angst haben, denn Nordkoreas Raketen könnten ja die US-Westküste erreichen, da muß man dann trotz geschwollenem Bizeps diplomatisch vorgehen. Schließlich haben wir hier wieder das sattsam bekannte Gleichgeschreck der Wichte.
    Außerdem hat Nordkorea keine Bodenschätze, die energiewirtschaftlich nutzbar wären. Der Iran schon.


    Zitat

    Übrigens, warum folgt eigentlich nie ein Aufschrei gegen Russland?


    Schalte mal deine Gebetsmühle ab! Das Thema ist hier durch. Ein faules Argument zieht nicht. :lache


    Zitat

    Weil die USA die Frechheit besessen hat, die erfolgreichste Politik der Welt zu machen, und mysteriöserweise so die größte Wirtschaftsmacht aller Zeiten aufgebaut hat.


    Naja, im Export hapert 's dafür gewaltig. :lache
    Wirtschaftsmacht sind sie nur, weil in den USA dank des Wahlsystems die Tycoone mächtiger sind als der Präsident, der bestenfalls als Halliburtons (u.a.) Frühstücksdirektor fungiert.
    Auf diese Art von Macht, die kein Problem damit hat, das, wofür das Land dereinst gepriesen wurde (Bürgerrechte, Menschenrechte und derlei altmodischer Krempel), konsequent auszuhebeln, darauf kann ich wirklich verzichten.


    Was längst nicht heißt, daß ich darob Putins Rußland gut finden müßte.


    Ich bin strikt proeuropäisch. Wenn mich das als antiamerikanisch stempelt -- nur zu!


    Das liegt allerdings schlichtweg daran, daß die USA derzeit mehrheitlich anti-europäisch ist. Und offen gestanden ist mir das nach der Wiederwahl dieses Möchtegern-Messias und seiner Energie-Junta so was von egal! :wave

  • Hi Iris,


    Zitat

    GWB ist strikt gegen Homosexualität, hält selbige für eine Verirrung, für eine Geisteskrankheit, für schwere Sünde -- das hat er in vielen Interviews und Verlautbarungen immer wieder betont.


    Quelle?


    Zitat

    Die US-Neokons beabsichtigen, Abtreibung grundsätzlich unter Strafe zu stelle.


    Mir ist bekannt, dass ein Mann vor kurzem gewählt wurde, der Abtreibung gerne unter Strafe stellen würde.


    Zitat

    Ich bin strikt proeuropäisch. Wenn mich das als antiamerikanisch stempelt -- nur zu!


    Ich bin ebenfalls ein strikter Pro-Europäer. Ich bin ebenfalls ein scharfer Bush und Amerikakritiker. Doch muss ich schon sagen, dass manche Kritik ala Moore-Niveau scharf an die Grenzen des Antiamerikanismus anstößt. Ich finde es nicht in Ordnung, ein ganzes Volk als dumm zu bezeichnen.
    Das regt mich auf, und das erlaube ich mir, auch zu kritisieren.


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Quelle?


    Interviews auf FoxTV und ABC (vermutlich sind die auf den Webseiten der Sender noch über die Suchfunktion zu kriegen) außerdem gibt es div. Artikel in der New York Times und der Washington Post (zu Zeiten, als die WashPo GWB noch voll unterstützte), sowie dem Boston Chronicle und der L.A. Times.
    Was auf deren Seiten nicht mehr zu kriegen ist (Archive sind oft gebührenpflichtig), dürfte über Commondreams greifbar sein; das ist das Netzwerk der freien (d.h. nicht konzerngebundenen) Presse in den USA -- einfach bei der Suchfunktion "bush +homosexuality" eingeben. So bin ich jedenfalls gut fündig geworden.


    Zitat

    Mir ist bekannt, dass ein Mann vor kurzem gewählt wurde, der Abtreibung gerne unter Strafe stellen würde.


    Der designierte Justizminister Gonzales ist ultrastrenger Katholik und sieht Abtreibung juristisch als Mord an. Es gibt Pläne, eine Klage vor dem Supreme Court zu fechten, der dank Reagan, Bush sen. und GWB weitgehend mit Neokons besetzt ist. Was eine entsprechende Gesetzgebung in Staaten wie Miami und Texas bedeuten würde, kannst du dir ja selbst ausrechnen.


    Zitat

    Ich bin ebenfalls ein strikter Pro-Europäer. Ich bin ebenfalls ein scharfer Bush und Amerikakritiker. Doch muss ich schon sagen, dass manche Kritik ala Moore-Niveau scharf an die Grenzen des Antiamerikanismus anstößt.


    Leider reagierst du bei nahezu jeder Kritik an den USA, als spräche da dein rotes Tuch MM. Man muß nicht unter MMs Einfluß stehen, um die Zustände da drübern beschissen und brandgefährlich zu finden. Immerhin haben Deutsche und Österreicher gemeinsam extrem schmerzliche Erfahrungen machen müssen -- und es gibt noch eine Parallele: Auch damals glaubte niemand, daß die Bande dermaßen gefährlich war, und die Propheten hielt man für Spinner!


    Ich möchte wirklich nicht eines Tages die Zeitung lesen und sagen müssen -- um ein berühmtes Filmzitat anzubringen --: "Boy, do I hate being right all the time!"


    Zitat

    Ich finde es nicht in Ordnung, ein ganzes Volk als dumm zu bezeichnen.


    Es war nur etwas mehr als das halbe Wahlvolk, das als "dumm" bezeichnet wurde -- und als ich die ersten Hochrechnungen aus den USA mitbekam, habe ich weiß Gott schlimmere Flüche ausgestoßen. Angesichts der Zahlen mußte ich daran denken, daß in Deutschland manchmal der Wiederaufbau des "iron curtain" beschworen wird: "Von mir aus sofort", dachte ich, "durch Atlantik und Ärmelkanal."


    Zitat

    Das regt mich auf, und das erlaube ich mir, auch zu kritisieren.


    Vielleicht solltest du die Kritik erst loslassen, wenn du dich etwas abgeregt hast; der Putin war nämlich -- Verzeihung! -- ein Rohrkrepierer.

  • Hallo,


    Zitat

    mmerhin haben Deutsche und Österreicher gemeinsam extrem schmerzliche Erfahrungen machen müssen -- und es gibt noch eine Parallele: Auch damals glaubte niemand, daß die Bande dermaßen gefährlich war, und die Propheten hielt man für Spinner!


    Iris, bei aller Richtigkeit über Bushs Einstellung zu Homosexualität und über den neuen Justizminister Gonzales, der auch für Guantanamo verantwortlich ist, möchte ich doch zu bedenken geben, dass der Vergleich Drittes Reich und Bush-Administration mehr als überzogen ist.


    Zitat

    Vielleicht solltest du die Kritik erst loslassen, wenn du dich etwas abgeregt hast; der Putin war nämlich -- Verzeihung! -- ein Rohrkrepierer.


    Mir geht es darum, dass auch Putin eine große Gefahr darstellt. Russland ist mittlerweile eine Scheindemokratie, die Medien sind nicht mehr selbstständig, Putin sterkt überall seine Macht, und in Tschetschenien sterben weiterhin täglich viele Menschen. Aber dagegen protestiert die Weltöffentlichkeit nicht. Warum wohl?


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Iris, bei aller Richtigkeit über Bushs Einstellung zu Homosexualität und über den neuen Justizminister Gonzales, der auch für Guantanamo verantwortlich ist, möchte ich doch zu bedenken geben, dass der Vergleich Drittes Reich und Bush-Administration mehr als überzogen ist.


    Wegen Auschwitz, nicht wahr? Richtig ist, daß Hitler und Stalin die durchgeknalltesten der Herren waren, die gegen Mitte des 20.Jhs. in Europa politisch Furore gemacht haben. Antidemokratismus ist und bleibt eine grundlegende politische Strömung dieser Zeit, die die USA mit atlantikbedingter 60jähriger Verspätung durchmachen.
    Wenn du z.B. Franco oder Mussolini nimmst, sind die politschen Vorstellungen wieder ganz dicht bei dem, was die Herren in Washington absondern. Es ist ein gradueller Unterschied, His, nicht mehr. Die Herrschaften schaffen sukzessive die Bürgerrechte ab, zetteln in aller Welt Angriffskriege an, unterstützen völkermordende Diktatoren, drücken aller Welt ihre Vorstellungen von Wirtschaft und Kultur aufs Auge, zensieren die Medien, machen durch eine populistische Steuergesetzgebung die Armen ärmer und die Reichen reicher, predigen dabei konservative Wete und die unermeßliche Größe der eigenen Nation, und weil der US-amerikanische Jedermann eine Kanone am Gürtel tragen darf, findet er das alles gut und richtig! :pille


    Zitat

    Mir geht es darum, dass auch Putin eine große Gefahr darstellt. Russland ist mittlerweile eine Scheindemokratie, die Medien sind nicht mehr selbstständig, Putin sterkt überall seine Macht, und in Tschetschenien sterben weiterhin täglich viele Menschen. Aber dagegen protestiert die Weltöffentlichkeit nicht.


    Wer bezweifelt denn das?


    Zitat

    Warum wohl?


    Weil wir doof sind?
    Weil MM das uns einträufelt?
    Sag 's mir!

  • Zitat

    Weil wir doof sind?


    Nein. Es ist modern, Amerika-Bashing zu betreiben. Geradezu cool. Manche Kritik stimmt, wie von dir vorgetragen, manche aber nicht. Bei einigen habe ich einfach den Eindruck, dass sie nur mit der Welle "Fuck USA" mitschwimmen.


    Dabei wäre auch mal eine Russland-Demo fällig. Aber da geht keiner auf die Straße, weil Russland nicht USA heißt.


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Nein. Es ist modern, Amerika-Bashing zu betreiben. Geradezu cool. Manche Kritik stimmt, wie von dir vorgetragen, manche aber nicht. Bei einigen habe ich einfach den Eindruck, dass sie nur mit der Welle "Fuck USA" mitschwimmen.


    Es heißt "Fuck the free world!" und es stammt von einem verdammt prominenten US-Amerikaner.


    Ich kann dieses Ami-Bashing menschlich durchaus verstehen. Und ich kenne viele "Amis", die das auch können: Eine Nation, die sich vor aller Welt als "God's own country", als Hort des Guten, als Garten Eden voll Moral und menschlicher Wärme wähnte, taumelt am Rande des Abgrunds.


    Zitat

    Dabei wäre auch mal eine Russland-Demo fällig. Aber da geht keiner auf die Straße, weil Russland nicht USA heißt.


    Das ist Unsinn! Es gibt Mahnwachen vor der russischen Botschaft in Berlin -- aber Demos gegen Rußland machen schlichtweg keinen Sinn, weil es keine Medienwirksamkeit hat -- es würde in Rußland nämlich niemand erfahren, und das weiß hier jeder.


    Da sind Protestnoten an die russische Botschaft weitaus wirkungsvoller, z.B. im Rahmen der "urgent actions" von amnesty international -- und gefährlicher, da man seine Identität preisgibt, während man in einer Demo nur ein bißchen der Gesamtmasse ist.

  • Zitat

    Original von HistorikusRussland ist mittlerweile eine Scheindemokratie, die Medien sind nicht mehr selbstständig, Putin sterkt überall seine Macht, und in Tschetschenien sterben weiterhin täglich viele Menschen. Aber dagegen protestiert die Weltöffentlichkeit nicht. Warum wohl?


    Wie kann etwas eine Scheindemokratie sein, was noch nie eine Demokratie war ??
    Auch maßt sich Russland nicht an, der Heilsbringer für den Rest der Welt zu sein.
    Solltest du einem Deine Nase aus Moores Bücher nehmen, würdest du auch Proteste gegen Tschetschenien wahrnehmen.
    Und welche amerikanischen, australischen, japanischen, chinesischen, ägyptischen, kenianischen, südafrikanischen, von europäischen Zeitschriften liest Du täglich, da Du so gut über die Weltöffenlichkeit bescheid weißt.



    Zitat

    Original von Historikus


    Nein. Es ist modern, Amerika-Bashing zu betreiben. Geradezu cool. Manche Kritik stimmt, wie von dir vorgetragen, manche aber nicht. Bei einigen habe ich einfach den Eindruck, dass sie nur mit der Welle "Fuck USA" mitschwimmen.


    Dabei wäre auch mal eine Russland-Demo fällig. Aber da geht keiner auf die Straße, weil Russland nicht USA heißt.


    Ja, es ist an der Zeit Amerika-Bashing zu betreiben, denn sie bestimmen nicht nur die Weltpoltik, sondern auch die Weltwirtschaft. Ein amerikanischer Analyst kann die Börsenkurse der Welt beeinflußen. Der amerikanische Konsumfaktor beeinflußt Börsentendenzen.
    Hast Du das schon einmal über ein anderes Land gehört??
    Sie sind die größten Rohstoff- und Energieverschwender und das mit stolzgeschwellter Brust.
    Wer so bestimmend ist, muß sich genauere Blicke gefallen lassen, denn von einem quersitzendem Furz dort hängt einfach zu viel für uns alle ab.


    Der in Russland dagegen ist außerhalb Moskaus schon verduftet.


    Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson